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SG Praunheim - TSV Siegen |
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DFB-Pokal - Achtelfinale
0:2 (0:1)
Termin: 07.11.1993
Zuschauer: 620
Schiedsrichter: Weber (Walluf)
Tore: 0:1 Fitschen (15.), 0:2 Neid (84.)
SG Praunheim | TSV Siegen |
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Trainer
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Trainer
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Zum Toreschießen regelrecht eingeladen Wer Gerhard Neuser, den Blumengroßhändler aus Siegen kennt, weiß, daß der Trainer des mehrfachen Deutschen Frauen-Fußballmeisters kein Befürworter falscher Bescheidenheit ist und grundsätzlich kein Blatt vor den Mund nimmt. Gegner, die ihm und seinem Starensemble ein für beide seltenes Gefühl der Niederlage unter Umständen vermitteln könnten, läßt er vorab grundsätzlich keine Beobachtung angedeihen. Der Kontrahent ist es einfach nicht wert. Ohnehin kennt er sie alle, die wenigen Vereine, die seiner Auswahl von Nationalspielerinnen das Wasser reichen könnten, und Angstgefühle überkommt die Westfälinnen schon lange nicht mehr. Wer Gerhard Neuser nach dem 2:0-DFB-Pokalerfolg bei der SG Praunheim und dem Einzug ins Viertelfinale hörte, glaubte, die richtigen Worte aus dem falschen Munde vernommen zu haben. Aber jener, der sprach, war tatsächlich Gerhard Neuser. Der Schwergewichtige hatte seine Mannschaft „etwas defensiver eingestellt“ und auch sich selbst überraschend defensiv verbal ausgerichtet: „Wir hatten gehörigen Respekt vor dem Gegner“, notierte er ins Protokoll und sei überaus glücklich, daß wir das „sehr, sehr schwere Spiel“ gewonnen haben. Und das auch nur, „weil wir vielleicht einen Fehler weniger als der Gastgeber im Spiel gemacht haben“. Oder vielleicht auch deren drei. Beim ersten Gegentreffer zögerten die SG-Spielerinnen Pia Wunderlich und Torfrau Susanne Becker im Duett, so daß Doris Fitschen sich zum erfolgreichen Torschuß in der 15. Minute fast schon genötigt sehen mußte. Beim Torschuß Nummer zwei durch Silvia Neid sah gleich die gesamte gastgebende Abwehrreihe weg, weshalb Frau Becker abermals das Nachsehen hatte. Ansonsten beobachteten 620 Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel, das allerdings den hohen Erwartungen — es bewarben sich immerhin die beiden Gruppenersten der Bundesligatabelle um den Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale — nicht ganz gerecht werden konnte. Wohl auch deshalb nicht, weil die Spielerinnen den Slogan ihres Managers Siegfried Dietrich nicht so recht verinnerlicht hatten. „Den Namen Siegen müssen wir aus dem Kopf streichen und selber ans Siegen denken“, hatte der seinem Ensemble zum erfolgreichen Wirken mit auf den Weg gegeben. Doch den Weg ins Tor fanden sie und der Ball nicht. Die größte Einschußgelegenheit vergab Katja Bornschein zu Beginn der Partie, als ihr Schuß am rechten Pfosten vorbeistrich. Ein Hakentrick von Martina Walter fand wenig später nicht die gebührende Anerkennung, sondern die Hände der souveränen Gästetorsteherin Silke Rottenberg. Anerkennende Worte zollte SG-Trainerin Monika Staab den Gästen, denen sie „größere Cleverneß und Erfahrung“ bescheinigte. Im Vorfeld der Begegnung hatte sie einen Erfolg ihrer Mannschaft nur dann für möglich gehalten, wenn diese über die 100-prozentige Leistungsgrenze hinausgeht An diesem Tage aber ging nur der Torschuß beim Gastgeber über das Ziel hinaus, und die Hand des SG-Hauptsponsors Dietmar Wassermann dafür nach Spielende nicht in die Gesäßtasche hinein. Die von ihm für einen Erfolg ausgelobte Mannschaftsprämie von 3000 Mark blieb seinem Vermögen erhalten. Weil Siegen bereits im letzten Jahr im DFB-Pokal seine Aufwartung im Praunheimer Hohl gemacht und gewonnen hatte, kommen sie ja vielleicht in der nächsten Saison wieder. Unter Umständen wird Wassermann dann das Geld los, das er bereits im letzten Jahr gerne ausgegeben hätte. (FR vom 08.11.1993)
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