SG Praunheim - FSV Frankfurt

Bundesliga, Staffel Süd - 8. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: 14.11.1993
Zuschauer: 500
Schiedsrichter: Christa Erlebach (Neuhausen)
Tore: 0:1 D. Pohlmann (2.), 1:1 Bornschein (60.)

 

 

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SG Praunheim FSV Frankfurt

  • Susanne Becker
  • Sissy Raith
  • Anastazja Kubiak
  • Annette Walter
  • Pia Wunderlich
  • Simone Damerau
  • Steffi Jones
  • Lisa Häusler
  • Martina Walter
  • Katja Bornschein
  • Edit Kern

 


  • Katja Kraus
  • Anouschka Bernhard
  • Sandra Minnert
  • Bettina Pfeil
  • Sonja Schlösser
  • Daniela Stumpf (34. Pohlmann, 84. Ziegler)
  • Gaby König-Vialkowitsch
  • Anja Milke
  • Dagmar Pohlmann
  • Birgit Prinz
  • Sandra Smisek

 

Trainer

  • Monika Staab

Trainer

  • Jürgen Strödter

 

 

Frankfurter Derby in der Frauen-Bundesliga wurde vom Winde verweht

„Punkt nutzt FSV mehr als er SGP schadet“

Praunheims Manager Siegfried Dietrich denkt in erster Linie an seinen Verein und erst in zweiter Hinsicht an seine Gesundheit Er, dessen rechte Hand in einem Verband steckte, hoffte lediglich, daß die Spielerinnen seiner Mannschaft an diesem Derbytag keine Fußprobleme haben. Sie aber krankten am Fuße. In einer schwachen Begegnung trennten sich die SG Praunheim und der FSV Frankfurt 1:1 unentschieden.

SG-Trainerin Monika Staab hatte angekündigt, für eine Überraschung zu sorgen. Die bestand darin, daß die polnische Nationalspielerin Anastazja Kubiak in das Team kam und sich als Mann-Deckerin mit FSV-Stürmerin Sandra Smisek auseinandersetzte. Die weitaus größere Überraschung lieferte das spielende Personal selbst. Bei stürmischem Wetter entfachte der Gastgeber nicht mehr als ein laues Lüftchen und zeigte die bislang schlechteste Saisonleistung. Die SG wirkte verkrampft und gehemmt und geriet bereits in der zweiten Minuten mit 1:0 in Rückstand. Sandra Minnert hob den Ball geschickt über die gegnerische Abwehrmauer. Dagmar Pohlmann nahm das Zuspiel gekonnt auf und schoß den Ball volley zur 1:0-Führung ein.

FSV-Trainer Jürgen Strödter, der ein Unentschieden vorausgesagt hatte und „mit großen Erwartungen in das Spiel gegangen war“, wußte, daß sich der FSV nicht verstecken durfte. Die Bornheimerinnen fanden von Beginn an auch das offensive Element und erarbeiteten sich in der Partie ein leichtes spielerisches Übergewicht. Einen möglichen Torschuß zum 2:0 verhinderte die glänzend agierende Torsteherin Susanne Becker, die einen Schuß von Birgit Prinz, der noch von Lisa Häusler abgefälscht wurde, von der Torlinie kratzte. Auf der anderen Seite verfehlte ein abgefälschter Schuß von Pia Wunderlich knapp das FSV-Tor.

Im zweiten Abschnitt agierte der Gastgeber gegen den Wind und die tiefstehende Sonne. Ein Licht ging den Praunheimerinnen trotzdem nicht auf. Sie behielten ihren gemächlichen Trott bei und waren offensichtlich nicht um eine Ergebnisverbesserung bemüht. Der Ausgleichstreffer fiel überraschend. Nachdem sich die FSV-Torsteherin Katja Kraus am Boden liegend in einem Getümmel befand, schoß die ehemalige FSV-Spielerin Katja Bornschein zum 1:1 ein.

Ein Ruck ging allerdings nicht durch die SG-Reihen, auch wenn die Praunheimerinnen noch das 2:1 auf Fuß und Kopf hatten. Einen Schuß von Steffi Jones klatschte Susi Becker zur Ecke ab, ein Kopfball der freistehenden Edit Kern verfehlte das leere FSV-Gehäuse.

