1. FFC Frankfurt - LdB FC Malmö

UEFA Women’s Champions League 2011/2012 - Viertelfinale, Rückspiel

3:0 (0:0)

Termin: 21.03.2012, 15:00 Uhr
Zuschauer: 3.310
Schiedsrichter: Esther Staubli (Schweiz)
Tore: 1:0 Garefrekes (66.), 2:0 Chojnowski (89.), 3:0 Garefrekes (90.)

 

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1. FFC Frankfurt
LdB FC Malmö

  • Desirée Schumann
  • Gina Lewandowski
  • Ria Percival
  • Saskia Bartusiak
  • Melanie Behringer
  • Dzsenifer Marozsán
  • Meike Weber
  • Svenja Huth
  • Kerstin Garefrekes
  • Fatmire Bajramaj
  • Sandra Smisek

 


  • Þóra Helgadóttir
  • Malin Levenstad
  • Emma Wilhelmsson
  • Amanda Ilestedt
  • Saga Fredriksson
  • Lina Nilsson
  • Katrine Veje
  • Therese Sjögran
  • Sara Björk Gunnarsdóttir
  • Katrin Schmidt
  • Ramona Bachmann

 

Wechsel
  • Crnogorcevic für Behringer (59.)
  • Chojnowski für Huth (80.)
  • Thunebro für Weber (90.)
Wechsel
  • Storck für Sjögran (46.)
  • Rubensson für Bachmann (61.)
Trainer
  • Sven Kahlert
Trainer
  • Peter Moberg

 

Glück in der zweiten Halbzeit

Silvana Chojnowski wusste gar nicht wohin mit ihrer Freude. „Ich bin so froh, bei dieser sensationellen Atmosphäre spielen zu können“, sagte die 17-jährige Stürmerin des 1. FFC Frankfurt strahlend, die fast das ganze letzte Jahr wegen Bandscheibenproblemen ausfiel. Minuten zuvor hatte die Frankfurterin, die bis zum 16. Lebensjahr bei den Junioren von Blau Gelb Frankfurt und dem FSV Frankfurt mit gleichaltrigen. Jungs zusammen gespielt hatte, dazu beigetragen, dass das Abenteuer Champions League für den 1. FFC nach der 0:1-Hinspielniederlage mit dem 3:0 (0:0)-Sieg im Rückspiel gegen den LdB FC Malmö im Halbfinale weitergeht. Und zwar dadurch, dass sie das getan hatte, was den Stürmerinnen des 1. FFC im Hinspiel gegen Malmö und am Sonntag gegen Hamburg nicht gelungen war. „Ich stand richtig und habe den Ball einfach reingeköpft“, umschrieb Chojnowski ihren ersten Treffer in ihrem ersten Pflichtspiel zum 2:0 in der 89. Minute. Dass sie das kann hatte die schnelle Stürmerin am letzten Sonntag mit vier Tore in der zweiten Mannschaft bewiesen.

Dabei dürfte sich die Rekordkulisse von 3310 Zuschauern im Stadion am Brentanobad auch am gestrigen Nachmittag wieder an die letzten beiden Spiele erinnert haben. Wieder war der FFC spielerisch besser und überlegen, wieder versäumte es die Offensivabteilung um die wiedergenesene Fatmire Bajramaj gute Chancen zu nutzen oder scheiterte an der starken isländischen Torfrau Thora Helgadottir. „In der ersten Halbzeit waren wir vor dem Tor hastig, unkonzentriert und unpräzise. Zum Glück haben wir dann in der zweiten Hälfte endlich die Tore gemacht“, resümierte Trainer Sven Kahlert, der erst in der 66. Minute erlöst wurde. Bajramajs Flanke auf den zweiten Pfosten köpfte Kerstin Garefrekes zum 1:0 ein. „Wir wussten, dass das zweite und dritte Tor fallen wird, wenn wir das erste machen“, beschied die Ex-Nationalspielerin und behielt recht. Neun Minuten nach ihrer Einwechslung konnte Chojnowski die Vorlage von der ebenfalls eingewechselten Ana-Maria Crnogorcevic per Kopf zum 2:0 (89.) nutzen, ehe erneut Garefrekes in der Nachspielzeit nach feiner Vorarbeit von Dzsenifer Marozsan zum 3:0 einnickte.

„Das ist für mich der schönste Tag seit langem“, freute sich der erleichterte Manager Siegfried Dietrich. Im Halbfinale bekommt es der 1. FFC am 14./15. und 21./22. April mit dem FC Arsenal London, zu tun, der Göteborg in der Summe 3:2 besiegte. (FR)

 

 

FFC wählt den komplizierten Weg

Dank zweier kluger Einwechslungen siegen die Frankfurterinnen im Rückspiel gegen den FC Malmö 3:0 und ziehen ins Halbfinale der Champions League ein.

