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SG Praunheim - TuS Binzen |
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Bundesliga, Staffel Süd - 14. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: 07.04.1991
Zuschauer: 200
Schiedsrichter: Windsperger (Würzburg)
Tore: 1:0 Dörner (19.), 1:1 Kuzela (67.)
SG Praunheim | TuS Binzen |
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Trainer
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Trainer Hochgesand will „Wachstum“ — oder er geht Schon wieder kein Sieg „Mit dem TuS Binzen verbindet uns seit vielen Jahren eine Freundschaft“, verkündete das Praunheimer Stadionblättchen vor Spielbeginn. Daß dem so ist, bewies der Gastgeber, indem er dem Tabellenletzten über Gebühr freundschaftliche Dienste erwies. Das Hauptaugenmerk richtete die SG dabei auf das gegnerische Gehäuse, das es als äußerst schonend zu behandeln galt. Als Patentrezept bediente man sich der eklatanten Abschlußschwäche, hervorgerufen durch große Zielungenauigkeit. Der Gegner, der bisher lediglich zwei Punkte in der Hinrunde gewann, sieht — nun moralisch wieder aufgerichtet — dem Kampf gegen den Abstieg optimistischer entgegen. Die Kehrseite der Medaille: der Höhenflug des Gastgebers ist endgültig beendet, man ist am Boden zerstört. Dafür sorgte auch noch ein zweiter Grund. Die während der Partie von SG-Trainer Dieter Hochgesand gemachte Bemerkung: „Bei Standardsituationen bleibt mir heute das Herz stehen“, gab über das andere Manko des Herbstmeisters hinreichend Auskunft. Auf solche Situationen wußte sich die SG-Abwehr, die damit ungewollt den Unterhaltungswert erhöhte, nicht einzustellen. Unruhe kehrte in die Mannschaft ein, die ihrem ohnehin großen Kräfteverschleiß sicherlich nicht förderlich war. So zeigte sich unter anderem auch Torsteherin Sandra Metz, deren Ausflug aus dem Gehäuse sich als zu weit herausstellte, nicht ganz im Bilde. Ein Freistoß der überzeugendsten Gästespielerin Mariela Kuzela gab ihr im wahrsten Sinne des Wortes das Nachsehen. Den Blick zurück will auch Hochgesand nicht richten. Für ihn ist seine und die Zukunft des Vereins von Bedeutung, die sich in dieser Woche nach Gesprächen mit Vorstand und Sponsor klären werden. Dabei müssen alle dem Prinzip Wachstum zustimmen, das zum Beispiel viermaliges statt dreimaliges Training pro Woche sowie die Verpflichtung neuer Spielerinnen bedeutet. Am Erhalt des status quo ist Hochgesand nicht gelegen. In einem solchen Falle würde er dem Verein den Rücken kehren. Den Rücken kehrte auch Anja Dörner bei ihrem Treffer der Gästetorfrau zu. Mit dem Hinterkopf erzielte sie den Führungstreffer, der zu diesem Zeitpunkt noch große Hoffnungen nährte, die sich allerdings als trügerisch herausstellten. Trotz des erneuten Punktverlustes rückt die SG in der Tabelle zwei Plätze vor. (FR vom 08.04.1991)
Praunheim will aus dem Stimmungstal heraus Die Mannschaft der SG Praunheim ist auf dem besten Wege, den Kredit zu verspielen, um den sie die Bundesliga beneidet. Im Durchschnitt kommen 1000 Zuschauer, während es andernorts höchstens 200 sind. Der Rekord liegt bei 2200. Aber das sind Zahlen von Gestern, denn seit Beginn der Rückrunde haben die Frankfurterinnen ihre Anhänger enttäuscht, auch an diesem Sonntag beim 1:1 gegen den TuS Binzen. Nach zwei hohen Heimniederlagen und zwei Unentschieden auswärts wollten noch 200 Zuschauer das Spiel gegen Binzen sehen. Der Tabellenletzte sollte dem angeschlagenen Herbstmeister gerade recht kommen, um Punktekonto und Selbstvertrauen aufzutanken. Wohl auch das ihres Trainers Dieter Hochgesand, der seine Mannschaft vor dem Spiel nicht einzuschätzen wußte. „Die Spielerinnen müssen jetzt agieren, sie müssen das Spiel gestalten. Ich weiß nicht, ob sie das schon können.“ Die Mannschaft sei verunsichert durch die beiden schmerzlichen Niederlagen zu Hause, wobei das 0:6 gegen den Lokalrivalen FSV Frankfurt besonders schwer wiege. Mit Glanzleistungen rechne er daher nicht. Er sollte recht behalten. Dabei war es nicht der harmlose Gegner, der einen möglichen Erfolg verhinderte. Die Frankfurterinnen, obwohl über weite Strecken überlegen, wirkten verzagt. Das 1:0 gelang in der 19. Minute Anja Dörner. Auftrieb gab dieses Tor nur dem Gegner, der seine Chancen aber nicht nutzte. In der zweiten Halbzeit waren es dann die Frankfurterinnen, die immer wieder im Abschluß scheiterten. In dieser Phase gelang Mariola Kuzela der Ausgleich durch einen herrlichen Direktschuß aus zwanzig Metern Entfernung. Dabei machte Torfrau Sandra Metz, die sich sonst nichts vorzuwerfen hatte, eine unglückliche Figur. 1:1 hieß es auch beim Abpfiff, und dieses Ergebnis feierten die Spielerinnen des TuS Binzen wie einen Sieg. Trainer Hochgesand sprach nach dem Spiel deutliche Worte. „Meine Mannschaft ist zur Zeit als Punktlieferant für jeden Gegner gut.“ Leid habe es ihm für die Zuschauer getan. Ihnen gegenüber habe man eine moralische Verpflichtung habe. Die Ursache für die eigene Schwäche vermutete Hochgesand „im mentalen Bereich“. Die große Begeisterung nach dem überraschenden Höhenflug habe zu gefährlicher Selbstüberschätzung geführt. Den anschließenden Absturz habe die Mannschaft noch nicht verkraftet. „Die Frauen spielen ohne jeden Elan, der Akku ist leer. Die Leistungskurve, die zuvor steil nach oben gezeigt hat, fällt jetzt ebenso steil ab“. Aus diesem Stimmungstal komme man nur über den Einsatz, nicht über das Spiel heraus. Das hohe Klassenziel, ein zweiter oder dritter Platz, ist in weite Ferne gerückt. Während Lokalrivale FSV Frankfurt die Tabellenführung mit einem 0:0 in Bad Neuenahr verteidigte, denkt Hochgesand daran, wie es weitergehen kann. „Der Verein muß entscheiden, ob wir uns in Zukunft damit bescheiden wollen, in der Bundesliga nur mitzuspielen oder ob wir einen Spitzenplatz erreichen wollen.“ Ganz gleich, wie diese Entscheidung ausfällt, eines hat der Trainer deutlich gemacht: Stillstand oder Rückschritt wird es mit ihm als Trainer in Praunheim nicht geben. (FAZ vom 08.04.1991)
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