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SG Praunheim - TuS Wörrstadt |
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Bundesliga, Staffel Süd - 14. Spieltag
4:0 (2:0)
Termin: 10.04.1994
Zuschauer: 220
Schiedsrichter: Michael Grieben (Offenbach)
Tore: 1:0 Bornschein (20.), 2:0 P. Wunderlich (27.), 3:0 Bornschein (51.), 4:0 Kern (55).
SG Praunheim | TuS Wörrstadt |
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Trainer
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Einseitige und langweilige Angelegenheit Manchmal, genauer gesagt immer dann, wenn der Sieger eines Fußballspiels schon von vornherein festzustehen scheint, und jene Prognose erwartungsgemäß auch eintrifft, tun die Unterlegenen gut daran, ihre Stärken dennoch hervorzuheben. Die TuS Wörrstadt, schon wieder vom Abstieg bedrohter Aufsteiger in der Bundesliga Gruppe Süd, versuchte nach der erwarteten 4:0(2:0)-Niederlage gegen die SG Praunheim in der Not die gebotene Haltung zu bewahren. „Wir haben versucht, den Frankfurterinnen das Leben schwerzumachen. Ich bin mit der Abwehrleistung meines Teams rundherum zufrieden“, stimmte Trainerin Maria Breuer überraschende Töne an. Überraschend wohl deshalb, weil die Wörrstädterinnen soeben eine saftige 4:0-Packung kassiert hatten und das Gehäuse der Platzherrinnen während des gesamten Spiels nicht ein einziges Mal ernsthaft in Gefahr bringen konnten. Zu sehen war statt dessen eine unentwegt angreifende SG Praunheim, die den Torreigen Mitte der ersten Halbzeit durch einen Kopfball von Katja Bornschein eröffnete. Danach ging es Schlag auf Schlag. Zwei Weitschüsse, zuerst durch Pia Wunderlich (2:0) und später durch Edit Kern (4:0) landeten ebenso im Netz wie ein Drehschuß, den Katja Bornschein in Yeboah-Manier über die Linie beförderte. Daß die Praunheimerinnen mit ihrer Leistung am Ende doch nicht restlos zufrieden waren, und die Wörrstädterinnen nicht ganz so enttäuscht, wie dies gemeinhin zu erwarten wäre, liegt an dem extremen Leistungsgefalle in der Bundesliga. Hinter den ersten vier, die Tabelle anführenden Teams, bestätigt auch die Praunheimer Trainerin Monika Staab, klaffe eine Lücke, die nur durch eine eingleisige Bundesliga geschlossen werden könne. Vorstöße in diese Richtung werden nicht zuletzt von der SG Praunheim mitgetragen. Bis 1996, so die leise gehegte Hoffnung, könne das angestrebte Ziel möglicherweise verwirklicht werden. Die dem DFB unterstellte Bereitschaft, sich auf dieses, nicht zuletzt finanziell unkalkulierbare Risiko einer eingleisigen Frauen-Bundesliga einzulassen, gründe auf einer langsam doch wachsenden Anerkennung dieser Sportart. Besondere Zugkraft habe dahingehend auch die Tatsache, daß sich Frauen-Fußball neuerdings im Kanon der olympischen Sportarten wiederfinde. Gut möglich also, daß die Spiele in der Frauen-Bundesliga in nicht gar so ferner Zukunft an Spannung hinzugewinnen. Einseitige Begegnungen, die aufgrund eines extremen Leistungsgefalles keine Zuschauermagneten sein können, dürften dann eher die Ausnahme werden. (FR vom 11.04.1994)
