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Turbine Potsdam - 1. FFC
Frankfurt |
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Bundesliga 2011/2012 - 20. Spieltag
3:1 (2:0)
Termin: 06.05.2012, 14:00 Uhr
Zuschauer: 3.860
Schiedsrichter: Christine Baitinger (Magstadt)
Tore: 1:0 Añonma (24.), 2:0 Añonma (27.), 2:1 Bartusiak (57.), 3:1 Añonma (87.)
Turbine Potsdam |
1. FFC Frankfurt |
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Panne in Potsdam Der 1. FFC Frankfurt verliert das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Turbine Potsdam. Das teuerste Team der Liga muss nun die Champions League gewinnen, um in der nächsten Saison wieder auf internationaler Bühne mitmachen zu dürfen. Die Klatschparaden im Karl-Liebknecht-Stadion wollten nicht enden, und auch die Trommler mit den Turbine-Logos verspürten an diesem Sonntagnachmittag noch keinen Drang, über die gleichnamige Straße im Potsdamer Stadtteil Babelsberg den Heimweg anzutreten. In dieser ausgelassenen Atmosphäre stellte sich plötzlich Bernd Schröder auf den Rasen, ballte die Fäuste und zeigte eine Grimasse der Genugtuung. Der Erzfeind in Jubelpose – das konnten und wollten Sven Kahlert und Siegfried Dietrich nicht ertragen. Also postierten sich Trainer und Manager des 1. FFC Frankfurt ein ganzes Stück abseits, um die fatale Lage zu besprechen, in die sich ihr Verein mit einer letztlich verdienten 1:3 (0:2)-Niederlage beim Spitzenreiter der Frauen-Bundesliga manövriert hatte. „Das schmerzt“, räumte der mit Spottgesängen bedachte Dietrich ein, wohl wissend, dass es plötzlich nur noch einen Weg gibt, um das teuerste Team der Liga auf die internationale Bühne zu hieven: mit einem Sieg im Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon am 17. Mai. „Der Druck wäre für diese Partie so oder so groß gewesen“, konstatierte der Frankfurter Strippenzieher, „das muss kein Nachteil sein, denn vielleicht zeigt die Mannschaft dann mehr Konzentration und Bissigkeit.“ Gegenüber dem Showdown im Münchner Olympiastadion rückt gar das DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern am kommenden Samstag in Köln in den Hintergrund. „Wer sagt denn, dass wir gegen Lyon nicht gewinnen können“, versicherte die an den drei Gegentoren der überragenden Genoveva Anonma schuldlose Torhüterin Desiree Schumann. Auch Schröder, gerade mit Potsdam im Halbfinale der weiblichen Königsklasse an Lyon gescheitert, wünschte den Frankfurterinnen dabei viel Glück – ob es ironisch gemeint war, blieb Geheimnis des 69-Jährigen, der immerhin insistierte, diesen Erfolg „ohne Gehässigkeiten“ errungen zu haben. Während Potsdam nun den vierten Meistertitel in Folge holen dürfte, ist für den FFC sogar die Vizemeisterschaft in weite Ferne gerückt - selbst ein Sieg beim Tabellenzweiten VfL Wolfsburg am 20. Mai wird kaum ausreichen. Über die Ursache des neuerlichen Rückschlag auf nationaler Ebene gab Kahlert unverblümt Auskunft: „Potsdam ist als Mannschaft aufgetreten – wir nur in Einzelfällen.“ Zudem gebrauchte der 41-Jährige wiederholt den Begriff „Mädchenfußball“ um die Versäumnisse seiner dekorierten Nationalspielerinnen vor der Pause zu geißeln. Der fast drei Jahrzehnte ältere Kollege Schröder sprach dagegen gut gelaunt vom besten Saisonspiel seines Ensembles („sensationelle Leistung“), das in Sachen Entschlossenheit und Fitness derzeit die Maßstäbe bildet. Eingeschlossen in das Lob seine zu Nationalspielerinnen aufgestiegenen Zöglinge Babette Peter und Bianca Schmidt, die beide nach Frankfurt wechseln werden. Zeitweise erweckte die für den Frauenfußball hochklassige Auseinandersetzung den Eindruck, als habe der knorrige Regent Schröder seinen Spielerinnen noch eine Pulle Zaubertrank verabreicht, so viel mehr Verve und Wucht warf die Heimelf in der entscheidenden Phase mit frenetischer Unterstützung des Publikums in die Waagschale. Eine Begründung für die kämpferische Unterlegenheit fiel auch Frankfurts Kapitänin Sandra Smisek nicht ein: „Besprochen hatten wir eigentlich alles.“ Kahlert mutmaßte, dass „manchmal die Füße nicht folgen, wenn der Kopf nicht da ist.“ Dabei hatte der Gast gut begonnen, besaß durch Kerstin Garefrekes und Gina Lewandowski beste Chancen, die die starke US-Torfrau Alyssa Naeher vereitelte. Auf die Verliererstraße geriet der FFC auch deshalb, weil Saki Kumagai mal wieder einen gebrauchten Tag erwischt hatte. Gleich mit zwei missratenen Klärungsversuchen begünstigte die Japanerin den Doppelschlag der nie zu bremsenden Genoveva Anonma (24., 27.). Nachdem Saskia Bartusiak aus abseitsverdächtiger Position verkürzte (57.). schlenzte die 23-jährige Nationalspielerin aus Äquatorialguinea den Ball schließlich mit ihrem 20. Saisontreffer zum 3:1 ins Netz (87.). Saki Kumagai war da schon längst mit ihrer Auswechslung erlöst worden. „Es war nicht ihr Tag, aber ich breche bestimmt nicht den Stab über sie“, erklärte Kahlert, wohl wissend, dass ihm eine Weltmeisterin in dieser Verfassung keine Hilfe für die Finals in DFB-Pokal und Champions League sein wird. (FR Online vom 06.05.2012)
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