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FSV Frankfurt - SG Praunheim |
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Bundesliga, Staffel Süd - 17. Spieltag
4:0 (2:0)
Termin: 01.05.1994
Zuschauer: 500
Schiedsrichter: Norbert Dörr (Ober-Roden)
Tore: 1:0 Smisek (20.), 2:0 Minnert (38.), 3:0 D. Pohlmann (48., Foulelfmeter), 4:0 Prinz (73.)
FSV Frankfurt | SG Praunheim |
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Trainer
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Wie im Rausch / SGP muß jetzt um Halbfinal-Teilnahme fürchten / „Schlimmster Tag“ Entfesselte Bornheimerinnen spielten Spitzenreiter an die Wand Praunheims Libero Sissy Raith war nach dem Spiel stocksauer. „Bei uns haben die meisten schon die ganze Woche die Hosen voll gehabt. Wenn man sich immer nur mit dem Gegner beschäftigt und nicht mit den eigenen Stärken, dann geht man so unter wie wir heute.“ Und selbst der immer frohgelaunte SG-Manager Siegfried Dietrich war sichtlich erschüttert: „Das ist der schlimmste Tag für mich, seit ich in Praunheim bin.“ Tatsächlich reicht das Wort „sensationell“ für den Verlauf dieses Spitzenspieles nicht aus. Mit 0:4 brach der bislang so souveräne Spitzenreiter beim FSV Frankfurt ein, und plötzlich ist sogar die schon sicher geglaubte Halbfinal-Teilnahme gefährdet. Im letzten Spiel gegen Meister Niederkirchen hilft jetzt überhaupt nur noch ein Sieg. Dem FSV wiederum reicht nach seiner Aufholjagd in der Rückrunde ein Pflichtsieg beim Tabellendrittletzten Wörrstadt, um sich für die Endrunde zu qualifizieren. Doch schon jetzt spielen die Frauen vom Bornheimer Hang so, als ginge es um den Meistertitel. Bezeichnend das Bild vor dem Anpfiff. Während der FSV schon ungeduldig am Spielfeldrand stand, schienen die Praunheimerinnen am liebsten in der Kabine bleiben zu wollen. Die Entsprechung folgte auf dem Spielfeld. Von der ersten Minute an berannten die FSV-Frauen das Tor der Praunheimer, die sich wie gelähmt in die eigene Hälfte zurückzogen. Aggressiv, aber nicht unfair in den Zweikämpfen, wurden die Gegnerinnen an deren eigenem Strafraum bedrängt, Praunheim dagegen gelang kaum mehr als zwei Ballkontakte hintereinander. Bei den Bornheimerinnen lief alles wie am Schnürchen. Auf breiter Front rückte das Mittelfeld auf und erspielte für ihre zwei Sturmspitzen Smisek und Prinz eine Torchance nach der anderen. Nicht weniger beeindruckend, wie die beiden 16jährigen an diesem Tag mit diesen Pfunden wucherten. Die kleine Sandra Smisek wirbelte wie ein Irrwisch durch die Praunheimer Reihen und stand in der 20. Minute nach einer Kopfballvorlage von Gaby König goldrichtig — mit einem sehenswerten Dropkick knallte sie den Ball unter die Latte. Als wenn sie nicht nur hoch, sondern auch schön gewinnen wollten, probierten die FSV-Frauen auch das Ungewöhnliche. Ohne Angst vor einer Blamage zog zum Beispiel Sandra Minnert in der 38. Minute einfach aus 25 Metern ab: Das Resultat war ein Traumtor. Schon zu diesem Zeitpunkt schien sich Praunheim aufgegeben zu haben. „In der Halbzeit hätten wir zehnmal die Pampers wechseln können, es hätte nichts genutzt“, formulierte drastisch ein konsternierter Siegfried Dietrich. Sogar die umsichtige Sissy Raith ließ sich von der Nervosität ihrer Kolleginnen anstecken und verursachte einen völlig unnötigen Foulelfmeter gegen Birgit Prinz kurz nach der Halbzeit. Dagmar Pohlmann hatte keine Mühe, den Ball im Tor unterzubringen. Statt sich nun noch einmal gegen das drohende Desaster zu wehren, steckte Praunheim nun völlig auf. Auch Trainerin Monika Staab vergrub sich entsetzt auf ihrem Trainerstuhl, unfähig zu reagieren. Der FSV spielte nun im selbsterzeugten Rausch. Die auch als Zuspielerin glänzende Sandra Smisek schickte in der 73. Minute mit einem langen Paß Birgit Prinz, die in aller Seelenruhe Lisa Häußler und auch noch Torfrau Susanne Becker ausspielte, um dann das 4:0 zu erzielen. Auch der anwesende Nordtabellenführer TSV Siegen war vom Spiel des FSV beeindruckt. Besonders Nationalspielerin Doris Fitschen zeigte Respekt: „Es reicht, wenn wir auf den FSV erst im Finale treffen.“ (FR vom 02.05.1994)
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