Frankfurter Fußball-Verein - SpVgg. Fürth

Süddeutsche Meisterschaft 1912/1913 - 5. Spiel

0:0

Termin: 30.03.1913
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Knab (Stuttgart)
Tore: ./.

>> Spielbericht <<

Frankfurter Fußball-Verein SpVgg. Fürth

 


  • Pachter
  • Wellhöfer
  • Mütze
  • Riebe
  • Schmidt
  • Isemann
  • Wunderlich
  • Franz
  • Seidel
  • Burger
  • Lang

 

Um die süddeutsche Meisterschaft.

Frankfurter Fußballverein und Spielvereinigung Fürth spielen unentschieden 0:0.


Frankfurt a. M. Das Interesse der Frankfurter Fußballgemeinde war nach dem Erfolge des Frankfurter Fußballvereins am letzten Sonntag in Fürth auf einen derartigen Höhepunkt gestiegen, daß sich zu dem Rückspiel in Frankfurt annähernd 3000 Zuschauer eingefunden hatten, eine Rekordzahl für die hiesigen Verhältnisse. Der Platz selbst war in seiner bekannten hervorragenden Verfassung, das Wetter das denkbar günstigste, sodaß alle Vorbedingungen für ein erstklassiges Treffen gegeben waren.

Dem Schiedsrichter, Herrn Knab, Stuttgart stellten sich beide Mannschaften wie folgt. Fürth: Pachter, Wellhöfer, Mütze; Schmidt, Riebe, Isemann; Wunderlich, Franz, Seidel, Burger, Lang. Frankfurt: Gmelin; Claus, Pfeiffer; Braun, Jockel, Becker; Burkardt, Köllisch, Schwarze, Dornbusch, Leissing. Es waren also beiderseits alle Mann an Bord, Frankfurt hatte in letzter Minute noch für Schwarze, das bekannte Mitglied des KFV der sich bereits seit Januar in Frankfurt aufhält, vom Verbandsvorstand Spielerlaubnis erhalten. Hiermit war in einer gewissen Hinsicht das Fehlen Weiß, der bekanntlich nach Fürth übergesiedelt ist, ausgeglichen.

Das Spiel begann Punkt zwei Uhr mit dem Anstoß Fürths. Von einer Aufgeregtheit der beiden Mannschaften war erfreulicherweise wenig zu sehen. Der Fürther Sturm fand sich sofort sehr gut zusammen, doch wird ein guter Vorstoß des rechten Flügels durch Abseitsstellung des Halbrechten unterbunden. Der Frankfurter Sturm fand sich nicht so schnell, was wohl darauf zurückzuführen war, daß Schwarze in der Mitte noch nicht mit den Eigenheiten seiner beiden Nebenleute vertraut war. Fürth, das, wie gesagt, sofort eine energische Offensive ergreift, erzielt in der 8. Minute seinen ersten Eckball auf eine Kiste des Frankfurter Läufers Braun hin. Die sehr gut getretene Ecke wird jedoch von der Frankfurter Verteidigung sicher abgewehrt.

Frankfurt kam hierauf mehr in Schwung und beschäftigt ziemlich intensiv die Fürther Verteidigung, in der jedoch Wellhöfer ein hervorragend sicheres Spiel zeigte. Die ersten 20 Minuten ist der Kampf vollständig offen, doch gelingt es Fürth, mehr und mehr Terrain zu gewinnen, ohne daß man indessen von einer direkten Überlegenheit sprechen kann. Die Fürther Angriffe sind präziser und die Frankfurter Verteidigung hat alle Hände voll zu tun, die Angriffe abzuwehren. Sie zeigte sich jedoch auf der Höhe ihres Könnens und vereitelte alle Vorstöße. In der 20. Minute glückte Burger nach hervorragendem Zuspiel von Riebe ein Durchbruch, den jedoch Gmelin im Frankfurter Tor in letzter Minute durch geschicktes Eingreifen schadlos machen konnte. Der Ball ging neben das Tor. Kurz vorher hatte Braun durch schlechtes Zuspiel eine brenzliche Situation vor dem Frankfurter Tore, die jedoch von Pfeiffer in hervorragender Weise beseitigt wurde.