Der Gastgeber hat die Hoffnung auf den Herbstmeistertitel noch nicht aufgegeben. Gelingt ihm am letzten Vorrundenspieltag in Niederkirchen ein Erfolg, hat er sich nach 1990 zum zweiten Mal diesen Titel gesichert Der FSV, der in der ersten Hälfte Daniela Stumpf mit Verdacht auf Armbruch auswechseln mußte, hat mit diesem Punktgewinn (sportlicher Leiter Dieter Hochgesand: „Der Punkt nutzt uns mehr als er Praunheim schadet“) die minimale Chance gewahrt, bei der Endabrechnung auf dem zweiten Tabellenplatz zu landen. (FR vom 15.11.1993)

 

Ein schiedlich-friedliches Unentschieden

Am 8. März dieses Jahres ging es nach dem Frankfurter Derby im Frauenfußball noch ausgesprochen turbulent zu. Die SG Praunheim gewann beim FSV Frankfurt 2:0, wofür sich hinterher niemand mehr so recht interessieren wollte. Der damalige Trainer Peter Walz verkündete enttäuscht seinen Rücktritt. Wer weiß, was sich am Sonntag am Praunheimer Hohl ereignet hätte, wenn den Praunheimerinnen wieder ein Sieg geglückt wäre? Der FSV Frankfurt hätte sich einen Rückstand von sieben Punkten zum zweiten Tabellenplatz der Bundesliga eingehandelt. Das Ziel, das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft zu erreichen, hätten die Bornheimerinnen damit wahrscheinlich aus den Augen verloren.

Doch soweit ist es nicht gekommen. Nett, freundlich und diplomatisch gaben sich alle Beteiligten, als es darum ging, das 1:1 zu analysieren. „Uns nutzt der Punkt viel mehr, als er der SG Praunheim schadet", sagte Dieter Hochgesand. Beide Mannschaften konnten zufrieden sein, wollte der Sportliche Leiter des FSV damit wohl ausdrücken. Die Praunheimerinnen sind nach dem Unentschieden und dem Sieg des TuS Niederkirchen in Sindelfingen zwar wieder auf den zweiten Tabellenplatz der Bundesliga (Gruppe Süd) zurückgefallen. Dennoch stehen sie weiterhin auf einem Rang, der die Teilnahme am Halbfinale zur deutschen Meisterschaft bedeuten würde. Und daran glaubt selbst der FSV Frankfurt noch. Wie schon im vergangenen Jahr, müssen die Bornheimerinnen einen Rückstand von fünf Punkten aufholen. Trainer Jürgen Strödter bleibt Optimist, auch wenn sich die Kräfteverhältnisse grundlegend verändert haben. In dieser Saison gibt es neben dem Meister Niederkirchen mit der SG Praunheim eine zusätzliche Spitzenmannschaft, die sich gegen eine abermalige Aufholjagd des FSV wehren wird. „Im letzten Jahr waren es anderthalb Mannschaft, denen wir nachrennen mußten. Jetzt sind es eben zwei", lautet Strödters Rechnung.

Im Derby allerdings haben es die Bornheimerinnen versäumt, den Vorsprung auf die Praunheimerinnen schon jetzt zu verringern. „Wir haben vierzig Prozent unter dem gespielt, was wir sonst können", sagte die Praunheimer Trainerin Monika Staab und sprach von „der schlechtesten Saisonleistung". Schon der erste Angriff der Begegnung brachte dem FSV das 1:0 ein. Einen gefühlvollen Paß von Sandra Minnert nutzte Dagmar Pohlmann in der 2. Spielminute zum Führungstreffer. „Wir haben die erste Halbzeit verpennt. Da wußte keine, wo sie hingehört", sagte Monika Staab. Glücklicherweise wußte Torhüterin Susanne Becker, daß ein gutes Stellungsspiel dazu beitragen kann, Tore zu verhindern. In der 18. Minute konnte sie den Ball nach einen abgefälschten Schuß der FSV-Stürmerin Birgit Prinz, der seinen Weg ins Tor gefunden hätte, mit einer glänzenden Reaktion abwehren. Merkwürdig enthaltsam hingegen gaben sich die gehemmt wirkenden Praunheimerinnen. Vor allem im Zweikampfverhalten wirkten sie allzu zaghaft.

Bis auf eine. In einer Szene ging Katja Bornschein, die in der vergangenen Saison noch für den FSV spielte, mit ihrer ehemaligen Mannschaftskameradin und heutigen Gegenspielerin Daniela Stumpf gar nicht zimperlich um. Die FSV-Spielerin stürzte unglücklich und erlitt - so die erste Diagnose eines Sanitäters - einen Handbruch. Doch die Bornheimerinnen, in ihrer besten Zeit als überaus spielstarke Mannschaft gerühmt, erwiesen sich als robust und kampfstark. Beinahe alle wichtigen Zweikämpfe entschieden sie für sich. Nicht unfair, aber hart und konsequent stellten sie sich den ohnehin halbherzigen Praunheimer Angriffsversuchen in den Weg. Pia Wunderlich vergab in der 26. Minute die einzige Torchance der ersten Halbzeit. Daß in der zweiten Spielhälfte dennoch der Ausgleich fiel, war weniger das Resultat einer nun energischer zu Werke gehenden Praunheimer Mannschaft. Katja Bornschein nutzte in der 60. Minute einen Abwehrfehler des FSV. (FAZ vom 15.11.1993)

 

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