Bayer 05 Uerdingen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1992/1993 - 32. Spieltag

2:5 (1:3), gewertet 2:0

Termin: Sa 22.05.1993 15:30
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Wolf-Günter Wiesel (Ottbergen)
Tore: 0:1 Anthony Yeboah (3.), 1:1 Richard Walz (25.), 1:2 Anthony Yeboah (34.), 1:3 Michael Anicic (36.), 2:3 Axel Jüptner (48.), 2:4 Anthony Yeboah (53.), 2:5 Anthony Yeboah (85.)

 

>> Spielbericht <<

Bayer 05 Uerdingen Eintracht Frankfurt

  • Bernd Dreher
  • Markus Kranz
  • Stephan Paßlack
  • Heiko Peschke
  • Thomas Puschmann
  • Helmut Rahner
  • Heiko Laessig
  • Dirk Bremser
  • Axel Jüptner
  • Richard Walz
  • Günter Bittengel

 


 

Wechsel

  • Markus Feldhoff für Thomas Puschmann (56.)
  • Stephan Küsters für Günter Bittengel (69.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

Ein Sieg, aber keine Punkte

Mit einem Satz war Bernd Hölzenbein aus seinem Sitz in der 13. Reihe der Haupttribüne der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn aufgesprungen. Zwei Stufen auf einmal nahm der Vizepräsident der Frankfurter Eintracht, stürmte die Treppe hinab in Richtung Spielfeld – doch zu spät. Dort angekommen, musste er tatenlos zusehen, wie Slobodan Komljenovic blutüberströmt in die Kabine gebracht wurde. Vereinsarzt Degenhardt hatte Mühe, die starken Blutungen zu stoppen. Derweil lief das Spiel weiter – und Penksa war bereits eingewechselt worden. Ein folgenschwerer Fehler: Die Eintracht hatte damit einen Ausländer zu viel auf dem Platz.

Dabei war man nach Krefeld gereist, um nach zuletzt misslungenen Auftritten in Bochum und Gelsenkirchen endlich den noch fehlenden Punkt zur sicheren UEFA-Cup-Teilnahme einzufahren. Die sportliche Antwort war deutlich: Vier Treffer von Yeboah, ein Tor von Anicic, dazu ein von Stein gehaltener Elfmeter – am Ende stand ein souveräner 5:2-Erfolg. Die Gegentore erzielten Walz und Jüptner. Und trotzdem: Beim Abpfiff hatte man auf Frankfurter Seite das ungute Gefühl, alles verspielt zu haben.

Denn das DFB-Regelwerk ist eindeutig. In §25 Abs. 4 der Spielordnung heißt es: „War in einem Spiel ein Spieler nicht spielberechtigt, so ist das Spiel für den Verein als verloren zu werten, der den nicht spielberechtigten Spieler schuldhaft eingesetzt hatte.“ Genau das war eingetreten: Penksa war für den schwer verletzten „Fußball-Deutschen“ Komljenovic aufs Feld gekommen, doch neben ihm standen mit dem Ghanaer Yeboah, dem Nigerianer Okocha und den Georgier Zchadadse bereits drei andere Ausländer auf dem Platz – ein klarer Verstoß.

Dabei hatte alles so gut begonnen. Schon in der 3. Minute brachte Yeboah die Frankfurter in Führung. In der 20. Minute dann der verhängnisvolle Moment: Laeßig traf Komljenovic mit den Stollen im Gesicht, unmittelbar vor der Frankfurter Bank. Die Wunde an der Stirn – sechs Zentimeter lang – und ein großes Loch neben der Nase führten zu starkem Blutverlust. Masseur Meinl, Arzt Degenhardt und Trainer Heese stürzten hinzu. Heese wendete sich sofort entsetzt ab und schlug die Hände vors Gesicht: „Was ich da sehen musste, war ganz schlimm.“ Er deutete auf Penksa und signalisierte ihm die Einwechslung.

Kaum war Penksa auf dem Rasen, erkannten erste Frankfurter das Malheur. Die Reaktion folgte zwar schnell: Penksa verließ das Feld, täuschte eine Zerrung vor. Anicic, als Fußball-Deutscher einsatzberechtigt, kam für ihn. Doch da war es längst zu spät. Ersatzspieler Roth sprach später von völliger Schockstarre. Rudi Bommer erinnerte sich: „Wir waren alle kreidebleich.“

Zur Halbzeit meldete sich Uerdingens Geschäftsführer Geenen beim Schiedsrichter und legte Protest ein. Am Montag sollte der formelle Einspruch folgen. Uerdingens Trainer verzichtete auf Kommentare, stellte aber klar: „Was heißt hier Wiederholungsspiel, wir bekommen die Punkte.“

Der Rest des Spiels rückte zwangsläufig in den Hintergrund. Zwar zeigte die Eintracht über weite Strecken ansprechenden Fußball, ließ sich auch vom zwischenzeitlichen Anschluss zum 2:3 nicht beirren, doch der Regelverstoß überschattete alles. Beobachter wie DFB-Vertreter Bonhof versuchten, Verständnis zu zeigen: „Bei so vielen Ausländern und Vertragsamateuren kann so etwas in einer Schocksituation passieren.“ Auch Präsident Ohms sprach von einem menschlichen Fehler unter außergewöhnlichen Umständen.

Am Ende bleibt ein hochverdienter Sieg – und doch womöglich der Verlust von zwei Punkten. Für Frankfurt geht das Zittern um Europa weiter, während Uerdingen im Abstiegskampf neue Hoffnung schöpft.

Nachklapp

Wie erwartet wurde das Spiel vom Sportgericht des DFB nach dem Krefelder Protest mit 2:0 Punkten und 2:0 Toren für Bayer 05 Uerdingen gewertet.

 

 

 

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