FSV Frankfurt - Frankfurter Fußball-Verein

Nordkreis Liga-Klasse 1913/1914 - 9. Spiel

0:1 (0:0)

Termin: 23.11.1913
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Rossi
Tore: 0:1 Karl Jockel (85.)

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FSV Frankfurt Frankfurter Fußball-Verein

  • Mürnich
  • Kuch
  • Thein
  • Stier (in der 2. Halbzeit verletzt ausgeschieden)
  • Sohns
  • Hohmann
  • v. Basshuysen
  • Wilhelm
  • Jäck
  • Lang
  • Schmitt

 


 

 

 


(Süddeutsche Sportzeitung vom 24.11.1913)

 

 

Frankfurter FV — FSpV Frankfurt 1:0.

FSpV-Platz. Wohl ca. 3000 Zuschauer waren Zeugen des aufregenden Kampfes zweier äußerst hartnäckiger Gegner. Bald ist FSpV bald FFV im Vorteil, jedoch scheitern alle Angriffe an dem guten Spiel der beiderseitigen Verteidigungen. Mit 0:0 werden die Seiten gewechselt.

Nach Halbzeit dasselbe Bild. Auf beiden Seiten entstehen vor den Toren die brenzlichsten Sachen, immer ist es aber die Verteidigung — beiderseits —, die zählbare Erfolge zunichte macht. So nähert sich so langsam das Wettspiel seinem Ende, als in der fünftletzten Minute ein Gedränge vor dem Tore FSpV entsteht, nachdem FFV gut durchgekommen war. Thim, der linke Verteidiger, bringt das Leder nicht weit genug weg, der Ball kommt nach hin- und herpassen zurück zu Jockel, der wunderbar plaziert unhaltbar einsendet. Dröhnender langanhaltender Beifall. Noch wuchtiger werden die beiderseitigen Angriffe, doch reicht es für keine der Parteien mehr zu Erfolgen. Zu bemerken ist, daß der rechte Läufer Stier von FSpV 20 Minuten vor Schluß durch Zusammenprall eine Verletzung erlitt, die ihn am Weiterspielen verhinderte, sodaß FSpV das Spiel mit 10 Mann durchführen mußte.

Eine Mannschaftskritik ist bei einem derartigen Wettkampf von Lokalgegnern schwer zu fällen und sei kurz erwähnt, daß beide Elf großartig arbeiteten und man sah deutlich bei beiden Mannschaften den Willen zum Sieg. Besonderes Lob verdienen Jockel und Pfeiffer, sowie Sohns und Kuch, der als Verteidiger für Sportverein eine größere Niederlage durch sein auffallend glänzendes Spiel vereitelte. Herr Rossi als Schiedsrichter wußte alles Unfaire im Keime zu ersticken. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 94/1913 vom 24.11.1913)


 

F. F.V. geg. Fussball-Sportverein «Frankfurt» 1:0

Halbzeit 0:0

Tadelloses Fussballwetter brachte dem Sportverein einen Massenbesuch und man vermutet wohl nicht mit Unrecht, dass eine Recordeinnahme auf dem Bornheimer Platz verzeichnet wurde.

Sportverein trat mit einem Ersatz, Fussballverein vollständig an wie folgt:

Sportverein: Mürnich, Kuch, Thein, Stier, Sohns, Hohmann, v. Basshuysen, Wilhelm, Jäck, Lang, Schmitt.

Fussball-Verein: Gmelin, Claus, Pfeiffer, Braun Jockel, Becker, Burkart, Schlüter, Löble, Martin, Sand.

Fussballverein im Besitz der Wahl nimmt die bessere Seite mit Sonne im Rücken und Sportverein stösst an, sofort ein sehr schnelles Tempo angebend. Beide Mannschaften spielten mit grosser Energie, besonders Sportverein, der nach seinen letzten, teilweise schlechten Spielen nicht wieder zu erkennen war. Mehrere gute Gelegenheiten werden beiderseits vor Halbzeit ausgelassen, verschiedene weite Schüsse von den Torwächtern gehalten.

Nach einer Viertelstunde winkt Fussballverein ein sicherer Erfolg. Kuch hat einen Flankenball gestoppt, Löble greift schnell an und reisst den Ball durch, verschiesst aber, da er sich nicht Zeit nimmt. Mit erneuter Wucht erfolgen beiderseits Angriffe, Schmitt flankt weit ins Aus, Basshuysen schickt unvermutet einen Ball aufs Tor, Gmelin hält. Beide Verteidigungen müssen hart arbeiten, Claus und Pfeiffer lösten sich gut ab. Einmal noch kommt Sportverein gefährlich, doch in der Hitze will ein abseits stehender Stürmer den Ball übernehmen obwohl ein anderer Spieler, der nicht abseits ist, zur Stelle war. Das Spiel wird gestellt, die Gelegenheit ist versäumt; gleichzeitig tritt die Pause ein. Sportverein hat in der ersten Hälfte etwas mehr vom Spiel gehabt.

