Rot-Weiss Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 15. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 06.11.1927
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Müller (Beiertheim)
Tore: 1:0 Jost (58.)

 

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Rot-Weiss Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Kreß
  • Kornrumpf
  • Engelhardt
  • Vetter
  • Meier
  • Dietermann
  • Tumpfel
  • Blum
  • Paschke
  • O. Etsch
  • Jost

 


 

Trainer

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Frankfurter Echo

Sportklub Rotweiß — Eintracht Frankfurt 1:0.

Der heutige Tag bewies wieder einmal, wie hinfällig und wertlos alle „Papierform" im Fußballsporte ist. Nach den beiderseitigen Ergebnissen der letzten Verbandsspiele konnte man mit dem besten Willen dem Sportklub Rotweiß keine Siegesaussichten gegen Eintracht herausrechnen. Ueber Union Frankfurt gemessen, mußte sogar mit einer recht hohen Niederlage der Bockenheimer gerechnet werden. Der einzige Hoffnungsschimmer für Rotweiß ergab sich schließlich aus der Tatsache, daß seine Mannschaft gegen Spitzenvereine immer besondere Leistungen aufzuwarten hatte, die zum Teil nur mit riesigem Pech verloren gegangen waren. Von Rotweiß konnte also auch ohne „Papierform" dem Riederwaldverein schon Gefahr drohen. Zu allem Uebel hatte die Frankfurter Festhallen-Gesellschaft noch der Verlegung des Kampfes in das Stadion unüberwindliche Schwierigkeiten entgegengesetzt, und so kam es, wie es — nicht kommen mußte — aber wie es kommen konnte. Eintracht vermochte auf dem unebenen Gelände an der Festhalle ihr flaches Paßspiel nicht anzubringen, beherrschte bei allzu lebhaftem Winde die hohen Bälle nicht genügend und - verlor. Sie verlor regelrecht und ohne sonst ein „Wenn" und „Aber". Sie verlor gegen einen Widersacher, der bis zur Pause nicht ganz ebenbürtig war, immerhin aber ein zähes Abwehrspiel lieferte, dann kurz nach dem Wechsel nicht ohne Schuld der Eintracht zu einem sehr schönen Tore kam und diesen Vorsprung mit einer beispiellosen Zähigkeit festhielt und gegen alle, wenn auch noch so verzweifelten Angriffsversuche des Gegners schließlich heil und ganz in Sicherheit brachte. Man muß den Löwengeist dieser Kornrumpf, Engelhardt, Paschke usw. gesehen haben, um verstehen zu können, daß der Sieg trotz spielerischer Unterlegenheit vollauf und uneingeschränkt verdient war. Was Rotweiß in diesen 35 Minuten an verbissener Aufopferung leistete, kann schlechterdings auf einem Fußballfelde nicht mehr überboten werden.

„Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkünde dorten,
Du habest uns hier gesehen, wie das Gesetz es befahl!"

Eintracht verlor nicht nur wegen des ungünstigen Geländes, was allerdings einiger Erwähnung wert ist, sie kam um den Ruhm der Unbesiegbarkeit, weil sie nicht annähernd mit dem Eifer zu Werke ging, der allein ihren seitherigen beispiellosen Siegeslauf ermöglicht hatte. Nach anfänglicher Kopflosigkeit kam sie leidlich gut in Fahrt, schien aber sofort dem Gegner nicht mehr die erforderliche Sorgfalt und Wertschätzung entgegenzubringen, bis — es zu spät war. Nach dem erfolgreichen Torschusse Josts schien Eintracht erst den Ernst des Augenblicks zu ermessen, da aber war es zu spät, weil sie die vollkommen unüberwindliche Hartnäckigkeit nicht in ihr „calcul" einbezogen hatte, mit der Rotweiß dem nunmehr einsetzenden Torhunger der Gäste hohnlachend trotzte.

