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VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt |
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Bundesliga 1992/1993 - 26. Spieltag
2:2 (1:1)
Termin: Sa 17.04.1993 15:30
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Manfred Amerell (München)
Tore: 1:0 Fritz Walter (8.), 1:1 Axel Kruse (18., Foulelfmeter), 1:2 Anthony Yeboah (48.), 2:2 Marc Kienle (88.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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„Eigentlich“ „Eigentlich war das ein Punktverlust“, sinnierte Horst Heese. Doch dann ließ er in Gedanken die vergangenen 90 Minuten in Stuttgart noch einmal Revue passieren und kam zu dem Fazit: „Naja, eigentlich war es doch ein Punktgewinn.“ Punkt also verloren oder Punkt gewonnen? Letztlich machte es rechnerisch keinen Unterschied. Das Spiel begann für die Frankfurter denkbar unglücklich, bereits nach acht Minuten geriet die Eintracht durch ein Tor von Fritz Walter in Rückstand. Die Schwaben, zuletzt in der Kritik wollten beweisen, dass der amtierende Deutsche Meister noch nicht zum Panik-Orchester unter dem umstrittenen Dirigenten Christoph Daum verkommen war. Drei Minuten später folgte der nächste Rückschlag für Frankfurt: Schiedsrichter Amerell zeigte Edgar Schmitt nach einem rüden Foul an Stuttgarts Libero Slobodan Dubajic die Rote Karte. Schmitt quittierte die Entscheidung mit sarkastischem Applaus, während Dubajic schnell wieder auf den Beinen war und triumphierend ins Publikum gestikulierte. Schmitt war überzeugt: „Den Fairplay-Preis habe ich für dieses Foul bestimmt nicht verdient, aber eine Rote Karte war es auch nicht.“ Frankfurts Interimstrainer Horst Heese hatte sich für eine offensive Taktik entschieden. Doch nach dem Platzverweis musste die Mannschaft ihre Ambitionen zurückschrauben. Ursprünglich hatte Heese auf eine mutige Aufstellung gesetzt, auch weil Ralf Weber sich geweigert hatte, als Reservist mit nach Stuttgart zu reisen, und sich Uwe Bein kurzfristig krankgemeldet hatte. So standen Yeboah und Schmitt im Sturm, mit Kruse direkt dahinter. Stuttgart dominierte nun das Spiel, während Frankfurt mit aller Kraft dagegenhielt. Und trotz Unterzahl gelang Frankfurt nach 18 Minuten der Ausgleich. Nach einem Foul von Sverrisson an Yeboah verwandelte Kruse den fälligen Strafstoß sicher. Mit Glück und Geschick überstanden die Adlerträger dann die Zeit bis zum Halbzeitpfiff, die besseren Chancen hatte eindeutig der VfB. So traf Kögl in der 33. Minute die Latte, kurz vor der Pause setzte Gaudino einen Schuss knapp vorbei. Die zweite Halbzeit begann mit einer Überraschung: Yeboah brachte die Eintracht in Führung. Stuttgart drückte auf den Ausgleich, doch entweder scheiterten sie an der eigenen Chancenverwertung oder an Torwart Stein. Gaudino zwang Stein zu einer Glanzparade, Walter köpfte aus vier Metern über das Tor, und Buchwalds Treffer wurde nicht anerkannt, obwohl der Ball deutlich hinter der Linie aufkam. Um 17 Uhr zeigte die Anzeigetafel an, dass in Gladbach das 2:2 für die Borussia gegen Tabellenführer Bayern München gefallen war – ein Ergebnis, das den Eintrachtlern neue Energie verlieh. Zwar waren sie längst am Rande der Erschöpfung, doch sie mobilisierten mit neun Feldspielern nun noch einmal alle Kräfte. Binnen sieben Minuten boten sich den Hessen zahlreiche Konterchancen, die das Spiel hätten zu ihren Gunsten entscheiden können. Bindewald lief allein auf das Stuttgarter Tor zu – und schoss drüber (77.). Falkenmayer scheiterte aus kurzer Distanz an Immel (79.). Yeboah entwischte der gesamten Abwehr – doch auch er brachte den Ball nicht im Tor unter (82.). Schließlich legte Yeboah für Studer auf, doch dessen Schuss flog über das Gehäuse (84.). Kurz vor Schluss schien die Eintracht den Sieg in der Tasche zu haben. Doch dann flankte Frontzeck, Stein griff daneben und kollidierte mit seinem eigenen Mitspieler Zchadadse. Der eingewechselte Kienle reagierte am schnellsten und erzielte den 2:2-Ausgleich. „Eigentlich“, sagte Horst Heese, „war das eine Klasseleistung meiner Mannschaft.“ Axel Kruse ging noch weiter: „Das hat richtig Spaß gemacht!“ Ein Gefühl, das in letzter Zeit selten war. Und mit Blick auf den Meisterschaftskampf strahlte er: „Wer solche Punkte holt, wird Deutscher Meister.“ Uli Stein grinste: „Wer solche Punkte holt, hätte es verdient, Meister zu werden.“ Eigentlich.
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