Die zweite Hälfte bringt die gleich energischen Angriffe und Abwehr beider Gegner. Nach zehn Minuten prallen Stier und Löble im Bestreben, einen Kopfball zu machen, mit den Köpfen zusammen und Stier muss, anscheinend stärker verletzt, das Feld verlassen. Sportverein kämpft unentwegt weiter, ändert aber die Taktik zu seinem Nachteil. Sämtliche Hinterleute geben weite Bälle nach vorn, aber die Stürmer der Sportler spüren jetzt das anfängliche scharfe Tempo und können die Fussballvereinshintermannschaft nicht überspielen. Basthuysen allein hält das Tempo durch, wird aber von Braun und Claus im Verein gut bewacht. Da Sportverein seine Angriffe nur mehr mit 4 Stürmern durchführen kann, können die Verteidiger des Fussballvereins etwas leichter arbeiten, aber jetzt klappt es im Fussballvereinsturm auch nicht so recht. Martin, der anfangs eine Verletzung erlitt, fällt auch ab, wodurch Sand sehr vernachlässigt wird. Hat er dann einmal den Ball, hält er ihn zulange, ebenso Burkart, der vor Halbzeit absolut fast immer erst um Stier herum wollte, ehe er zur Mitte gab.

Das Betreben, Flankenlauf bis zur Torlinie und wieder und wieder Flankenlauf mit anschliessender Flanke zu geben, ist als Zug aufs Tor ja lobenswert, erschöpft aber nicht die Aufgaben eines Aussenstürmers. Ein früheres Abgeben nach der Mitte, in manchen Fällen auch ein Flügelwechsel, werden meines Erachtens ebensogut ihren Zweck im Angriff aufs Tor erfüllen, denn es ist leichter, gegen zwei Verteidiger den Ball durchzureissen als gegen eine durch Läufer verstärkte Verteidigung aufzukommen, wenn es zu lange währt, bis ein Ball vors Tor kommt. Etwas mehr Abwechslung wird sicher die Durchschlagskraft erhöhen und zu Erfolgen verhelfen.

Eine Umstellung in der Stürmerreihe bessert auch nichts; Schlüter tauscht mit Löble; dieser beschränkt sich oft darauf, den Ball gut vorzulegen und überlässt es den andern, etwas zu erreichen. Er hat lange nicht gespielt und das spürt man schon. Schlüter bevorzugte nur Innenspiel und da war kein Durchkommen. Endlich war sieben Minuten vor Schluss Jockel derjenige, der im Anschluss an einen Eckball den glücklichen Schuss anbringen konnte, der uns den Sieg brachte.

Verteidigung und Läufer gut und sicher, woran man sich in den letzten Spielen schon gewöhnt hat. Im Sturm ist noch nicht das richtige Verständnis; kann nicht eine Gelegenheit zur Verständigung durch Aussprache geschaffen werden vor dem nächsten Spiel?

Bei Sportverein waren Basshuysen, Kuch und Sohns die besten. Thein kam erst in der zweiten Hälfte auf; er verschuldete in der ersten Hälfte verschiedene Ecken.

Mit Genugtuung sei festgestellt, dass auch in Bezug auf anständiges Spiel ein Kampf gezeigt wurde, von dem man sich als Zuschauer gern in Atem halten lässt. Nicht nur die Macht des Schiedsrichters, sondern auch der eigene Wille hiess jeden sich zusammennehmen und nicht mehr zu verschulden, als was in jedem Spiel fällig ist.      Menningen. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 01.12.1913)



 

Verband Süddeutscher Fußballvereine E.V.

Unter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern

29. Oktober 1913
Amtliche Mitteilungen
Fußball Nr. 87

Nordkreis

[...] 13. Protest FSpV Frankfurt gegen FV Frankfurt abgelehnt. Gebühr verfällt. Begründung: Schiedsrichter behauptet, Spielzeit habe 2 mal 45 Minuten betragen. Vom FV bestätigt, vom FSpV Frankfurt sowie Linienrichter, die dem FSpV Frankfurt angehören, bestritten. Einwandsfreie Zeugen geben an, daß 2. Spielhälfte genau 45 Minuten betrug, eingerechnet Unfall von Stier, der nach übereinstimmenden Angaben auf ca. 4 Minuten bemessen wird. Vom sportlichen Standpunkt aus wäre es dringend erwünscht gewesen, wenn der Schiedsrichter in Anbetracht des sehr knappen Resultates von 1:0 diese Zeit hätte nachspielen lassen. Er hat es nicht getan, weil ihm dies nicht vorgeschrieben, sowie laut Spielregel nur anheim gestellt ist.


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