FC Hanau 93 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1927/28

2:1 (0:0)

Termin: 30.06.1928
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: Karl Ehmer

 

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FC Hanau 93 Eintracht Frankfurt

 


 

Trainer
  • Biro
Trainer

 

Hanauer Sport

1. Hanauer FC. 1893 — Eintracht Frankfurt 2:1 (0:0).

Wenn zwei Gegner von Rang und Ruf aufeinandertreffen, wenn von diesen der eine die Eintracht als Zweitstärkster Süddeutschlands anzusehen ist, so wirft eine solche Begegnung ihre Schatten voraus, und als Auswirkung kann wohl stets eine recht erhebende Zuschauerzahl registriert werden. Ein herrlicher Fußballtag und ein wunderschöner Sieg, damit kann man das große Ereignis von Hanau, den Kampf langjähriger Freunde, wohl bezeichnen. Sieger und Besiegte können stolz auf diesen Tag sein, denn es gab einen hochklassigen und bis zum Ende spannenden Wettstreit, wobei der Sieger eine Leistung bot, die der favorisierten Eintracht überraschend kam. Frankfurt verlor, weil es mit seinen Waffen diesem Gegner nicht gewachsen war. Einen solchen Kampf nimmt man nicht auf mit der Gelassenheit der Fußballvereine — mit dem großen Glauben an eine Vorherrschaft geistiger Aufnahmen — nein, jeder Sieg will erkämpft, und will verdient werden.

Hanau 93 ist eine moderne Mannschaft, ohne Zeit und Gelegenheit zu haben in einer Ballartistik aufzugehen; auch der erneut verpflichtete Trainer Biro ist bei seinem früheren schottischen System geblieben und hat Gott sei dank nichts umstellen wollen. In diesem Spiel herrschte Wechsel, strahlte Tempo aus, auch von außen. Ueberflüssigkeiten gabs nicht. Vielleicht spielt Hanau 93 heute selbst bei auftauchenden Ungenauigkeiten den schönen Fluß vieler kombinierenden süddeutschen Mannschaften. Das ist sehr viel Lob, aber nur ein bedingtes.

Die Eintracht, mit Recht die Favoriten, kam mit ihrer nur ohne Schütz spielenden kompletten Elf, und sie kam mit ihrer abgezirkelten Entwicklung nicht weiter, weil zu viel Zeit dabei verschwendet wurde, irgendwo fehlte der Crack, der ausführen sollte. Dann sahen sie es ein und wollten in Schnelligkeit machen wie der Gegner, der aber stets in alle deutliche Absicht hineinsprang. Sie knallten denn alle nach vorne, in der Hauptsache Dietrichs Vorlagen sahen aus wie verunglückte Schüsse zu den Eckfahnen. Eintracht spielte wohl ihren zurzeit beherrschenden Geist durch, war auch nicht etwa ganz unterlegen oder abschlußschwach — nein, es haperte in der Anlage des Spielaufbaues überhaupt. Mit dem Ausdruck einer Enttäuschung ist das Eintrachtmotiv nicht abgetan, vielmehr beruht diesmal, und das letztere möchte ich besonders betonen, alles Versagen auf die Stärken des Gegners. Nichts konnte klarer sein, als dieser ganz besonders freudig aufgenommene Sieg von 1893 — gemessen an diesem ganz großen Gegner, der dem Freunde auch hierzu herzlich gratulierte.

Der Wert der Propaganda stieg mit dem Werte des Spieles. Beide kämpften gegeneinander mit den Waffen der Technik und der Körperbeherrschung. Damit dürfte auch die Fairneß beider aufs beste charakterisiert sein. Auch das war ein Sieg sportlicher Einstellung.

Kommen wir noch kurz zur Kritik. Sie nimmt an dem heutigen Spiel nicht viel Zeit in Anspruch. Beide Hintermannschaften waren sehr gut. Der ausschlaggebende Faktor für die Ueberlegenheit der Hanauer war ihre Läuferreihe, die wohl somit, vielleicht noch mit Lüddemann, vollzählig zur Stelle ist. Das intelligente Spiel des Mittelläufers Schnorr mag besondere Beachtung verdienen, er war der Drehpunkt flüssiger Mannschaftsarbeit, endlich hat man auch einmal der Presse geglaubt, daß Schnorrs Spiel schönste Dirigentenarbeit ist. Seine Nebenleute blieben die Bezwinger des Frankfurter Außensturmes, Rothard bot das Beste vom Besten. Ganz fatal für Frankfurt dieser Sturm, in Schnelligkeit kaum zu halten, Philippi Karl und beide Außen, ein Außenseiter nur der Halblinke. Bei der Eintracht sind es Müller und Goldammer, die unermüdlich schafften, aber auch sie mußten unterliegen. Goldammer, Eintrachts Stolz, war diesmal bei weitem seinem Gegner unterlegen, aber sein Unglück war der Sturm, der nicht aufhielt, der mit seinem ewigen Dribbeln zur Zerstörung aufreizte. Diese Stürmerleistung blieb der Schatten einer Meistermannschaft. Ein Meistersturm ist also auch sterblich. Schaller, Dietrich, Ehmer, Kissinger und Kellerhof versuchten wohl, aber erfolglos, manchmal ließen sie die Köpfe hängen, als auch gar nichts mehr gelingen sollte. Trumpp als Torhüter tat seine Pflicht, gegen beide Tore, (ein ebenso schönes drittes des Gegners wurde nicht gegeben) war er keinesfalls schuldig.

Haben Sie schon einmal einen Kampf gesehen, wo der Gegner gegen 12 Spieler ankämpfte, und zwei Torhütern einen Erfolg erzielte? So geschehen beim Kampf 93 gegen Eintracht. Wie erklärt sich das?????

Eine weitere sportliche Delikatesse war für Hanau das „Rund um Hanau", natürlich auf Motoren. Die Veranstaltung steht und fällt mit der Teilnahme des 14 Jahre langen 93er Verteidigers Eugen Krebs, der heuer (leider) dem Frankfurter SpV. dient. Es sei auch dieses Sportmannes Leistung gewürdigt, der im schweren Rennen der 500er-Klasse den zweiten Sieg errang, und wohl nur deshalb zu keinen Meisterehren kam, weil sein Fahren mit dauernden Umschaltungen verknüpft war. Ja, der Eugen wird nervös, so wie heute seine Leistungen als Verteidiger noch weit hinter seinen früheren glorreichen Hanauer Zeiten zurückstehen.      Kaba. (aus dem 'Kicker' vom 03.07.1928)

 

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