Eintracht Frankfurt - Bayern München

Süddeutsche Meisterschaft 1927/28 - 1. Spiel

0:2 (0:1)

Termin: 01.01.1928
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Hutsteiner (6.), 0:2 Haringer (85.)

 

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Bernstein
  • Schmid I
  • Kutterer
  • Hofmeister
  • Naglschmitz
  • Peller
  • Welker
  • Hutsteiner
  • Haringer
  • Schmid II
  • Hofmann

 

Trainer Trainer
  • Konrad Weisz

 

Eintracht Frankfurt 0, Bayern München 2

Das neue Jahr begann für die Frankfurter Eintracht mit einer großen Enttäuschung. Sie, die ihre Verbandsspiele, so anstrengend sie auch waren, in großem Stile hinter sich gebracht hatte, verlor ihr erstes Treffen um die Süddeutsche Meisterschaft gegen eine Mannschaft, die noch vor wenigen Tagen nach den einheitlichen Berichten der Fachpresse wenig imponierend gespielt haben soll. Die maschinenmäßige Kombination der Eintracht, auf die man so große Hoffnungen gesetzt hatte, klappte diesmal gar nicht. Es gab verschiedentlich recht anerkennenswerte Einzelleistungen, auch kleine Ansätze zu Zusammenspiel, aber die systematische, in sich fest gefügte Kombination wollte und wollte diesmal nicht glücken. Woran dies lag? Meiner Meinung nach kommen zwei Umstände in Betracht. Zunächst kam Schütz, sonst das Vorbild eines Verteidigers, verletzt auf den Platz und sein Zustand erlitt durch einen kleinen Zusammenprall noch eine Verschärfung. Durch die mangelhafte Arbeit dieses Mannes, der auch die beiden Tore nicht zu verhüten wußte, kam die Läuferreihe aus ihrer anfänglichen Verlegenheit viel zu spät heraus. Die Entscheidung über den Verlauf des Kampfes fußt in diesem Umstände aber nicht allein. Die Frankfurter wußten das Spiel nicht genügend (genauer gesagt, gar nicht) auseinander zu ziehen. Sie standen und kämpften stets so eng, daß sie sich oftmals hinderten. Daß sie schließlich auch noch mit ihren Schüssen großes Pech hatten, war gewiß nicht dazu angetan, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Schade! Gerade nach dem außergewöhnlich guten Abschneiden in der jüngsten Vergangenheit hätte man Eintracht gerne an einem für sie etwas glücklicheren Tage gegen die Bayernelf antreten sehen. Selbstredend litt auch das Selbstvertrauen der Mannschaft durch den Glauben an die Unzulänglichkeit des Schiedsrichters, der m. E. wenigstens die ersten Zweidrittel des sehr schnellen und deshalb für ihn ziemlich anstrengenden Kampfes durchaus befriedigend leitete, später aber unter dem dauernden Zuruf der Menge anscheinend die Ruhe verlor. Als dann Ehmer noch gar den Platz verlassen mußte, war natürlich das Vertrauen in die Spielleitung vollends erschüttert.

Um so angenehmer enttäuschten die Bayern. Trotz Ersatzleuten für drei ihrer besten Spieler, nämlich Pöttinger, Dietl und Schwab, lieferten sie eine äußerst ansprechende Partie. Sie zogen gleich anfangs mächtig los und spielten bis zur Pause klar überlegen, manchmal sogar beängstigend aggressiv. Nach dem Seitenwechsel war zwar von dieser Ueberlegenheit nur noch vereinzelt etwas zu sehen, doch verstanden es die Münchener, der Unternehmungslust des Gegners ein so erfolgreiches Zerstörungsspiel entgegenzusetzen, daß dessen sämtliche Bemühungen um Ausgleich und Sieg zur Erfolglosigkeit verurteilt blieben. Die Bayern erwiesen sich als sehr schnelle Mannschaft mit sicherem Zuspiel und guter Technik. Und doch wäre die Elf in dieser Form für die Eintracht, wie wir sie aus den Verbandsspielen kennen, durchaus nicht unschlagbar gewesen. Die Münchener verdankten übrigens ihren großen Erfolg in der Hauptsache ihrer ganz glänzenden Verteidigung (Kutterer — Schmidt). Dieses Verteidigerpaar war heute bemerkenswert gut. Kutterer ist kein kultivierter Spieler, aber um so ungemein produktiv, daß man ihm seine vollwertige Internationalität gerne glaubt. In der Läuferreihe wußte Nagelschmitz und noch mehr der linke Ersatzläufer Peller aufs beste zu gefallen. Leider wurde der bekannte Linksaußen unserer Ländermannschaft, Hoffmann, nicht übermäßig oft beschäftigt. Trotzdem stand seine Angriffsreihe unter seinem unaufhörlichen Einfluß. Ganz nebenbei sei bemerkt, daß beide Tore von Hoffmannschen Flankenbällen eingeleitet wurden.

Das erste Tor fiel bereits sechs Minuten nach Beginn des Spieles, das übrigens von reichlich 15.000 Zuschauern besucht war. Hoffmann war mit einem Strafstoß losgezogen, Schütz verschaffte ihm erwünschte Gelegenheit zum Flanken, und Hutsteiner lenkte mit dem Kopfe ein. Fünf Minuten vor Spielende war ebenfalls auf Flanke Hoffmanns das zweite Tor durch Haringer erzielt worden.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 03.01.1928)

 

 

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