SG Praunheim gegen Wörrstadt unterfordert Dem Manager der SG Praunheim wäre es am liebsten, würde so bald wie möglich die eingleisige Bundesliga im Frauenfußball eingeführt. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem kaum noch Zuschauer kommen. Es gibt immer weniger Spitzenspiele“, sagte Siegfried Dietrich nach einer Begegnung, deren Verlauf seine Forderung bestätigte. 200 Zuschauer hatten sich zur Fußball-Matinee am Sonntag zwischen Praunheim und dem TuS Wörrstadt eingefunden. Und sie waren sich einig darüber, wieder einmal kein Spitzenspiel gesehen zu haben. Die Frankfurterinnen gewannen mühelos mit 4:0 und stehen nach dem 3:3 zwischen dem TuS Niederkirchen und dem VfR Saarbrücken wieder auf dem ersten Tabellenplatz der Südgruppe. Aufgeholt hat der FSV Frankfurt. Die Bornheimerinnen gewannen bei Klinge Seckach 7:2 und haben als Tabellendritter nur noch einen Punkt Rückstand auf den deutschen Meister Niederkirchen. So richtig zufrieden war Monika Staab nicht. Das 9:0 von Niederkirchen gegen Wörrstadt galt der Praunheimer Trainerin als Maßstab. „In der letzten halben Stunde ist das Spiel abgeflacht. Ich hätte mehr Tore erwartet.“ Die Treffer von Katja Bornschein (20. und 51. Minute), Pia Wunderlich (27.) und Edith Kern (55.) waren zwar allesamt sehenswert, aber eben eine noch viel zu geringe Ausbeute aus einer Vielzahl bester Torchancen. Doch wer will es den Praunheimerinnen schon verdenken? Irgendwann, mitten im Spiel, muß ihnen ganz einfach die Lust vergangen sein, sich gegen eine hoffnungslos unterlegene Mannschaft noch über die Maßen anstrengen zu wollen. Diese Nachlässigkeit legte die Wörrstädter Trainerin Maria Breuer als Stärke der eigenen Mannschaft aus. „Wir haben versucht, Praunheim das Leben schwer zu machen.“ Die Aussage läßt glauben, es sei ihnen auch gelungen. Dabei benahmen sich die Frauen aus Wörrstadt bisweilen wie ungelehrige Fußball-Schüler. „Im großen und ganzen bin ich zufrieden mit der Geschichte.“ Zufrieden darüber, „nur“ vier Treffer hingenommen zu haben. Denn: „Ein Sieg gegen uns war ja wohl eingeplant.“ Der Versuch, wenigstens einen Treffer zu erzielen, hingegen nicht. Erst in der vorletzten Spielminute hat eine Wörrstädter Spielerin erkannt, wo das sich gegnerische Tor befindet. Dort, wo es immer steht. Am entgegengesetzten Ende des Spielfelds. Da derart einseitige Begegnungen in der höchsten Spielklasse nicht selten sind, mag man die Forderung des Praunheimer Managers nach einer Konzentration der Spitzenmannschaften in einer halbwegs gleichwertig besetzten Liga verstehen. Denn das Image des Frauenfußballs leidet unter den bisweilen dilettantisch anmutenden Darbietungen mancher Bundesligamannschaften. Dietrich will ein Konzept ausarbeiten und seinen Kollegen vorlegen. Wenn sich dann auch der Deutsche Fußball-Bund aufgeschlossen zeigt, könnte die neue Eliteliga „frühestens 1996“ den Spielbetrieb aufnehmen. Davon zumindest träumt Siegfried Dietrich. Monika Staab ist schon dabei, sich einen „Kindheitstraum“
zu verwirklichen. Die Trainerin beginnt am 18. April einen Lehrgang an
der Sporthochschule in Köln. Die Praunheimerinnen werden dann unter
der Woche von Konditionstrainer Peter Löffel und Assistenz-Coach
Rolf Seidel betreut. Nur freitags, zum Abschlußtraining, und an
den Spieltagen wird die Trainerin zur Verfügung stehen. Wenn sie
alle Prüfungen besteht, wird sie am 12. Oktober eine von vier Fußball-Fachfrauen
in Deutschland sein, die berechtigt wären, auch Profimannschaften
zu trainieren. Bis hinauf zur Bundesliga. „Ich könnte die Eintracht
übernehmen.“ Als Monika Staab diese theoretische Überlegung
anstellte, wußte sie noch nicht, daß sich Klaus Toppmöller
einen neuen Arbeitsplatz suchen muß. (FAZ vom 11.04.1994)
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