Eintracht Frankfurt - FC Hanau 93

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 7. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: 11.09.1927
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Jakob Behr (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Karl Ehmer, 2:0 Karl Ehmer (Elfmeter), 3:0 Karl Ehmer

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Hanau 93

 


  • Steinebach
  • Klingler
  • Schulze
  • Rothard II (Platzverweis)
  • Zimmermann
  • Schäfer
  • Dorn
  • Karl
  • Philippi
  • Rothard I
  • Krause

 

Spielertrainer

Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — 1. Fußballklub 1893 Hanau 3:0.

Die Hanauer erwiesen sich technisch als sehr reif, ihre Taktik steht über Durchschnitt und ihr Stellungsspiel ist ein so ausgeprägtes, daß eigentlich schon „ein ganz Großer" kommen müßte, um dieser Mannschaft eine solche Serie von Niederlagen beizubringen. Gewiß, einige Schwächen sind ebenfalls vorhanden, so z. B. schlechtes Schießen im Sturme und mangelhaftes Flügelspiel, aber alles in allem überwiegen doch die Vorzüge, und so bleibt es unbegreiflich, wie diese Mannschaft zunächst derart ins Hintertreffen geraten konnte. Ich sage „zunächst", denn es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß diese Unglücksperiode recht vergänglicher Art sein wird, so daß Hanau 1893 sehr bald wieder auf dem gewohnten Platze im Vordergrunde des Interesses zu finden sein wird. Diesmal brachten die Hanauer einen guten Torwart mit, eine harte und nicht immer ganz zuverlässige Verteidigung, eine Läuferreihe, in der die Flügel saubere Arbeit lieferten, der Mittelmann sich aber noch einspielen muß. Er ist übrigens derjenige, der nicht genügend die Bälle nach seinen Flügelstürmern hinausjagte. Der Sturm ist schnell, seine markantesten Leute sind Philippi und Karl, aber die Leute können nicht schießen.

Eintracht präsentierte sich in gleichmäßig guter Verfassung. Die Mannschaft hat mit dem fortschreitenden Punktgewinn an Selbstvertrauen gewonnen und spielt mehr Kampfspiel als Schönheitskonkurrenz. Damit hat sie sich, anscheinend endgültig, von dem großen Fehler früherer Jahre freigemacht. In der Hitze des Gefechts ist aber ein Merkmal typischen Eintrachtspieles verloren gegangen, das man denn doch nicht so sang- und klanglos verschwinden sehen möchte, denn dabei handelt es sich nicht nur um das aesthetische Plus, sondern um die Produktivität der Handlung. Man sah diesmal von dem bekannten Flachpaß der Eintracht fast gar nichts, es wurde dauernd viel zu hoch gespielt, und es ist nötig, auf diesen im Anmarsche befindlichen Rückgang in der Spielkultur aufmerksam zu machen, ehe es zu spät ist. Hanau arbeitete gerade in dieser Hinsicht viel vorteilhafter. Zeitweilig war es ein Genuß, auf dieser Seite den Ball flach von Mann zu Mann wandern zu sehen. Und gerade Eintracht hat dies früher doch so tadellos gekonnt.

Der Sieg an sich war für Eintracht verdient, aber die Torziffer ist etwas hoch. Zum mindesten war das Halbzeitergebnis von 2:0 sehr schmeichelhaft. Zugegeben, daß Eintracht meistens im Angriff lag, die weniger häufigen Vorstöße des Gegners waren aber gefährlicher, technisch war sein Spiel gefälliger. Alle drei Erfolge stammten von Ehmer, dem Schußgewaltigen. Erst verhalf ihm der vorbrechende Kellerhoff zu einem Treffer, dann verwandelte er einen Elfmeter wegen Handspiels Klinglers, wobei die Art der Verwandlung gar nicht genug gelobt werden kann. Nach der Pause wehrte im Anschluß an einen Einwurf Steinebach etwas kurz ab, wiederum war Ehmer zur Stelle um seinen „hat tric" zu vollenden.

Herr Jakob Behr vom Fußballverein Kaiserslautern leitete den im allgemeinen recht fairen Kampf durchaus nicht schlecht, wenn auch nicht ganz fehlerlos. Vor allem machte er den sympathischen Eindruck unbedingter Ehrlichkeit. Ganz allgemein muß aber nicht nur ihm, sondern fast allen Schiedsrichtern mehr und mehr beigebracht werden, was „absichtliches" Handspiel ist. Simon Rosenberger weiß das so wunderbar logisch und erschöpfend zu schildern, aber seine unantastbare Weisheit ist gerade bei den ausübenden Schiedsrichtern noch immer nicht in Fleisch und Blut übergegangen, und die Zeitungskritik ist in diesem wichtigen Punkte immer etwas lässig gewesen. Gewiß sündigte Herr Behr in seinen Entscheidungen wegen Handspiel nicht mehr als in dem üblichen Maße, aber er sündigte ... Die Herren Schiedsrichter gerade in dieser Angelegenheit etwas schärfer unter die Lupe zu nehmen, habe ich mir für die Folgezeit zum Steckenpferd auserkoren.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 13.09.1927)

 


 

 

Nicht ganz leicht hatte es auch die Frankfurter Eintracht mit Hanau 93. Das 3:0 Ergebnis besagt wenig, denn die Hanauer waren sehr häufig im Angriff und zeigten technisch Beachtenswertes. Dennoch hatte man immer das Gefühl, daß die bessere Mannschaft die vom Riederwald war. Das Spiel selbst war nicht frei von Härten, und schließlich wußte sich der nicht immer befriedigende Schiedsrichter Behr-Kaiserslautern keinen anderen Rat, als Rothardt II von Hanau des Feldes zu verweisen. Diese Entscheidung, die abschreckend wirken sollte, traf zwar keinen Unschuldigen, aber doch einen Spieler, der ein solch hartes Schicksal nicht verdient hatte. Die Tore für Eintracht schoß sämtlich Ehmer, darunter war ein Elfmeter. Halbzeit stand die Partie 2:0. Dietrich als Mittelläufer und Trumpp im Tor, sowie der besonders vor dem Tore gefährliche Ehmer verdienen ein besonderes Lob bei den Siegern. Hanau hätte bei größerer Durchschlagskraft vor dem Tore besser abgeschnitten. Torwart, Verteidigung und Rothardt II, schließlich noch Karl als Stürmer müssen hauptsächlich hervorgehoben werden. (aus dem 'Fußball' vom 13.09.1927)

 

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