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SG Praunheim - FSV Frankfurt |
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Bundesliga, Staffel Süd - 12. Spieltag
0:6 (0:2)
Termin: 17.03.1991
Zuschauer: 1.250
Schiedsrichter: Lehnardt (Heringen)
Tore: 0:1 Bornschein (21.), 0:2 Minnert (37.), 0:3 Schlösser (44.), 0:4 Schlösser (55.), 0:5 Mantel (75.), 0:6 König (80.)
SG Praunheim | FSV Frankfurt |
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Trainer
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Überraschungsmannschaft ist hart auf dem Boden der Realität gelandet Bornheimerinnen spielten mit dem Gegner Katz und Maus Nach dem unerwarteten und unnötigen Punktverlust gegen Klinge-Seckach ließ FSV-Trainerin Monika Koch-Emsermann schmunzelnd verlauten: „Meine Mannschaft verkraftet grundsätzlich alles, zieht jedoch aus Fehlern keine Lehren.“ Im Lokal-Derby gegen die SG Praunheim belehrten dann die Spielerinnen ihre Trainerin eines Besseren. Mit einer homogenen und überzeugenden Mannschaftsleistung erteilte der FSV dem Lokalrivalen beim glatten 6:0-Triumph eine fußballerische Lehrstunde. Dieser, bisher von einer Euphoriewelle der Glückseligkeit getragen, landete unsanft auf dem harten Boden der Realität. Der Realität ins Auge sah nach Spiel-Ende auch ein sichtlich enttäuschter SG-Trainer Dieter Hochgesand, der seine Nervosität und Betroffenheit in ungewohnter Weise, nämlich rauchend, Ausdruck verlieh: „Wir müssen nun endgültig von der Vorstellung Abschied nehmen, eine Spitzenmannschaft zu sein. Vom FSV trennten uns heute Welten.“ Daß die Gastgeberinnen lange Zeit über ihre Verhältnisse gespielt hatten, zeigte der deutsche Pokalsieger eindrucksvoll auf. Technische Überlegenheit und eine kräftige Portion Spielwitz sorgten dafür, daß die Kugel beim FSV zeitweilig wie am Schnürchen durch die eigenen Reihen lief. Zudem befolgten die Schützlinge von Monika Koch-Emsermann deren taktische Anweisungen erstmals genau nach ihren Vorstellungen: Die Abwehrarbeit nicht vernachlässigend, setzten sie den Gegner aus einem kompakten Mittelfeld unter Druck. Diesem Druck konnte die SG nicht standhalten. „Der Wille allein versetzt im Fußball keine Berge“, gestand Dieter Hochgesand nachher ein. Doch gerade der die SG bislang auszeichnende ausgeprägte Kampfgeist durfte im Lokalderby nicht bewundert werden. Nach dem Kopfballtreffer von Katja Bornschein und dem strammen Torschuß von Sandra Minnert machte sich bei der SG keine Trotzreaktion breit. Der FSV spielte weiterhin mit dem Gegner Katz und Maus. Den Blick zurück in die Tabelle muß nun auch Hochgesand richten. Womöglich verschafft dieser seiner Mannschaft sogar Erleichterung. „Den Ballast der Herbstmeisterschaft mußten wir erst einmal abschütteln.“ Hinzu komme ein „Gefühl der Leere“, das seine Mannschaft befallen hat und das sich in der geistigen Unbeweglichkeit und körperlichen Trägheit bemerkbar machte. Das Defizit nutzte der Gast in der zweiten Hälfte konsequent aus. Sonja Schlösser demonstrierte zweimal ihre Kopfballstärke. Bettina Mantel und Gaby König bewiesen Ballgefühl, indem sie einen Freistoß und einen herrlichen Heber im Gehäuse von Sandra Metz unterbrachten. Diese ließ nach Spielschluß vor lauter Enttäuschung ihre Torwarthandschuhe auf dem Rasen zurück. Eitel Sonnenschein herrschte dagegen bei Monika Koch-Emsermann, die einen weiteren Erfolg vermelden konnte: Die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihr und Martina Walter ist beigelegt. Gleichwohl kam diese wegen einer Erkältung nicht zum Einsatz. Derweil kam Hochgesand ins Grübeln. „In der Hinrunde habe ich viele Portionen Glück erhalten, jetzt, wo der Normalfall eingetreten ist, muß ich davon zehren.“ Mit der Frage „Quo vadis, SG Praunheim?“ verabschiedete er sich in eine für die SG ungewisse Zukunft. (FR vom 18.03.1991)
