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SG Praunheim - SC Klinge Seckach |
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Bundesliga, Staffel Süd - 6. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: 21.10.1990
Zuschauer: 850
Schiedsrichter: Griese
Tore: 1:0 Zimmermann (11.), 1:1 Sauter (52.)
SG Praunheim | SC Klinge Seckach |
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Trainer
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Spielertrainerin
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Tabellenführer geriet leicht ins Straucheln Gäste vergaben Strafstoß / SG wirkte verkrampft Bekanntlich ist die Rolle des Jägers leichter als die des Gejagten. Diesen Erfahrung mußte der bisherige Spitzenreiter nun am eigenen Leib spüren. Entwickelte sich der Aufsteiger zu Beginn der Saison zum Favoritenschreck, der den Etablierten kontinuierlich ein Bein stellte, gilt die SG jetzt selbst als erklärter Favorit. Zwar kamen die Praunheimerinnen gegen den Gast nicht zu Fall, doch avancierte dieser beinahe zum Stolperstein. Die Last des Nicht-mehr-Außenseiters, der agieren statt reagieren sollte, erwies sich für die SG offenbar als zu schwere Bürde. Die bisher gezeigte Spontaneität und Ungezwungenheit war dahin. In kämpferischer Hinsicht gab es wieder nichts auszusetzen, doch ging dabei die spielerische Linie verloren. Simone Damerau, Schaltzentrale und unermüdliche Ankurblerin, war mit ihren Pässen nur selten vom Glück begünstigt SG-Neuzugang Nora Bethi, eine aus Algerien stammende Straßenfußballerin, ließ ihre außergewöhnliche Ballfertigkeit erkennen, fand jedoch nicht die Bindung zu ihren Nebenspielerinnen. Es war Sand im Getriebe der Praunheimerinnen, denen nach den Worten ihres Trainers Dieter Hochgesand noch die zu einer Spitzenmannschaft gehörende Stabilität fehlt. Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, daß junge Spielerinnen nicht immer ihren Leistungszenit überschreiten könnten. Das Remis vor 850 Zuschauern am Praunheimer Hohl ging alles in allem betrachtet in Ordnung. Es war ein Spiel, das die zuvor hoch gesteckten Erwartungen nicht rechtfertigen konnte. Zu verkrampft, zu wenig spielerische Klasse zeigte die bis dahin die Tabelle der Bundesliga Gruppe Süd dominierende SG Praunheim. Die Gäste aus Nordbaden verdienten sich den Punkt durch eine homogene Mannschaftsleistung. Die von Gäste- und Spielertrainerin Ulrike Ballweg geforderte Leistung erbrachte dagegen der nordbadische Meister, der sich bisher wohl unter Wert verkauft hatte. Die eingeschlagene Marschroute, die SG frühzeitig zu stören und einen geordneten Spielaufbau zu unterbinden, wurde konsequent befolgt. Daneben vernachlässigte der Gast das Offensivspiel nicht, ein Zeichen des dargebotenen Selbstbewußtseins an diesem Tage. Allerdings vermochte lediglich Elke Sauter nach einem raumöffnenden Paß einen Treffer auf der Habenseite zu verbuchen. Bereits in der 7. Minute hatte dieselbe Spielerin die Chance zur frühen Gästeführung: Katharina Noe war an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht worden war und Schiedsrichter Griese deutete zum Entsetzen der Praunheimerinnen auf den Elfmeterpunkt. Selbst Gästetrainerin Ulrike Ballweg vermochte nicht zu sagen, ob das Foul in der Tat im Strafraum begangen worden war. Doch Elke Sauter drosch das Leder in den Himmel. Den Führungstreffer für die SG markierte Ingrid Zimmermann, die in einer undurchsichtigen Situation den Ball über die Linie bugsierte. Kurz vor Spielschluß dann hüpfte im Gäste-Strafraum das Leder in Billardkugelmanier jeweils von der Torlinie in den Fünfmeterraum und zurück. Bei einem Treffer hätte sich die SG wohl in Fortuna Praunheim umtaufen lassen müssen. Trainer Dieter Hochgesand gewann dem zweiten Punktverlust freilich dann noch ein Gutes ab: „Jetzt sind wir wenigstens die Favoritenbürde los und können wieder so unbeschwert auftreten, wie bisher, Das war ja auch eine unserer Stärken.“ (FR vom 01.10.1990)
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