Frankfurter Fußball-Verein - SV Wiesbaden

Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 1. Spiel

4:0 (3:0)*

* Dem FFV wurden die Punkte aus dem Sieg im ersten Spiel gegen den SV Wiesbaden
aberkannt, da für den Stürmer Fritz Weicz keine Spielberechtigung vorlag.

Termin: 22.09.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: Prof. Hunn (Freiburg)
Tore: 1:0 Karl Pickel (oder K. Leising) (22.), 2:0 Jakob Dornbusch (36.), 3:0 Fritz Weicz (Elfmeter), 4:0 Karl Jockel

>> Spielbericht <<

Frankfurter Fußball-Verein SV Wiesbaden

 


 

Der Frankfurter Fußballverein war in großer Form und bezwang den Wiesbadener Sportverein auf dem neuen Sportplatze in Frankfurt mit 4 :0. Nachstehend der Verlauf:

Wiesbaden mit Fahrenkamp im Tor und Dr. Nicodemus als Mittelläufer stieß gegen den Wind an. Die Einheimischen verlegten das Spiel, da sich Wiesbaden nicht recht zusammenfinden konnte, sofort in die gegnerische Hälfte. Hier war jedoch die Verteidigung, besonders der Torwächter, auf der Höhe und es blieben dem Fußballverein vorerst Erfolge versagt. In der 22. Minute gelang Cesar, der links außen stürmte, eine gute Flanke, die von Leyssing durch exakt ausgeführten Kopfstoß zum ersten Tore verwandelt wurde. Die Frankfurter Stürmerreihe, in der als Mittelmann Weiß spielte — er war von der Verletzung in Mannheim wiederhergestellt —, während halbrechts zum erstenmale nach seinem vorjährigen Unfall gegen Fürth Dornbusch stürmte, zeigte gute Leistungen und Verständnis bezw. gegenseitige Fühlung. Die Angriffe wurden präzise eingeleitet und durchgeführt.

In der 36. Minute überspielte Weiß die gegnerische Verteidigung, gab unerwartet an Dornbusch ab, der mit sicherem Schuß das zweite Tor erzielte. Der dritte Erfolg basierte auf einem Elfmeterball, der durch unfaires Spiel des einen Wiesbadener Verteidigers verschuldet worden war. Weiß sandte den Ball unhaltbar ein. Nach Halbzeit hielt die Überlegenheit der einheimischen Mannschaft an, wenn auch Wiesbaden ab und zu mehr aufkam. Das vierte Tor erzielte der Frankfurter Mittelläufer Jockel aus ziemlich weiter Entfernung. Fahrenkamp konnte den scharf geschossenen Ball nicht ganz abwehren. Bei den Einheimischen war jeder Mann auf dem Posten; besonders verdient der rechte Verteidiger, der neu in der Mannschaft Verwendung gefunden hatte, erwähnt zu werden.

Wiesbaden kann sich leider die etwas robuste Spielweise nicht abgewöhnen. Professor Hunn mußte ab und zu energisch einschreiten, um die Spieler Wiesbadens in die gebührlichen Grenzen zurückzuweisen. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 41/1912 vom 02.10.1912)

 



F. F.-V. gegen Sportverein Wiesbaden 4:0 (3:0)

Zum ersten Verbands-Spiel stellten wir uns auf unserem neuen Platze in folgender Aufstellung dem Gegner:

Neppach
Pfeiffer      Claus
Becker      Jockel      Henkel
Leising       Dornbusch       Weiss      Pickel      Caesar

Bei schönstem Fussballwetter und frischem Ostwind, den wir zuerst zum Bundesgenossen wählten, eröffnet Professor Hunn-Freiburg das Spiel. Der Platz war trotz des trockenen Wetters ziemlich glatt, was namentlich zu Anfang des Spiels zu vielen Fällen führte und die Mannschaften nicht gleich die richtige Form finden liess.

Nachdem sich die Spieler etwas daran gewöhnt haben und unsere Mannschaft, die mit vier Stürmern begonnen hatte, sich vervollständigt hat, beginnt sich eine Ueberlegenheit unsererseits zu zeigen, die bald zum ersten Tor für unsere Farben führt, nachdem ein Verteidiger Wiesbadens den Ball gefehlt hatte. In kurzen Abständen folgen zwei weitere Tore; beim einen hatte Weiss schön durchgespielt und uneigennützig an den freistehenden rechten Nebenmann abgegeben, der einschoss. Das dritte Tor war ein von Weiss verwandelter Elfmeter für ein regelwidriges Zufallbringen Pickels, der durchgelaufen war.

Nach der Pause können wir von vielen Gelegenheiten nur eine durch Jockel ausnützen. Weiss schiesst immer zu hoch, auch Leising hebt, frei vor dem Tor stehend, den Ball über die Latte. Vielleicht drückte auch der Gegenwind die Bälle etwas in die Höhe. Wiesbaden kommt zum Schluss etwas auf, kann aber nur einmal richtig unserem Tore gefährlich werden.

Ein stark fühlbarer Gewinn für unsere Mannschaft war die Aufstellung von Dornbusch, der sein altes Können zeigte und sich mit seinen Nebenleuten sehr gut verstand. Alle Stürmer bemühten sich mit Erfolg, ein schönes Zusammenspiel vorzuführen, Weiss hielt sich trotz seiner am Sonntag vorher in Mannheim erlittenen Verletzung sehr gut. Die von ihm eingeleiteten Angriffe zeugten von Uebersicht und Ueberlegung. Von den Läufern fiel Becker gegen Jockel und Henkel ab. Er beschränkt sich meistens darauf, den Ball wegzuschaffen, von Zuspiel war wenig zu sehen. Pfeiffer kann ein brauchbarer Verteidiger werden, die Anlagen sind vorhanden. Wenn ihm die Erfolge nicht in die Krone steigen und er verlässlich bleibt, so dürfte er wohl einen Platz in der Mannschaft finden. Claus zeigte die gewohnten Leistungen, Neppach konnte nicht hervortreten, da er wenig Arbeit bekam.

Unsere Mannschaft zeigte im Ganzen genommen eine gute und sichere Arbeit, genauer wie gegen die holländische Mannschaft, allerdings war der Gegner schwächer als diese. Auch mag die Niederlage in Mannheim am Gelingen teilhaftig sein. Doch scheint es noch verfrüht, ein endgültiges Urteil über die Leistungsfähigkeit der Mannschaft zu fällen, da die definitive Besetzung der Plätze scheinbar noch nicht feststeht. Wiesbaden hatte seine Stärke in den beiden guten und ballsicheren Verteidigern. Der Torwächter zeigte neben vielen guten auch sehr unsichere Augenblicke. Die Läufer waren durch unser starkes Drängen sehr oft gezwungen, die Verteidigung zu entlasten, worunter natürlich der Sturm zu leiden hatte.

Für den Sturm selbst hatte Wiesbaden einen früheren schweizerischen Internationalen als Mittelstürmer ausgegraben, der sich seinem Aussehen nach wohl schon lange aufs Altenteil gesetzt hat. Der alte Fussballknochen konnte aber nicht mehr jung werden. Ein Wechsel im Sturm Hess diesen etwas mehr zur Geltung kommen, es war aber nicht das Richtige.

Die Fairness liess doch manches zu wünschen übrig; ein ungerügtes foul des Wiesbadener Linksaussen hatte andere zur Folge, die nach Halbzeit auch von Frankfurter Spielern erwidert wurden. Die Pfeife des Schiedsrichters machte etwas spät erst diesen Dingen ein Ende.      Menningen. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 25.10.1912)

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