Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Bundesliga 1991/1992 - 24. Spieltag

1:2 (0:2)

Termin: Sa 15.02.1992 15:30
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Aron Schmidhuber (Ottobrunn)
Tore: 0:1 Anders Giske (1.), 0:2 Frank Ordenewitz (44.), 1:2 Ralf Falkenmayer (52.)

 

 

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Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Bodo Illgner
  • Anders Giske
  • André Trulsen
  • Frank Greiner
  • Falko Götz
  • Pierre Littbarski
  • Frank Ordenewitz
  • Karsten Baumann
  • Horst Heldt
  • Henrik Andersen
  • Ralf Sturm

 

Wechsel

Wechsel

  • Rico Steinmann für Frank Ordenewitz (72.)
  • Henri Fuchs für Ralf Sturm (84.)

Trainer

Trainer

 

 

Bemüht allein reicht nicht

Eintracht Frankfurt hat es am Samstag nicht geschafft, die defensivstarken Kölner im heimischen Waldstadion zu bezwingen. Mit einer disziplinierten Mannschaftsleistung und cleverer Taktik sicherte sich das Team vom Rhein einen verdienten 2:1-Auswärtserfolg. Die Eintracht präsentierte sich zwar bemüht, aber wie so oft in letzter Zeit zu einfallslos und ineffektiv.

Die erste Hälfte war ein Paradebeispiel für die derzeitigen Probleme der Eintracht: mangelnde Chancenverwertung. Während die Kölner mit einer nahezu perfekten Ausbeute ihrer wenigen Möglichkeiten glänzten, scheiterte die Eintracht gleich mehrfach kläglich vor dem Tor. Mindestens ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen spielten sich die Hausherren heraus, doch weder Yeboah noch Falkenmayer oder Kruse fanden eine Lösung gegen die gut postierte Kölner Abwehr oder den souveränen Torwart Bodo Illgner.

Anders die Kölner, die hochgradig effizient arbeiteten und nach 45 Minuten mit einer nahezu hundertprozentigen Chancenauswertung aufwarten konnten. Unmittelbar nach dem Anpfiff verwertete Giske eine Littbarski-Ecke per Kopfballtorpedo zum Führungstreffer für die Gäste, eine Minute vor der Pause sorgte Ordenewitz mit einem Sonntagsschuss für das 0:2, nachdem Andreas Möller den Ball im Zweikampf mit seinem Bewacher Baumann verloren hatte.

Nach dem Seitenwechsel schöpften die Frankfurter zunächst Hoffnung, als Falkenmayer mit einem frühen Anschlusstreffer für neuen Schwung sorgte. Doch anstatt die Kontrolle zu übernehmen, verfiel die Eintracht in einen hektischen und zunehmend planlosen Kick-and-rush-Stil. Dabei ging es fast immer durch die Mitte, die Außenpositionen erwiesen sich einmal mehr als das größte Problem der Eintracht. Von den Flügeln kamen keinerlei Impulse, insbesondere die rechte Seite mit Klein und Frank Möller präsentierte sich erschreckend schwach.

Ein taktischer Schlüssel zum Erfolg der Gäste war das von Kölns Trainer Jörg Berger verordnete konsequente Blockieren der Offensivaktionen von Frankfurts Libero Manfred Binz. Sobald ein Kölner Angriff abgefangen wurde, orientierte sich Ralf Sturm direkt zu Binz und verhinderte dessen Vorstöße. Dies zwang Andreas Möller, der ohnehin auf die Unterstützung von Uwe Bein verzichten musste, die Frankfurter Angriffe weitgehend allein aufzubauen. So verlagerte sich das Spiel fast ausschließlich ins Zentrum, wo Anthony Yeboah zwar als Anspielstation diente, sich gegen die kompakte Kölner Abwehr aber oft allein gelassen sah.

Auf der anderen Seite zog Pierre Littbarski überlegt die Fäden. Mit seinen präzisen Pässen setzte er immer wieder seine Mitspieler in Szene, die für Nadelstiche sorgten. Vor einer kompakten Abwehr mit dem souveränen Bodo Illgner bot Heldt ein Riesenlaufpensum, und starteten Greiner und Andersen immer wieder Entlastungsangriffe über die Außenpositionen.

Fazit: Bei der Eintracht scheinen Kreativität und Effektivität der Hinrunde verflogen, die Abhängigkeit von Schlüsselspielern wie Bein und Möller wurde erneut deutlich. So werden die selbst gesteckten Ziele nur schwer zu erreichen sein. Die Kölner hingegen verdienten sich den Sieg durch eine disziplinierte Defensive, eine geschlossene Mannschaftsleistung und eine konsequente Chancenverwertung.

