Frankfurter Fußball-Verein - Bonner FV

Freundschaftsspiel 1911/1912

1:1 (0:1)

Termin: 08.04.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: Bock
Tore: 0:1 Schwister (44.), 1:1 Dr. Paul von Goldberger (Elfmeter)

>> Spielbericht <<

Frankfurter Fußball-Verein Bonner FV

 


  • Schwister

 

Frankfurt a. M. Frankfurter Fußballverein-Bonner Fußballverein 1 : 1. Bonn hat in Frankfurt sehr enttäuscht. Die Mannschaft brachte eine ganz unnötig scharfe Spielweise mit, die man nach den Berichten über ihre seitherige Spieltätigkeit nicht hatte erwarten können. Namentlich tat sich in dieser Hinsicht der linke Verteidiger hervor, der denn auch, als nach mehrmaligem Ermahnen des Schiedsrichters immer noch keine Besserung eintrat, das Spielfeld verlassen mußte. Es ist immer tief bedauerlich, wenn derartige Vorfälle bei einem Gesellschaftsspiel zum Ausbruch kommen. Wir haben tatsächlich in den Verbandsspielen trübe Erfahrungen genug machen müssen, um eine solche Spielweise in einem Freundschaftsspiel auf das allerenergischste verurteilen zu müssen. — Das Spiel selbst litt unter einem ganz stürmischen Wetter, das eine genaue Kombination nicht zuließ. Dann spielte auch der Frankfurter Fußballverein in einer vollständig neuen Aufstellung, die leider das erforderliche Verständnis der Stürmer untereinander vermissen ließ. Die Verteidigung war ebenfalls neu aufgestellt, da Claus und Thelin nicht spielen konnten. Bonn erzielte sein Tor kurz vor Halbzeit; Frankfurt glich in der zweiten Hälfte durch einen Elfmeterball aus. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 15/1912 vom 09.04.1912)

 



Bonner Fussballverein I. — F. F.-V. I. 1 :1 (1:0)

Um wenigstens an einem Ostertage eine auswärtige Mannschaft hier zu haben, hatte der Verein den Bonner Fussball-Verein, der der Ligaklasse Westdeutschlands angehört, zu einem Spiele am zweiten Feiertage verpflichtet. Die Gäste stehen in ihrem Bezirke mit an erster Stelle und man hatte sich ein interessantes, faires Spiel versprochen.


Unsere Mannschaft trat in folgender Aufstellung an:

Chaboud
Hohmann      Bertrand
Jockel      Gilly      Henkel
Cesar      Heinemann      Fischbach      Pfeiffer      Fortura

Ueber das Spielfeld raste ein orkanartiger Wind als der Schiedsrichter, Herr Bock, das Spiel anpfiff. Infolge des Sturmes vermochte keine Mannschaft die Bälle zu berechnen und das Spiel machte dadurch den Eindruck einer vollständig planlosen Hin- und Hertreterei. Einigermassen verstanden sich vielleicht Cesar und Fischbach, da letzterer anfänglich halb links spielte. Hingegen wusste sich die rechte Seite gar nicht zusammenzufinden. Fortura, der sonst ganz schöne Flanken zu geben weiss, versuchte sich im Drippeln, womit er jedoch bei seinem physischen Unvermögen dem starken Läufer gegenüber wenig Glück hatte.

Bonn brachte eine starke Stürmerreihe mit, die sofort mit einem energischen Spiel einsetzte. Die treibende Kraft bei Bonn war der halblinke Stürmer, der mehrmals gefährliche Schüsse abgab, die jedoch zum Teil ihr Ziel verfehlten. Unsere Verteidigung war anfänglich wenig sicher. Am besten gefiel noch Hohmann, der sich allmählich zu grösserer Sicherheit entwickelte, Bertrand war zu langsam, Hess auch den befreienden Stoss vermissen. Es soll ihm zu Gute gerechnet werden, dass der Wind die Bälle unberechenbar machte. Gilly konnte gegen die gegnerische Stürmerreihe wenig ausrichten. Er war gegen den Mittelläufer Bonns, der ebenfalls aus der Mannschaft hervorragte, viel zu langsam. Bonn erzielte kurz vor Halbzeit seinen Erfolg. Ein Stürmer war durchgebrochen und Bertrand vermochte ihn nicht mehr einzuholen. Er handelte dabei wenig fair, als er versuchte, durch Beinstellen den Erfolg zu verhüten. Eine derartige Handlungsweise muss auf das allerentschiedenste verworfen werden. Dass das Spiel nachher von Seiten Bonns ausartete, ist wohl mit auf diesen Vorfall zurückzuführen.

Die zweite Hälfte sah unsere Mannschaft fast durchweg im Vorteil. Bonn verteidigte mit allen Mitteln, die oft an die Grenze des Erlaubten stiessen. Es fanden eine Reihe von Strafstössen an der Grenze des Strafraumes statt, die jedoch sämtlich erfolglos blieben. Erst als sich der Schiedsrichter genötigt sah, wegen unfairen Spielens einen Elfmeterball zu verhängen, konnten wir den Ausgleich erzielen.

Der linke Verteidiger Bonns, der mehrmals vom Schiedsrichter verwarnt worden war, jedoch von der scharfen Spielweise nicht abliess, musste das Spielfeld verlassen. Obwohl Bonn mit 10 Mann weiter spielte, gelang es der Mannschaft doch, ab und zu in gefährliche Nähe unseres Tores zu kommen. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Mannschaft hätte ein zweites Tor erzielt. Chaboud lief bei einem Angriff aus dem Tore, verfehlte jedoch elegant den Ball und dieser wäre unter normalen Umständen zweifelsohne ins Tor gelaufen, wenn ihm nicht der Wind eine andere Richtung gegeben hätte. Ich will zur Entschuldigung Chaboud's annehmen, dass er eben unter normalen Umständen den Ball nicht verfehlt hätte. Aber er hat sich schon öfters derartige Extravaganzen erlaubt, die zu einer Kritik drängen. Wenn man auch ein sehr guter Torwächter ist, so darf man doch keine Handlungen begehen, die gemeinhin als leichtsinnig bezeichnet werden. Die ganze Art seiner Handlungsweise drängt jedoch zu dieser Kritik.

Alles in allem hat das Spiel keinen guten Eindruck hinterlassen. Gott sei Dank war der Besuch schwach. Wir haben anscheinend mit den rheinischen Mannschaften wenig Glück! Vor Jahren die Geschichte mit Köln 99 und jetzt die Entgleisung mit Bonn! Hoffentlich sind wir jetzt geheilt!      H. Bergner. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 15.04.1912)

 

 



 


('Süddeutsche Sportzeitung' vom 11.04.1912)

 

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