Die meisten Angriffe des Frankfurter Sturms gingen von der linken Seite aus, doch wußte die Mitte, die hervorragend hereingegebenen Bälle nicht zu verwerten. Burkardt war zweimal bis vor das Tor Fürths gekommen, gab den Ball präzis zurück, doch jagte Dornbusch in dem ersten Falle den Ball mit scharfem Schuß über die Latte, während das andere Mal die Mitte nicht rechtzeitig zur Stelle war, sodaß Wellhöfer den gefährlichen Ball durch befreienden Stoß ins Feld geben konnte. Die letzten 20 Minuten hatte Fürth entschieden mehr vom Spiel. Gmelin mußte öfters eingreifen und tat dies auch in einer hervorragender Weise. Die Frankfurter Läuferreihe leistete in dem Abdecken des gegnerischen Sturms Gutes, ohne indessen an das Deckungsspiel der Fürther Läuferreihe ganz heranzureichen. Fürth erzielte in der ersten Hälfte noch einen dritten Eckball, der indessen ausging. Eckenverhältnis bei der Pause 3:0 für Fürth.

In der zweiten Hälfte drehte sich insofern das Spiel, als es Frankfurt gelang, mehr und mehr Boden zu gewinnen. Die ersten zehn Minuten waren ziemlich verteilt., Fürth erzielte sogar in der 6. Minute seinen 4. Eckball. Von da ab aber ging Frankfurt aus sich heraus, und die Folge war, daß in der 9. Minute bereits eine Ecke von den Einheimischen erzielt wurde, so hervorragend sie auch getreten war, ebenso glänzend abgewehrt wurde.

Der Frankfurter Sturm, der jetzt von den Läufern intensiver unterstützt wurde, konnte an der Fürther Verteidigung, die ebensogut, wie die der Frankfurter in der ersten Hälfte stand, nicht vorbeikommen. Frankfurt erzielte in der 15. Minute wiederum eine Ecke, die von Pachter im Fürther Tor in ganz hervorragender Weise abgewehrt wurde. Es gab allerdings einen zweiten Eckball, der wiederum gut hereinkam, jedoch ließ die Frankfurter Stürmerreihe diese günstige Chance aus. Einige Minuten später gab Jockel einen hohen Ball aufs Tor, der von Köllisch an Pachter vorbei knapp neben das Tor geköpft wurde. Die letzten 10 Minuten trat bei beiden Mannschaften eine Ermüdung ein, die auch nach dem vorhergegangenen scharfen Spiel nicht zu verwundern war. Frankfurt erzielte noch zwei Eckbälle, die aber beide nichts einbrachten. Den letzten erhielt wohl Schwarze auf den Fuß, doch ging der gut gemeinte Schuß weit neben das Fürther Tor. In der letzten Minute erzielte Fürth noch einen Eckball durch ein Versehen der Frankfurter Verteidigung. Diese günstige Chance wurde indessen ausgelassen, da der Ball hinter das Tor ging. Eckenverhältnis in der zweiten Hälfte 5:2 für Frankfurt, somit Gesamtverhältnis 5:5.

Wenn man den Gesamteindruck schildern will, so muß unbedingt zugegeben werden, daß ein derartig aufregendes vollständig offenes Spiel selten zu sehen war. Die eiserne Energie, mit der beide Mannschaften bestrebt waren, den Sieg an ihre Fahnen zu heften, rief Leistungen hervor, die man mit dem besten Willen nicht zutreffend zu Papier bringen kann. Man muß gesehen haben, mit welchen Finessen der Fürther Sturm seine Angriffe einleitete und andererseits, wie sicher die Frankfurter Verteidigung die Situation überschaute und immer richtig zur Stelle war. Daß zeitweise die eine oder die andere Mannschaft mehr vom Spiel hatte, will nichts besagen. Das Spiel war derartig abwechslungsreich und interessant, daß die Zuschauer mit Beifallsäußerungen nicht fertig wurden. Kaum hatte die Frankfurter Verteidigung rettend eingegriffen, als auch schon Mütze und Wellhöfer bei Fürth in Aktion treten mußten. Eben noch hatte Pachter, fast auf dem Boden liegend, einen scharfen Ball aus der Frankfurter Stürmerreihe mit Bravour gerettet, als auch schon wieder Pfeiffer dem gefürchteten Burger den Ball abnahm. So wechselte Situation mit Situation, bald zu Gunsten der einen, bald zu Gunsten der anderen Partei. Es war ein richtiges Meisterschaftsspiel, das beide Mannschaften vorführten, eine elegante Spielweise, verbunden mit kraftvoller Energie. Wenn in dem einen oder anderen Falle der Schiedsrichter Freistöße verhängen mußte, so wurden diese hervorgerufen durch einen üebrgroßen Eifer der einzelnen Spieler.