Für einen kurzen Moment lagen sich Sven Kahlert und Siegfried Dietrich in den Armen und vergaßen den Lärm, den Jubel und die Schreie auf der Ersatzbank des 1. FFC Frankfurt. Soeben hatte Schiedsrichterin Esther Staubli das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Malmö abgepfiffen. Während die Reservespielerinnen am Trainer und Manager des FFC vorbeispurteten und mit ihren Mannschaftskolleginnen eine jubelnde Traube bildeten, benötigten beide erst einmal einen Moment der Ruhe nach 90 nervenaufreibenden Minuten, an deren Ende ein 3:0-Sieg der Frankfurterinnen vor 3310 Zuschauern im Stadion am Brentanobad stand. Kahlert sprach nach der geglückten Qualifikation für das Halbfinale nicht nur von einem Stein, der ihm vom Herzen gefallen sei, sondern von „einem ganzen Felsbrocken“. Dietrich wirkte so gelöst wie selten und herzte jeden, den er zu fassen bekam.

An ihren Reaktionen merkte man. In diesem Spiel ging es nicht nur um den Verbleib in der Königsklasse, sondern um das Retten einer Saison, in der der FFC realistische Titelchancen wohl nur noch in den Pokalwettbewerben besitzt. „Der Sieg war in jeder Hinsicht unglaublich wichtig für uns“, sagte Dietrich, der 66 Minuten lang mit ansehen musste, wie der FFC nahezu eine Kopie des mit 0:1 verlorenen Hinspiels ablieferte: Es ließen sich abermals ein gutes Dutzend Möglichkeiten aufzählen, die der FFC ungenutzt ließ - darunter jeweils ein Aluminiumtreffer von Kerstin Garefrekes (21. Spielminute) sowie Dzsenifer Marozsan (70.). „Wir hatten wieder einmal nicht das glücklichste Händchen im Abschluss“, sagte Kahlert. Noch in der Halbzeitpause riet er seiner bisweilen überhastet und übermotiviert agierenden Elf, es weniger mit der Brechstange zu versuchen als mit spielerischen Mitteln.

Den entscheidenden Impuls lieferte aber der Trainer selbst: Nach 59 Minuten brachte er Ana-Maria Crnogorcevic für die mit Knieproblemen in die Partie gegangene Melanie Behringer. Eine Stürmerin also für eine Mittelfeldspielern. Es schien, als habe Kahlert mit der jungen Schweizerin exakt jenes Puzzleteil gefunden, das aus den bis dahin ineffektiven Angriffsbemühungen des FFC nun ein wesentlich zielstrebigeres und schließlich auch von Erfolg gekröntes Auftreten machte: Zwar steuerte Ana-Maria Crnogorcevic selbst keinen Treffer bei, allerdings schuf die laufstarke Angreiferin Räume. Für Lira Bajramaj und für Kerstin Garefrekes etwa, die in einer Koproduktion für das erlösende 1:0 sorgten (66.). „Wir haben das Fußballspielen ja nicht verlernt, das war uns immer klar“, sagte Torschützin Kerstin Garefrekes, „und wir wussten: Wenn uns ein Tor gelingt, machen wir auch noch das zweite und dritte.“

Eigentlich hatte sich die ehemalige Nationalspielerin, die nach präziser Vorarbeit Dzsenifer Marozsans auch das 3:0 (90.) erzielte, mit ihrer Leistung das Prädikat Spielerin des Spiels“ verdient — wäre da „nicht der große Auftritt Silvana Chojnowskis gewesen: Die Siebzehnjährige, gerade erst für Svenja Huth in die Partie gekommen, köpfte den FFC mit einem ihrer ersten Ballkontakte ins Halbfinale (89.) und sprach anschließend von „einem unglaublichen Gefühl, vor einer solchen Kulisse überhaupt spielen zu dürfen“. Einen viel spektakuläreren ersten Pflichtspieleinsatz konnte sich die schnelle Linksfüßerin nicht wünschen. Schließlich erfüllte sie mit ihrem unbekümmerten Auftreten die Hoffnungen des Trainers, der die erfahrene Jessica Landström dafür auf der Bank schmoren ließ. „Eine so junge Spielerin denkt noch nicht so darüber nach, was nach einem möglichen Fehler oder einer vergebenen Chance passiert“, sagte Kahlert, „und deswegen habe ich Silvana heute gebracht.“

Dass seine Mannschaft, die das Glück des Tüchtigen nur bei den Torchancen von Sara Gunnarsdottir (36.) und Katrin Schmidt (82.) benötigte, den Halbfinaleinzug letztendlich verdient hat, daran kann es keine Zweifel geben. Schon im Hinspiel auf dem Malmöer Idrottsplats war der FFC die überlegene Mannschaft und hätte das Weiterkommen frühzeitig sichern können, für die Partie in Frankfurt gilt dies umso mehr. Aber letztendlich wählte die Elf zum Leidwesen ihres Trainers und Managers genau jenen Weg, den sie in dieser Spielzeit zu bevorzugen scheint: den kompliziertesten. (FAZ)

 

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