Union Niederrad - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 11. Spieltag

0:3 (0:0)

Termin: 09.10.1927
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Eugen Gimper (Pforzheim)
Tore: 0:1 Karl Döpfer, 0:2 Karl Ehmer, 0:3 Karl Ehmer (Elfmeter)

 

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Union Niederrad Eintracht Frankfurt

  • Roth
  • Merkel
  • Schminke
  • Reuter
  • Wissenbach
  • Kolter
  • Bickling
  • Schirmer
  • Rosenberger
  • Kohoutek
  • Daum

 


 

Trainer

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Union Niederrad — Eintracht Frankfurt 0:3.

Mit dem 3:0-Siege über Union Niederrad hat die Frankfurter Eintracht einen mit Recht gefürchteten Gegner niedergerungen. Union ist und bleibt stets für die mainischen Spitzenvereine eine sehr ernste Gefahr. Einmal kennen diese Leute ihren Platz, der für jeden Fremden seine ganz besonderen Gefahren birgt, dann aber können die Leute ein so widerstandsvolles, hartes Kampfspiel liefern, daß selbst Tabellenführer sorgsam auf der Hut sein müssen. Wenn dann noch, was heute, nach dem Ausscheiden Schirmers in den ersten 15 Minuten, nicht der Fall war, die Angriffsreihe komplett spielt und ihren bekannten Elan anwenden kann, dann wird sich Niederrad immer gewisser Ueberraschungen gewärtig sein müssen, die, genau besehen, gar keine Ueberraschungen sind. Union kann Fußball spielen. Nicht so kultiviert und nicht so gefällig für das Auge, wie man es bei einigen anderen Mannschaften sieht, aber es spielt ein recht produktives Kampfspiel. Sein Sturm ist unter normalen Verhältnissen als durchschlagskräftig und schußfreudig bekannt. Seine Läuferreihe repräsentierte immer guten Durchschnitt, und die immer als bedenklich schwach bezeichnete Hintermannschaft hat neuerdings in dem rechten Verteidiger Merkel eine Kanone bekommen und wer diesen Back diesmal ein ganzes Spiel gegen den bekannten Eintrachtsturm leidlich erfolgreich hat halten sehen, versteht ohne weiteres, warum die Vereinsleitung diesen sehr erfolgreichen Außenstürmer und Torrekordmann in die Verteidigung zurückgenommen hat. Torwächter Roth ist immer noch die personifizierte Ruhe und Sicherheit.

Daß Union trotz des guten Gesamteindruckes der Mannschaft für den Sieg niemals in Frage kam, stellt ihr durchaus kein schlechtes Zeugnis aus. Man weiß ja von dem Sonntag zuvor, in welch tadelloser Form sich zurzeit die Frankfurter Eintracht befindet, da ist es für die eine Seite recht anerkennenswert, mit 10 Mann ein Halbzeitergebnis von 0:0 herausgeholt zu haben, für die Gegenseite aber spricht es mit größtem Nachdruck, Union auf eigenem Platze klar, deutlich, verdient und einwandfrei geschlagen zu haben, wobei bei etwas mehr Glück die Torzahl sogar noch etwas höher hätte ausfallen können. Was Eintracht zu dem guten Ergebnis verhalf, war in erster Linie das Verdienst Dietrichs, der auffallend rührig war, dann die sichere Stütze, die die gesamte Mannschaft in der Verteidigung des fast unübertrefflich gut gewordenen Schütz und in dem ausdauernden Fleiß des Mittelläufers Goldammer hat. Technisch war die Leistung der Eintracht heute nicht immer zu loben, da die Platzverhältnisse stark hinderlich wirkten. Auch die helle Sonne und der ziemlich lebhafte Wind machten sich durchweg stark bemerkbar. Aber das Gesamtbild, das der Frankfurter Spitzenverein einer zahlreichen Zuschauerschaft bot, war äußerst beruhigend.

Herr Eugen Gimper vom VfR. Pforzheim führte sich Schiedsrichter bei den Leuten, die ihn noch nicht kannten, sehr gut ein. Er bringt den besten Willen und gute Fähigkeiten aufs Feld und weiß mit der fortschreitenden Erhitzung der Gemüter entsprechend strammer zu werden, obwohl er dies diesmal nur ganz vereinzelt nötig hatte.

Eintracht lag ungefähr 90 Prozent der gesamten Spielzeit im Vorteil, ließ aber den Gegner wiederholt recht gefährliche Vorstöße machen. Schirmer, der bereits aus früheren Spielen verletzt auf den Platz gekommen war, schied etwa nach einer Viertelstunde aus, so daß Unions Angriff mit seinen vier Mann nur noch gelegentlich aggressiv werden konnte. Nur in den letzten 5 Minuten rafften sich die Niederräder zu einem veritablen Belagerungsspiel auf, aber da war die Schlacht bereits rettungslos verloren. Bis Halbzeit hatte die Elf, die nur noch eine Zehn war, immerhin ein schmeichelhaftes 0:0 halten können, dann schoß Döpfer einen Flachschuß ins Netz, Ehmer trat einen Eckball, der unberührt zum Treffer wurde, und verwandte auch noch einen Elfmeter.      Ludwig Isenburger (aus dem 'Kicker' vom 11.10.1927)

 

 


 

 

Weit sicherer als gedacht blieb Eintracht Frankfurt über Niederrad Sieger. Allerdings waren die Niederräder gezwungen, von der Mitte der ersten Halbzeit ab mit nur 10 Mann zu spielen, da Schirmer infolge einer alten Verletzung zum Ausscheiden gezwungen war. Die technisch bessere Leistung bot Eintracht, die durch Döpfer nach schwacher Abwehr von Schminke, durch Ehmer im Anschluß an einen Eckball und durch einen Elfmeter zu dreimaliger Torehre gelangte. Der Sieger konnte durchweg gefallen, besonders Schütz und die bewegliche Läuferreihe. Bei Niederrad war die Hintermannschaft der beste Teil der Elf. (aus dem 'Fußball' vom 11.10.1927)

 

 

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