VfR Mannheim - Frankfurter Fußball-Verein

Freundschaftsspiel 1912/1913

6:0 (2:0)

Termin: 15.09.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: Hannack (Mannheim)
Tore: 1:0 Egetmeier (3.), 2:0 Egetmeier (37.), 3:0 Engel (62.), 4:0 Egetmeier (70.), 5:0 Kratzmann (76.), 6:0 Engel (79.)

>> Spielbericht <<

VfR Mannheim Frankfurter Fußball-Verein

  • Kratzmann
  • Egetmeier
  • Engel

 


 

 

 

 

(Badische Neueste Nachrichten vom 14.09.1912)

 

Mannheim. Verein für Rasenspiele — Fußballverein Frankfurt 6:0. Auf dem gutbesuchten Platze der Rasenspieler fand bei typischem Fußballwetter dieses Treffen statt und zeigte bei umsichtiger Leitung einen fairen Kampf. Das Resultat entspricht keinesfalls dem Stärkeverhältnis, denn bei regulärem Verlaufe hätten sich die Einheimischen günstigenfalls wohl mit einem knappen Siege begnügen müssen.

Nachdem gleich zu Beginn beide Parteien lebhafte Vorstöße unternommen hatten, erzielen die Einheimischen einen schönen Erfolg. Die Nordkreisler, deren wohldisziplinierte Mannschaft einen angenehmen Eindruck machte, erwidern hierauf mit geschickten Angriffen. Die kleinen Stürmer zeigen dabei ein weniger systematisches als flinkes, praktisches Zuspiel und werden vor dem Tore durch ihre Behendigkeit und selbständigen Attacken äußerst gefährlich. Die Läuferreihe unterstützt den Sturm recht nützlich und die beiden gutproportionierten Verteidiger haben mit den anfänglich ziemlich unsicheren Angriffen der Rasenspieler wenig Arbeit. Der Torwart zeigte eine sichere Fangarbeit und parierte einige 6 Meter-Schüsse knieend in vollendeter Weise. Als sich aber der Mitttelstürmer eine — glücklicherweise ungefährliche — Armverletzung zuzog und ausscheiden mußte, war die Angriffskraft gebrochen und die Mannschaft schien ziemlich deprimiert. — Es handelte sich nun darum, wie lange die Verteidiger noch den ungleichen Kampf aushalten konnten, denn den Stürmern gelang es beim besten Willen nicht mehr gefährlich zu werden.

Die vereinten Bestrebungen des Nordkreismeisters erzielten, daß das Spiel bis zur letzten Viertelstunde offen blieb. Die beiden Verteidiger und der Torwart ernteten wiederholt Beifall und blieben dem einheimischen Sturm lange unüberwindlich. Letzterer wurde aber immer wieder von seiner vorzüglichen Hintermannschaft zum Angriff getrieben und zwang die Frankfurter langsam in die Verteidigung. Wie schon erwähnt, hüteten dieselben ihr Tor in trefflicher Weise und erst nach hartnäckigem Kampfe konnten die immer mehr in Schwung kommenden Rasenspieler einige Erfolge erzielen, zu denen ihnen verständige Zusammenarbeit und feine Schüsse verhalfen. — Beim Sieger gefiel die Hintermannschaft und Läuferreihe, der Sturm konnte nicht vollständig befriedigen. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 38/1912 vom 16.09.1912)

 



Verein für Rasenspiele, Mannheim geg. F. F.-V. 6:0

Sonntag, den 15. September 1912.

Der Ausgang dieses Wettspieles brachte sicher eine Enttäuschung, besonders nach der relativ guten Leistung unserer Mannschaft am Sonntag vorher.

Wenn man nun noch die beiden, sich widersprechenden Berichte im „Fussball" und in der „Süddeutschen" liest, weiss man garnicht, woran man ist. Mein Urteil als Augenzeuge des Spieles geht dahin, dass die Rasenspieler uns am Sonntag ausserordentlich überlegen waren und vor allen Dingen das hohe Resultat ihrer taktischen Ueberlegenheit zu verdanken haben. — Unsere beiden Flügelläufer hielten schlecht Stellung und müssten viel mehr bei dem Angriff unterstützen, als wie sie es getan haben. Besonders Becker machte sich die Sache reichlich bequem, woran auch nichts der Schweiss ändert, welchen er manchmal bei seinen nutzlosen Duellen mit dem gegnerischen Flügelstürmer vergoss.

Unsere Stürmerreihe war eine an und für sich schon schwache, da Leissing und Pickel abgesagt hatten. Hambach, welcher als Ersatz spielte, konnte keine rechte Aufklärung über seine Leistungstätigkeit geben, da er durch die Umstände veranlasst, links im Sturm aufgestellt wurde und nicht rechts, wo sein eigentlicher Platz ist. Krömmelbein III, welcher in lobenswerter Weise noch in letzter Minute einsprang, war auf seinem Posten als Aussenstürmer absolut hilflos.

Verbleiben Cäsar und Lang, welche bei der Unmöglichkeit, unter den Stürmern eine Verbindung herzustellen, infolge des überlegenen Körpergewichtes der Mannheimer nicht viel ausrichten konnten. Weiss, welcher in den ersten Minuten des Spiels den Mannheimern einige bange Momente durch seinen schnellen Angriff bereitete, wurde leider schon nach kurzer Zeit ausser Gefecht gesetzt. — Bei dem Versuch, vor dem Tore der Rasenspieler einen hohen Ball mit dem Kopf zu nehmen, wurde er unterlaufen und derartig unglücklich zu Boden befördert, dass sein rechter Arm dabei aus dem Gelenk rutschte.

So gestaltete sich denn das Spiel zu einem fortgesetzten Angriff der Mannheimer auf unsere Verteidigung, welche alles Lob für ihre bravouröse Haltung verdient. Neppach erwies sich unseren Hoffnungen entsprechend als zuverlässiger Hüter seines Tores, Claus verrichtet Arbeit für zwei und Weber zeigte, trotz mancher Ungeschliffenheit, dass er ein kommender Mann ist. Jockel wurde sehr stark in der Mitte mitgenommen und einige heftige Rempeleien sorgten dafür, dass er, wenn auch ohne Arm- und Beinschaden, während der letzten halben Stunde seine volle Leistungsfähigkeit nicht mehr entfalten konnte.

Die Mannheimer haben eine gut eingespielte Mannschaft, mit sehr viel Verständnis unter einander. Sie befleissigt sich eines schnellen, forschen Spieles, wobei der entwickelte Uebereifer nicht immer angenehm auffällt. Besonders das Rempeln des Gegners, wenn dieser sich garnicht im Besitz des Balles befindet, ist ein charakteristisches Merkmal der Mannschaft und man wird hierüber während der kommenden Ligaspiele sicher noch mehr zu sehen und zu lesen bekommen.

Unangenehm fiel auf dem Mannheimer Platz, dessen Regie doch in den Händen einer „Geschäftsstelle" und eines „Verwaltungsrates" liegt, das Treiben der Gassenjugend auf, welche sich an der Aussenlinie lagerte und zu Hunderten während der Pause auf dem Spielfeld in der ihr eigenen Weise verlustierte und nach dem Spiel ebenfalls unverzüglich sich mit einem Tohuwabohu bestätigte, dass das „Hipp Hipp, Hurrah" der beiden Mannschaften vollständig erstickt wurde. Eine Station für erste Hilfe bei Unfällen wäre auf diesem Platze sicher zweckmässiger.      AMATEUR (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 26.09.1912)

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