Bei dem siegreichen Rotweiß hielt Kreß, der Keeper, einige schwierige Bälle sehr sicher. Heldenhaft stand die Verteidigung, namentlich der unüberwindliche Kornrumpf. Aus der Läuferreihe schied Meier sehr bald verletzt aus und tauschte seinen Platz mit Paschke. Dieser brachte keinen Aufbau systematischer Aktionen zustande, seine Zerstörungsarbeit aber blieb ohne Tadel. Seine Außenläufer unterstützten ihn gut, namentlich Vetter. Der Sturm verließ sich in der Hauptsache auf seine überlegene Schnelligkeit. Wenn er trotz allen Fleißes gegen einen Schütz und Egly nur ein Tor erzielen konnte, so mag man sich einfach mit der Tatsache abfinden. Fast alle Vorstöße dieses Sturmes blieben aber immerhin recht gefährlich. Auffallend gut verhielt sich der alte Jost, trotzdem er nach erfolgreichem Torschuß auf dauernd in der Läuferreihe verschwand.

Eintracht hatte eigentlich, will man von den gewohnten Fehlern Müllers im Zuspiel absehen, keinen schwachen Mann in der Elf, und trotz allem war es nicht die Mannschaft vom 30. oder gar vom 2. Oktober. Es fehlte der Schneid. Die Elf schien etwas übersättigt vom Ruhm. Die Hintermannschaft hielt sich wieder überragend gut. Goldammer lieferte weitaus das beste Spiel, das ich je von ihm gesehen, Kübert gab erst ganz zum Schluß etwas nach. Im Sturm leisteten die beiden Flügel nicht die erforderliche Vorarbeit für die erwarteten Kernschüsse des Innentrios. Kellerhoff wurde zu auffallend vernachlässigt, Kaufmann, der für den verletzten Schaller rechtsaußen spielte, verlor zu viel Bälle. Das Innentrio hatte einige Male Pech mit wohlgemeinten Schüssen, die aber nicht sehr zahlreich waren.

Herr Müller (Beiertheim) leitete das außerordentlich spannende Treffen vor 12.000 Zuschauern sehr zielbewußt und vollkommen einwandfrei

Die Festhallengesellschaft, eine städtische Körperschaft mit mildernden Umständen, erhielt 10 Prozent von den Einnahmen, die ich auf 20.000 RMk. schätze. Bleibt abzuwarten, wieviel sie hiervon der endlichen Verbesserung des Spielfeldes zugutekommen läßt. Zustand! würde Onkel Wolf selig gesagt haben, wenn er gesehen hätte, durch welch übele Kompost- und Müllhaufen die Zuschauer ihre Sonntagnachmittagsausgehlackstiefel schleppen müssen, um die 10 Prozent der Festhallengesellschaft zu einem erklecklichen Taschengelde steigern zu helfen. Zustand! hätte er gesagt.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 08.11.1927)

 

 

 


 

 

Die Sensation am Main

Eintracht und F.Sp.V. geschlagen!

Im Spiel gegen Sportklub Rot-Weiß Frankfurt erlitt die bisher ungeschlagene Frankfurter Eintracht ihre erste Niederlage, was um so überraschender wirkt, als die Riederwälder noch am vorletzten Sonntag gegen Fußballsportverein eine ganz vorzügliche Partie geliefert hatten. Ihr Bezwinger errang einen knappen aber verdienten 1:0-Sieg, der von einer Elf errungen wurde, die die weniger ausgeprägte Technik durch einen Rieseneifer ersetzte und dabei über sich selbst hinaus wuchs. Eintracht Frankfurt dagegen ließ das oftmals gerühmte gegenseitige Verständnis vermissen und spielte reichlich nervös. Das einzige Tor des Tages fiel in der 58. Minute im Anschluß an einen Strafstoß, wobei Jost nach schlechter Abwehr von Dietrich und Müller einschoß. Rot-Weiß verdient ein Gesamtlob. Eintrachts bester Mann war der Torwart Trumpp, dagegen blieben alle anderen Spieler hinter ihren sonstigen Leistungen zurück, was besonders für die beiden Außenläufer gilt. (aus dem 'Fußball' vom 08.11.1927)

 

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