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SG Praunheim - TuS Niederkirchen |
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Bundesliga, Staffel Süd - 10. Spieltag
1:8 (1:4)
Termin: 03.03.1991
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Berndt (Düsseldorf)
Tore: 0:1 Mohr (2.), 0:2 Mohr (16.), 0:3 Bianco (18.), 1:3 Heck (26.), 1:4 Mohr (35.), 1:5 Mohr (48.), 1:6 Mohr (59.), 1:7 Mohr (62.), 1:8 Mohr (65.)
SG Praunheim | TuS Niederkirchen |
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Trainer
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Heidi Mohr überrannte alles Einzig Niederkirchens Trainer Jürgen Heimann ging an Krücken. Ein tags zuvor erlittener Achillessehnenabriß hinderte ihn an überschäumenden Freudentänzen. Grund dazu hätte er genug gehabt. Mit einem eindrucksvollen 8:1-Sieg entthronten die Pfälzerinnen den bisherigen Tabellenführer Praunheim. Gefeierte Frau war wieder einmal die 39malige Nationalspielerin Heidi Mohr, die allein sieben der acht Tore erzielte und mit 26 Treffern einsam die Torjägerliste der Frauen-Bundesliga anführt. Bereits nach 90 Sekunden nahm das Schicksal seinen Lauf. Heidi Mohrs erster Streich saß. Mit einem Heber ins lange Eck überlistete die 24jährige die erstmals im Praunheimer Tor stehende Manuela Keßler. Geschockt von diesem frühen Rückstand fanden die Gastgeberinnen nie zu ihrem Spiel. Und als es nach nur 18 Minuten nach Toren von Heidi Mohr und Deborah-Ann Bianco 0:3 stand, war eigentlich alles schon gelaufen. Zwar konnte die Praunheimerin Vera Heck mit einem plazierten Schuß von der Strafraumgrenze noch einmal auf 1:3 verkürzen, die überragende Heidi Mohr sorgte jedoch noch vor dem Wechsel für den alten Abstand. Wie nervös die Praunheimerinnen zu Werke gingen, machte ein noch vor der Pause von Simone Damerau verschossener Foulelfmeter deutlich. Und selbst der Platzverweis der Niederkirchenerin Jessica Apholte wegen groben Foulspiels (38.), brachte nicht die erhoffte Wende für die Gastgeberinnen. Im Gegenteil: Die an diesem Tag in allen Belangen stärkeren Gäste spielten locker ihren Part herunter, und die pfeilschnelle Heidi Mohr sorgte für die entsprechenden Tore. Ihre Gegenspielerin Anita Henninger bekam die Europameisterin nie in den Griff. Trotzdem nahm sie Trainer Dieter Hochgesand in Schutz: „An ihr alleine hat es heute nicht gelegen. Wenn man so schnell 0:3 hinten liegt, brechen eben alle Dämme.“ Trotzdem mußte sich Hochgesand fragen lassen, warum er das „Experiment Henninger“ nicht bereits zur Pause abbrach, als zu erkennen war, daß die zwar schnelle, aber technisch klar unterlegene etatmäßige Stürmerin gegen diese Heidi Mohr auf verlorenem Posten stand. Zurufe aus dem Publikum kommentierte er mit dem Satz: „Ich kann mir ja schließlich keine backen.“ In der Tat war an diesem Sonntagvormittag gegen eine Heidi Mohr in Bestform nichts zu bestellen. Das einzige, was bei den Praunheimerinnen stimmte, war die Moral. Obwohl hoffnungslos unterlegen, kämpften sie bis zum Abpfiff um jeden Ball. Das freilich war an diesem trüben Morgen gegen die starken Niederkirchenerinnen einfach zu wenig. (FR vom 04.03.1991)
Heidi Mohr beschert der SG Praunheim einen bitteren Tag Mit der überraschenden Tabellenführung zur Halbzeit der Fußball-Bundesliga-Saison hatte die SG Praunheim eine optimale Fallhöhe erreicht. Nach dreimonatigem Ausruhen auf den im vergangenen Jahr erkämpften Erfolgen stürzte der „Herbstmeister“ beim Start in die Rückrunde tief. Mit 8:1 Toren gewann Verfolger TuS Niederkirchen am Sonntag das Spitzenspiel der Gruppe Süd. Im Grunde war es eine Spielerin, die Praunheim zu Hause demütigte: Heidi Mohr, 39 Länderspiele, traf siebenmal und war in keiner Phase von ihrer direkten Gegenspielerin Anita Henninger noch von deren Abwehrkolleginnen zu halten. Da der FSV Frankfurt in Binzen 6:1 siegte und Bayern München in Saarbrücken ein 1:1 erreichte, wurden einige Tabellenplätze gewechselt. Der FSV führt nun mit einem Punkt Vorsprung vor Niederkirchen, Saarbrücken und Praunheim. Ein bitterer Tag für die Praunheimerinnen, die schon in der 16. Minute 0:3 zurücklagen. Noch zweimal keimte Hoffnung auf: nach dem 1:3 durch Vera Heck sowie beim Stande von 1:4 durch einen Elfmeter, den Niederkirchens Libero Gudrun Müssig an Ingrid Zimmermann verursacht hatte. Aber Simone Damerau verschoß. Eine Minute später blickten die 600 Zuschauer wieder auf die offensive Abwehrspielerin. Wegen eines groben Fouls an Simone Damerau wurde Jessica Apolte vom Schiedsrichter des Feldes verwiesen. Doch die physisch überlegene Pfälzer Mannschaft aus dem 1800 Einwohner zählenden Weindorf ließ sich von dieser Entscheidung keineswegs beeindrucken. Die vier Treffer der zweiten Halbzeit von Heidi Mohr fielen alle nach dem gleichen Strickmuster. Deborah Bianco, die das dritte Niederkirchener Tor erzielt hatte, spielte den Ball in den freien Raum, irgendwo in die Nähe von Heidi Mohr. Obwohl Trainer Hochgesand mit der ehemaligen Leichtathletin Anita Henninger die schnellste Spielerin seiner Mannschaft gegen die Mittelstürmerin aufgeboten hatte, entwischte diese mit dem Ball am Fuß noch immer der .Praunheimer Verteidigung. „Es gibt halt Tage, da klappt alles“, sagte Heidi Mohr zu dieser Glückspartie. Sie liegt in der Torjägerliste beider Bundesliga-Klassen mit 26 Toren so gut wie uneinholbar auf Rang eins. Vorwürfe wollte sich die ausnahmsweise mit der Manndeckung betreute Stürmerin Anita Henninger in Anbetracht der außergewöhnlichen Leistung Heidi Mohrs nicht machen: „Allerdings hoffe ich, daß ich in Zukunft wieder im Angriff spielen darf.“ Dieter Hochgesand stauchte seine sowieso niedergeschlagene Mannschaft nicht zusammen: „Solche Spiele gibt es nun mal, das hat jedes Team der Welt schon erlebt.“ Zwar sei der Fall von Rang eins auf Platz vier optisch gesehen ein tiefer Sturz, doch würden sich nun die Dinge bei der SG Praunheim auf die Realität einpendeln, sagte der Trainer. Er erwies sich nach dem Abpfiff als einfühlsamer Pädagoge und gewann in der Kabine der deftigen Abfuhr noch einen positiven Aspekt ab: „Besser einmal 1:8 als dreimal 0:3 verlieren.“ (FAZ vom 03.09.1990)
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