Frankfurter Fußball-Verein - Viktoria 94 Hanau

Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 3. Spiel

0:0

Termin: 20.10.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: Brucker
Tore: ./.

>> Spielbericht <<

Frankfurter Fußball-Verein Viktoria 94 Hanau

 


  • Seikel
  • Heck
  • Henning
  • Fiedler
  • Diehl

 

Frankfurter Fußballverein — Hanauer FC Viktoria 1894 0 :0

Frankfurt a. M. Der Frankfurter Fußballverein vermochte in diesem Treffen nicht die Form zu zeigen, die man seither von ihm gewohnt war. Während die Verteidigung mit geringen Ausnahmen ganz auf der Höhe ihres Könnens stand, zeigte der Sturm von Anfang bis zu Ende eine große Zerfahrenheit, die man sonst, wie gesagt, nicht von ihm gewöhnt ist. In der Läuferreihe war Henkel auf dem linken Flügel sehr gut, während Becker und Jockel nicht ganz auf der Höhe standen. Jockel ging erst in der zweiten Hälfte mehr aus sich heraus.

Wie bereits erwähnt, war der Sturm unsicher und zwar durch das Versagen des halbrechten Stürmers, der neu probiert wurde. Ich habe in der Vorschau geschrieben, daß die Stürmerreihe nicht in das Bereich der Betrachtung gezogen werden könnte, da die Möglichkeit bestünde, daß im letzten Momente noch eine andere Kombination auftauche. Dieser Fall ist denn auch eingetreten und zwar, wie der Spielverlauf gezeigt hat, mit einem negativen Ergebnis. Der Spielausschuß des Frankfurter Fußballverein wird nach dem Gesehenen am kommenden Sonntage eine andere Mannschaftsaufstellung wählen.

Hanau zeigte ein sehr schnelles und aufopferndes Spiel. Die Mannschaft war in der ersten Hälfte, mit Sonne und Wind im Rücken, im Felde unbedingt überlegen. Hervorragend waren wie immer die beiden unverwüstlichen Verteidiger Heck und Henning, denen sich die Läuferreihe würdig anschloß. Namentlich der Mittelläufer leistete in der ersten Spielhälfte sehr Gutes. Dagegen war der Sturm noch schlechter wie der des Frankfurter Fußballvereins. Er vermochte während des ganzen Spieles nur sehr wenig gefährlich zu werden, während doch der einheimische Sturm öfters gefährliche Momente vor dem Tore Hanaus schuf.

Der Spielverlauf bot im Großen und Ganzen wenig Aufregendes, obwohl das Tempo sehr schnell war. Der Verein erzielte in der 4. Minute einen Eckball, der abgewehrt wurde. Hanau brachte den Ball blitzschnell vor und erzielte in der nächsten Minute ebenfalls einen Eckball, der aber auch nichts einbrachte. Durch das verständnisvolle Spiel seines Mittelläufers war Hanau in der Folge etwas mehr im Angriff, doch arbeiteten Claus und Pfeiffer ruhig und wirksam. Jockel und Weiß, der Mittelstürmer des Vereins, ließen sich zu oft die Bälle abnehmen. Dann versagte der Angriff jedesmal, wenn der Halbrechte Weber den Ball erhielt. Er wußte nämlich nie, was er damit anfangen sollte. Der Ball wurde von ihm jedesmal gerade dahin gegeben, wo es verkehrt war. Die Hanauer Verteidigung sah bald ein, daß der Mann ungefährlich war und konzentrierte daraufhin ihre Aufmerksamkeit auf Weiß, der ständig zwei bis drei Leute um sich sah. Der Erfolg war natürlich, daß die Hauptangriffskraft lahm gelegt wurde. Hinzu kam noch, daß Pickel zu ängstlich war und hierdurch manche Chance, die Leissing als Rechtsaussen durch präzise Flanken schuf, nicht verwertet wurde.

Das Spiel hielt sich während der ersten Hälfte, wie gesagt, mehr in der Hälfte Frankfurts. Erst gegen Ende der ersten Spielzeit kam der einheimische Sturm mehr zur Geltung. Die Hanauer Verteidigung hatte einige bange Minuten zu überstehen. Sie hatte Glück, daß die Bälle zum Teil direkt auf den Torwächter gingen, zum Teil an den Pfosten und der Latte abprallten. In der zweiten Hälfte war Hanau nach den ersten 5 Minuten erledigt, soweit wenigstens der Sturm in Betracht kommt. Das Spiel hielt sich, von einigen Durchbrüchen abgesehen, in der Hälfte Hanaus. Die Verteidigung arbeitete aber mit Unterstützung der sehr guten Läuferreihe derart hervorragend, daß dem Verein kein Erfolg beschieden war. Die Arbeit wurde ihr allerdings durch eine gewisse Unlust, die bei der Vereinsstürmerreihe eingerissen war, sehr erleichtert. Das Spiel hielt sich in annehmbaren Grenzen. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 47/1912 vom 23.10.1912)

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