 

 

Manager Gerster und sein Schützling weilten zu Gesprächen in Turin

Bergamo bietet Möller drei Millionen im Jahr

Star kommt ins Grübeln / Verhandlungen des Eintracht-Präsidiums mit Italienern folgen

Der Wechsel von Andreas Möller nach Italien wird immer wahrscheinlicher. Aus zuverlässiger Quelle erfuhr die FR am Freitag, daß der italienische Erstligist Atalanta Bergamo dem Frankfurter Nationalspieler das sagenhafte Angebot von über drei Millionen Mark netto pro Saison gemacht haben soll. Die gleiche Summe soll Manager Klaus Gerster am Freitag auch gegenüber den Präsidium von Eintracht Frankfurt genannt haben, nachdem er mit Möller von einer weiteren Verhandlungsrunde aus Turin zurückgekehrt war.

Gerster war mit Möller und einer klaren Weisung des Eintracht-Präsidiums nach Italien geflogen. „Gerster sollte prüfen, ob ein Handlungsspielraum vorhanden ist, um ohne einen FIFA-Schiedsspruch zu einer gütlichen Einigung zu gelangen“, erklärte Präsident Ohms. Möglichkeiten gäbe es mehrere, sagte Ohms. Bevollmächtigt, Angebote zu machen, sei Gerster nicht gewesen, und auch konkrete Verhandlungen habe er nicht führen dürfen, sagte Ohms, „das behalten wir uns selbst vor“. Schon in der nächsten Woche sollen Gespräche mit Juventus Turin und Atalanta Bergamo, dann auf „höchster Ebene“, geführt werden.

Während sich Ohms zuversichtlich äußerte und eine einvernehmliche Lösung mit den italienischen Vereinen nicht ausschloß, wurde Möller vom „Sportinformationsdienst“ (sid) so zitiert: „Mir ist in Italien ein sehr, sehr gutes Angebot gemacht worden, da macht man sich halt seine Gedanken. Es steht noch nichts fest. Aber es ist halt wirklich so, daß man sprachlos ist, was in Italien verdient werden kann. Und ich glaube, das kann mir auch keiner übelnehmen.“

Folgt man Möllers Worten, dann muß am Freitag in Italien mehr als nur ein Sondierungsgespräch stattgefunden haben. Denn so, wie er sich über das „sehr, sehr gute Angebot“ äußerte, muß ihm in Turin eine neue, noch lukrativere Offerte als zuvor unterbreitet worden sein. Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein, der zuvor stets „felsenfest“ davon überzeugt war, daß „Möller auch in der nächsten Saison in Frankfurt spielen wird“, sagte nach den Ereignissen vom Freitag: „Ich schließe in dieser Angelegenheit überhaupt nichts mehr aus.“

Für den 12./13. März hat der Weltfußballverband FIFA seine Entscheidung im Fall Möller angekündigt, nachdem sich die italienischen Klubs und die Eintracht nicht hatten einigen können. Immer wieder hatten Möller und die Frankfurter Verantwortlichen darauf hingewiesen, daß ein Wechsel nach Italien allein von Möllers Zustimmung abhängig sei. Für einen Wechsel nach Bergamo hat er die jedoch eigenem Bekunden zufolge nie gegeben. Ganz offensichtlich, so spekulierte der sid am Freitag, seien die Eintracht-Verantwortlichen aber in den letzten Wochen mit zuvor noch unbekannten Tatsachen konfrontiert worden. So soll zu den aus Turin schon wegen der Optionsrechte gezahlten 400000 Mark (sie flossen von der Eintracht an Möller weiter) ein weiterer, noch höherer Betrag an Möller gezahlt worden sein.

Sollte dies stimmen, liegt der Schluß nahe, daß Juventus nun Druck auf Möller ausübt, den Wechsel nach Italien im Sommer zu vollziehen. Das Optionsrecht allerdings hat Atalanta Bergamo erworben. Präsident Ohms am Freitag: „Eine Bestrafung für Andreas Möller und Manager Klaus Gerster durch die FIFA wird es wohl ganz sicher geben, ganz gleich wie die Sache auch ausgeht. Auch deshalb haben wir einen neuen Versuch der Einigung unternommen. Wir wollten unsere Angestellten schützen.“ Doch angesichts des astronomischen Angebotes aus Italien bedarf Möller keines Schutzes, sondern es bedarf seinerseits einer guten Erklärung, denn sein Wort steht: „Ich gehe nicht zu Atalanta, eher höre ich auf, Fußball zu spielen.“ (Frankfurter Rundschau vom 22.02.1992)

 

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