Das 0:6 gegen den FSV beendet den Traum von Praunheim Der FSV hat die Verhältnisse im Frankfurter Frauenfußball wieder zurechtgerückt und dabei einen Traum zerstört. 6:0 gewann die Mannschaft von Trainerin Monika Koch-Emsermann im Derby bei der SG Praunheim, die sich bis dahin als gleichberechtigte Kraft fühlen durfte. „Wir liegen nur drei Punkte hinter dem FSV, doch uns trennen Welten“, sagte der Praunheimer Trainer Dieter Hochgesand nach der Begegnung. Eine schmerzhafte Erkenntnis für die Praunheimerinnen, die in der Vorrunde so angenehm aufgefallen waren. Der Aufsteiger belebte die neugegründete Bundesliga von Beginn an und setzte sich an der Spitze fest. Der Sturz in die Mittelmäßigkeit empfindet der Verein nun als besonders hart - zumal er ausgerechnet vom großen Konkurrenten und jahrelangen Vorbild FSV Frankfurt verursacht worden ist. Das Mannschaftsfoto mit dem Schriftzug „Praunheim Herbstmeister 90/91“ ist weiterhin der Stolz des Klubhauses. Für Hochgesand ist der jüngste Erfolg der aufstrebenden jungen Damen schon Vergangenheit. „Die Mannschaft ist in keinem optimalen Zustand“, sagte der Trainer. Davon konnte sich jeder der 1000 Zuschauer am Praunheimer Hohl überzeugen. Die Partie war nach den Toren von Katja Bornschein (21. Minute) und Sandra Minnert (35.) schon frühzeitig entschieden. Die weiteren Treffer durch Sonja Schloesser (46. und 54.), sowie Bettina Mantel (75.) und Dagmar Pohlmann (80.) waren konsequenter Ausdruck der Überlegenheit. „Wir haben hervorragend gespielt“, sagte Koch-Emsermann zufrieden. Erstmals hat die Mannschaft ihre enormen spielerischen Fähigkeiten genutzt. Die Kampfkraft, die der SG Praunheim in der Vorrunde noch zu einem vielbeachteten 3:3 beim FSV verholfen hatte, reichte an diesem Tag nicht aus. In vierzehn Tagen hat der Aufsteiger seine führende Position verspielt. 1:8 gegen Niederkirchen, 1:1 in Sindelfingen und nun 0:6 gegen den FSV. Bittere Wochen für eine erfolgsverwöhnten Verein. „Wir müssen nun in aller Bescheidenheit einen Neuaufbau beginnen“, fordert Hochgesand. Die Einsicht, monatelang über der Leistungsgrenze gespielt zu haben, und nun zu erkennen, daß andere Mannschaften deutlich besser Fußball spielen können, fällt schwer. „Die Mannschaft ist leer und ausgebrannt. Auf Dauer kann der Wille keine Berge versetzen“, sagt Hochgesand. Nachdem es stetig aufwärts ging, muß sich Praunheim neue Ziele suchen. Der Trainer hat den fünften Platz im Auge. „Der Verein muß wissen, ob er mit der Mittelmäßigkeit zufrieden ist oder mehr erreichen will. Darüber muß geredet werden.“ Hochgesand glaubt an eine erfolgreichere Zukunft. Mit Mittelmaß will er sich nicht abfinden. Seiner Kollegin Koch-Emsermann geht es nicht anders. Die Trainerin fühlt sich mit der jungen Mannschaft schon auf dem richtigen Weg. Ruhiges, durchdachtes Spiel zeichnete die Bornheimerinnen gegen Praunheim aus. Das war in dieser Saison nicht immer so. „Meistens haben wir mit Mann und Maus gestürmt, um unserer Favoritenrolle gerecht zu werden“, klagte die Trainerin. Im Derby gaben sich die jungen Frauen zurückhaltender. Dabei haben sie an Schwung und Ansehen gewonnen. (FAZ vom 18.03.1991)
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