Wie auch aus dem Resultat hervorgeht, glänzten beiderseits die Verteidigungen. Die der Frankfurter hatte wohl etwas größere Arbeit zu verrichten, ohne daß indessen hierdurch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wurde. Die Fürther Läuferreihe war im Abdecken des Gegners, wie bereits gesagt, besser. Beiderseits gaben sich indessen die Mittelläufer im Zuspiel nichts nach. Bei Frankfurt hätte Braun vielleicht nicht nötig gehabt, zwei Eckbälle zu veranlassen, es soll ihm jedoch zugute gehalten werden, daß er bei gefährlichen Situationen, eben so wie Becker, prompt zur Stelle war und hierdurch Erfolge des Gegners mit zu verhüten wußte. Die beiden Außenläufer Frankfurts haben schon besseres Zuspiel gezeigt, wie heute, waren auch schon schneller im Ballabgeben. Es handelt sich hoffentlich nur um eine vorübergehende Indisposition, die bis nächsten Sonntag behoben sein wird. Der Frankfurter Sturm konnte nicht ganz befriedigen. Die Halbstürmer verstanden sich nicht ganz mit dem Mittelstürmer Schwarze. Es ist möglich, daß, wenn Leising in der Mitte gestürmt hätte, und Schwarze wäre nach Rechtsaußen gegangen, doch ein Tor von Frankfurt durchgedrückt worden wäre. Leising gab in, der zweiten Hälfte aus nicht gerade günstiger Stellung einen hervorragenden Schuß auf das Fürther Tor, der von Pachter nur noch eben zur Ecke abgelenkt werden konnte. Dornbusch fiel gegen sein früheres Spiel etwas ab, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß er noch an einem Knieleiden laboriert. Sehr gut war wieder Burkardt als Linksaußen, dessen hervorragendes Spiel der Fürther Verteidigung schwer zu schaffen machte.

Die Fürther Mannschaft hat mir bei ihrem ersten Hiersein in Frankfurt besser gefallen. Sie macht einen etwas ermüdeten Eindruck und ist wohl übertrainiert. Die Kombination ist nach wie vor sehr gut, auch der Sturm zeigt immer noch das elegante Zusammenspiel, aber was fehlt, das ist der Schuß. Ich glaube, Burger hat kein einziges Mal geschossen. Zugegeben soll werden, daß er diesmal wieder ganz hervorragend gedeckt wurde, sodaß von seiner Seite wenig zu erwarten war. Es ist ja auch bekannt, daß das Fürther Stürmerspiel mehr oder weniger auf Burger zugeschnitten ist. Mit ihm steht und fällt es. — Die Läuferreihe ist bereits oben erwähnt worden. Die beiden Verteidiger erwiesen sich in der zweiten Hälfte, ebenso wie in der ersten, wo sie weniger beschäftigt waren, als hervorragende Stützen der Mannschaft. Pachter im Tor zeigte heute ein ganz ausgezeichnetes Können. Wenn er am letzten Sonntag seine Mannschaft um den Sieg gebracht hat, so hat er dies heute mehr wie gut gemacht. Zwei ziemlich sichere Erfolge für Frankfurt wurden lediglich durch seine Spielweise verhütet. Der Schiedsrichter, Herr Knab, leitete das Treffen in großzügiger Weise. Er ging über Kleinigkeiten hinweg und wußte fördernd auf den Spielverlauf einzuwirken. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 26/1913 vom 31.03.1913)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg