Rot-Weiss Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1927/28

1:4 (1:0)

Termin: 24.06.1928
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Franz Herbst (Mainz)
Tore:

 

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Rot-Weiss Frankfurt Eintracht Frankfurt

 


 

Trainer
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Frankfurter Echo

Rotweiß Frankfurt — Eintracht Frankfurt 1:4

Es ist eine alte, unerschütterliche Tatsache: die große Sommerverstaltung des Frankfurter Regattavereins ist und bleibt das volkstümlichste Sportfest des waschechten Frankfurters, wobei allerdings zu berücksichtigen bleibt, daß der nach vielen Zehntausenden zu bemessende Besuch in der Hauptsache darauf zurückführen ist, daß der Genuß spannender Bootsrennen für die Mehrzahl der Ufergäste ohne jegliches Entgelt zu haben ist. Wenn also trotz eines nach den Ufern des Maines lockenden Programmes noch mehr als 4000 Zuschauer an diesem Vorabend der großen Frankfurter Regatta zu dem Freundschaftsspiele Rotweiß gegen Eintracht nach der Frankfurter Festhalle kamen, so ist damit der Beweis erbracht, daß bei genügender Vorbereitung mit Freundschaftsspielen zwischen den heimischen Ligavereinen ein recht annehmbares Geschäft zu machen ist. Allerdings muß für einen Verlauf ohne jeglichen Mißklang volle Gewähr geboten sein. Dies war am Samstag abend allerdings in ausgiebigem Maße der Fall, und die zuvorkommende Art, mit der der Sportklub Rotweiß den Mainmeister zu seinem letzten Trainingskampfe vor den kommenden großen Entscheidungen empfing, war vorbildlich. Der Geist der ganzen Veranstaltung lag in den Begrüßungsworten des 1. Vorsitzenden von Rotweiß, Herrn Dr. med. Rolf Carow, verankert, dessen Ausführungen als Vorbild echt sportlicher Denkungsweise hiermit der Oeffentlichkeit unterbreitet werden sollen:

„Meine sehr geehrten Herren von der Eintracht, liebe Freunde von Rotweiß! Wir freuen uns, am heutigen Tage unseren neuen Bezirksmeister als Gast hier begrüßen zu können. Wenn wir der Führung Ihres geschätzten Vereins bereits unseren Glückwunsch in aller Form zum Ausdruck gebracht haben, so nehmen wir gerne die Gelegenheit wahr, auch Ihnen, die Sie diesen herrlichen und stolzen Erfolg in hartem und ehrlichem Kampfe errungen haben, persönlich unsere aufrichtige Anerkennung aussprechen zu dürfen. Seien Sie versichert, daß wir Ihren großartigen Siegeslauf mit anteilsvollem Interesse verfolgt haben und uns mit Ihnen aufrichtig freuten, als Ihnen endlich der große Wurf gelungen war. Gleichzeitig aber danken wir Ihnen auch, daß Sie unserer Einladung so bereitwilligst Folge leisteten und heute zu uns gekommen sind. Ich hoffe, daß die Aufnahme, die Sie bei uns finden werden und die wir im freundschaftlichsten Sinne gedacht haben, Sie vollkommen zufrieden stellen wird. Euch meine lieben Freunde von Rotweiß, bitte ich, meinen Worten die Tat folgen zu lassen. Liefert Eurem Meister ein einwandfreies und vor allem faires Treffen. Bemüht Euch, ritterlich zu kämpfen, und ehrlich zu siegen und — wenn es der glatte Spielverlauf so will — verstehet, in Ehren und mit Ritterlichkeit zu verlieren, damit unser Meister jederzeit und gerne wieder zu uns komme. In diesem Sinne bringen wir der Ligamannschaft der Eintracht ein dreifaches, kräftiges hipp, hipp, hurra!"

Beide Mannschaften haben den vortrefflichen Worten Dr. Carows die Tat folgen lassen, so daß die Durchführbarkeit von Freundschaftsspielen zwischen Ortsrivalen klar erwiesen wurde. Diese Feststellung berührt umso angenehmer, als zur gleichen Stunde auf dem Sportplatze der Bornheimer eine Parallelveranstaltung zwischen Fußballsportverein und Union Frankfurt ebenfalls einen vollkommen harmonischen Verlauf genommen haben soll.

Das Spiel an der Festhalle zeigte Eintracht in vortrefflichster Verfassung. Dies war zur Stunde die wichtigste Feststellung, die zu machen 4000 Leute gekommen waren. Otto Boer, der leichtathletische Betreuer der Elf, hat seine Jungs tadellos im Schusse. „Nous sommes archiprets!", das ist der unverkennbare Gesichtsausdruck dieses gerissenen Trainers, der übrigens auch die famose 4mal-100-m-Staffel der Eintracht in die bekannte Rekordform gebracht hat. Fürwahr! Boer ist kein „Leboef", und er wird mit seiner Prognose vermutlich recht behalten, ganz im Gegensatz zu dem französischen Kriegsminister des Jahres 1870.

Ich möchte die vorzügliche Form Walter Dietrichs und Kissingers und die wesentlich verbesserte Leistung der gesamten Läuferreihe stark hervorheben, im übrigen aber Einzelheiten übergehen. Die nächsten Wochen werden eine deutlichere Sprache reden.

Auch Rotweiß machte einen durchaus befriedigenden Eindruck. Nach wechselvollem Fußballschicksal ist die Elf wieder im Begriffe, an die Frankfurter Spitzenvereine vollwertigen Anschluß zu gewinnen. An dem Schlußtrio war ja eigentlich nie etwas auszusetzen, und in der Läuferreihe klappt es ebenfalls wieder recht gut. Namentlich hat sich Alex Kraushaar auffallend verbessert. Dietermann dürfte manchmal etwas temperamentvoller eingreifen. Der zurückgekehrte Stroh brachte in die Angriffsreihe viel Leben. Vor der Pause war die Unternehmungslust Strohs besonders augenfällig. Mängel im Schießen sind allerdings bei allen fünf Stürmern vorhanden, aber solche Schwächen lassen sich ausgleichen. Was der gesamten Elf fehlt, ist die körperliche Durchbildung. Zur Zeit hat die Mannschaft keine 90 Minuten Fußball in sich. Deshalb verlor sie auch das bis zur Pause noch 0:1 stehende Treffen schließlich mit 4:1 Toren. Bedauerlicherweise hat eben Rotweiß keinen Otto Boer zur Verfügung!

Herr Franz Herbst vom Sportverein Mainz-Kostheim ließ sich als Schiedsrichter nichts anhaben. Manche seiner Pfiffe trugen vorbeugenden Charakter. Mit Kleinlichkeit hatte das absolut nichts zu tun.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 26.06.1928)

 

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