ASN Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1925/26

2:4 (0:1)

 

Termin: 11.04.1926
Zuschauer:
Schiedsrichter: Schäfer
Tore: 0:1 Walter Dietrich, 1:1 Lang, 2:1 Sorg, 2:2 Walter Dietrich, 2:3 Walter Dietrich, 2:4

 

>> Spielbericht <<

ASN Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Sindel
  • Wachtler
  • Schmidt
  • Frey
  • Böhm
  • Körner
  • Liebermann
  • Lang
  • Geiger
  • Scherm
  • Sorg

 


 

Trainer
Spielertrainer

 

Nürnberg-Fürther Gedanken

ASN. — Eintracht Frankfurt 2:4.

Da sitzt man in Nürnberg, in eben dem Nürnberg, wo sich noch vor kurzem die ganze kontinentale Klasse ein Rendezvous gab, da sitzt man und hat kaum noch ein großes Fußballereignis. Dem Club und dem ASN. konveniert es, aufs flache Land oder ins Reich zu reisen und dort Nürnberger Kunst, einmal gut, einmal schlecht, zu demonstrieren. Man schätzt sich zufrieden, wenn einmal wieder ein mageres Privatspiel vorgesetzt wird.

Der ASN. hat sich am Sonntag nach langer Zeit wieder auf eigenem Grund und Boden gezeigt, und zwar im Rückspiel gegen die Frankfurter Eintracht, deren bekanntester Spieler der Schweizer Internationale Dietrich ist. Es ist schade, daß das ganze Treffen von dem großen Ereignis in München überschattet wurde. Er war wirklich nett, dieser Kampf von zwei Mannschaften, deren Hauptmerkmale rasches, flüssiges Stürmerspiel, gewandtes Annehmen des Balles und sichere Kopfstöße sind.

Der ASN. hat verloren, und das zu Recht. Von der früheren Natürlichkeit im Spiel, der Waffe, mit der der Club, 60 München u. a. m. geschlagen wurden, ist arg viel verloren gegangen. Man versucht sich in feinziselierten Tricks, die, wenn sie gelingen, recht nett sich anschauen lassen, im großen ganzen aber die reine Durchführung des Kampfes verwischen und das große Ziel, Tore zu machen, vergessen lassen. Das ist heute ein Fehler der Leute, aus Herrnhütte, der raschmöglichst unterbunden werden sollte. Retournons à la nature, sagte einst J. J. Rousseau. Zurück zum weniger erkünstelten Spiel, ASN., dann gehen solche Spiele wie das gestrige nicht verloren. Da stehe ich bereits mitten in der Kritik, ich will gleich fortfahren. Im Tor stand wieder Sindel. Viel zu halten hatte er nicht, hatte demnach auch keine Gelegenheit, große Heldentaten zu verrichten. Wachtler ist beim ASN. immer noch der Verteidiger. Sein rückhaltloses Reingehen rettet immer wieder die und jene prekäre Lage. Schmidt ist weniger beweglich, dafür hat er einen gesunden Abschlag. Frey-Böhm-Körner ist eine Läuferreihe, die einige Striche über dem allgemeinen Durchschnitt steht. Körner technisch und taktisch der Beste. Was Geiger als Sturmführer kann, muß man den Nürnbergern nicht immer wieder erzählen. Er kann nicht alles allerdings, aber dennoch viel. Das weiß er auch selber ganz gut und scheint sich als Dirigent der Angriffswelle berufen zu fühlen. Spielerisch mag er es ja auch sein, immerhin sollte er durch deplazierte Zurufe seine Nebenleute nicht aus dem Konzept bringen. Scherm-Sorg als rechter Flügel würden vorteilhafte Arbeit leisten, wenn sie versuchen würden, auf dem Flügel durchzukommen und nicht in Dribblings kreuz und quer über den Platz rascher zum Ziel zu kommen. Daß beide den Ball wohl zu führen verstehen, glaubt man ihnen ja gerne, auch ohne diese nutzlosen und zeitverschwenderischen Extratouren. Liebermann und Lang auf der anderen Seite arbeiten weniger effekthascherisch, aber wirkungsvoller.

Ich habe die Eintrachtmannschaft lange nicht mehr gesehen, war daher um so angenehmer überrascht, ein wirklich feines Spiel von ihr zu sehen. Der Angelpunkt ist Dietrich und immer wieder Dietrich. Mit ihm steht und fällt die Mannschaft. Auf ihn ist das Spiel zugeschnitten; er leitet, er führt, anders z.B. wie Geiger, weniger durch Worte, mehr durch brillante Flügelvorlagen oder Steilabgaben an den kleinen Döpfer und Stecher, seine beiden Nebenleute. Weber als rechter Flügelstürmer hat ein ausgezeichnetes Stellungsspiel und bringt seine Flanken exakt herein. Etwas abgefallen ist die Läuferreihe, besonders nach der Pause. Dietrich hat gegen Schluß auch da ausgeholfen. Schlecht war der linke Verteidiger, sehr gut dagegen sein Partner Kirchheim.

Als Schiedsrichter stellte sich Schäfer zur Verfügung. Gott, er hatte kein schweres Amt, hat es selber auch nicht sehr schwer genommen. Seine Leistung war gut.

Es verbliebe noch zu sagen, wie die Tore fielen. Kurz vor der Pause erst dreht Dietrich eine Flanke von links direkt ab. Fünf Minuten nach Wiederbeginn knallte Liebermann an die Latte, der zurückgelaufene Lang schiebt ein. Aehnlich war das zweite Tor für den ASN. Diesmal war es Geiger, der den Querbalken trifft, und Sorg, der das Leder über die Linie befördert Dann kamen zwei Tore, die Dietrich eigenfüßig fabrizierte, eines schöner wie das andere. Sorg prallt mit Döring zusammen und verläßt den Plan. Dietrich verstärkt die Frankfurter Deckung.

Die vier Stürmer vorne holen noch kurz vor Ende einen vierten Treffer. (aus dem 'Kicker' vom 13.04.1926)

 

 


 

aus den Vereinsnachrichten 04-1926:

 

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