FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1928/29 - 6. Spieltag

2:5 (1:3)

 

Termin: 23.09.1928 im Stadion
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Theo Maul (Nürnberg)
Tore: 1:0 Brück (3.), 1:1 H. Kissinger, 1:2 H. Kissinger, 1:3 H. Kissinger, 1:4 Karl Ehmer, 1:5 Bernhard Kellerhof, 2:5 (Eigentor)

 

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Egly
  • Strehlke
  • Henß
  • Bretteville
  • Wijk
  • Armbrüster
  • Böttner
  • Brück

 


 

Trainer
Trainer

 

Frankfurter Echo

Fußballsportverein — Eintracht Frankfurt 2:5.

Nach einem nicht mehr ganz neuen, aber wohl ewig aktuellen Witze sollen die Radfahrer und eine in starker Minderheit befindliche Religionsgemeinschaft wesentlichen Einfluß auf die Geschehnisse auf Erden haben. Diesmal traf diese, ursprünglich scherzhaft gemeinte Behauptung in der Tat zu, und so begann das große Frankfurter Ortstreffen zwischen dem Fußball-Sportverein und Eintracht bereits um zwei Uhr. Trotz der frühen Mittagsstunde und des gar nicht begeisternden Tabellenstandes des mainischen Altmeisters und Finalisten aus 1925 hatten sich etwa 25.000 Zuschauer im Stadion eingefunden, ein Beweis, daß beide Vereine immer noch den weitaus größten Anhang aufzubieten vermögen, ein Beweis aber auch, daß man sich auf Bornheimer Seite immer noch mit starken Siegeshoffnungen trug und demgemäß über die wahrhafte Sachlage durchaus im unklaren war. Es zeigte sich nämlich, daß die einst so stolze schwarz-blaue Elf sich in einer Krise befindet, die mit einer vorübergehenden Schwächeperiode offensichtlich nichts mehr gemein hat, und wer die hilflose Mannschaft des FSpV. gegen die nicht einmal allzu überzeugend auftretende Eintracht mit glatten 2:5 Toren hat verlieren sehen, der begreift plötzlich auch die voraufgegangenen Niederlagen gegen teils weniger prominente Gegner, die man seither mehr als zufällig und belanglos hinzunehmen geneigt war. Die Vereinsleitung wird selbst am besten wissen, wie tief sie bei ihrem unvermeidlichen Neuaufbau in das Vorhandene, Unzulängliche eingreifen muß.

Der FSpV. kam mit elf Leuten auf den Platz, die man trotz besten Willens nicht als eine „Mannschaft" bezeichnen kann, ein Begriff, der doch wenigstens ein gewisses Maß von Einheitlichkeit und Zusammengehörigkeit voraussetzt. Die gesamte Hintermannschaft arbeitete so zusammenhanglos und unbeholfen, daß in Bornheimer Kreisen der 23. September 1928 nicht nur wegen der zahlenmäßigen Niederlage als „dies ater" lange Zeit in unliebsamer Erinnerung sein wird. In der Läuferreihe fing es an. Erst Egly, dann Strehlke, schließlich auch noch Henß. Die überlastete Verteidigung konnte den Druck auf die Dauer nicht aushalten. Ballunsicherheit und mangelnde Schnelligkeit ließen die Leute manchmal zur Hilflosigkeit herabsinken. Selbstredend blieber alle diese Schwächen nicht ohne Einwirkung auf den Torwächter, der immerhin auch einige schwierige Bälle meisterte und durchaus nicht in erster Linie für die Niederlage verantwortlich gemacht werden darf. Einigermaßen Erfreuliches sah man nur von der Angriffsreihe und auch hier nicht einmal von dem gesamten Sturme. Bretteville war schwach und vermochte sich nicht einzufügen. Die beiden Flügelstürmer kamen namentlich anfangs des Spieles, als es noch ziemlich ausgeglichen war, zu recht schönen Läufen, ihre Flankenschläge waren jedoch bereits zu dieser Zeit unzulänglich. Der erstmalig wieder mitwirkende Schwede Wijk wird sich mit seinem Flügelmann Armbrüster und seinem Mittelstürmer Böttner noch einzuspielen haben, dann aber vermutlich einen sehr guten rechten Sturmflügel bilden. Wijks Vorlage an Brück, der drei Minuten nach Spielbeginn das Führungstor schießen konnte, war ein Kabinettstückchen bester Fußballkunst. Es ist bedauerlich, eine Mannschaft, die lange Jahre hindurch zu den tüchtigsten Deutschlands zählte, so plötzlich und so gründlich stürzen zu sehen, aber die Tatsachen traten an diesem ominösen Sonntage so kraß in die Erscheinung, daß selbst der leiseste Beschönigungsversuch nicht in Frage kommen kann.

Eintracht hat sich mit diesem klaren Siege, der nicht einmal der Höhe der Tordifferenz nach unverdient war, fast mühelos über einen Gegner hinweggesetzt, der ihr sonst und zu jeder Zeit das Leben recht sauer zu machen verstand. Sie hätte mit etwas mehr Härte und Entschlußkraft gut und gerne einige Tore mehr erzielen können, verstand aber trotz allem nicht, allzu sehr zu überzeugen. Gewiß, sie war frei von vielen Schwächen, die beim Gegner nicht zu verkennen waren, aber ein 5:2 gegen den alteingefleischten Bornheimer Rivalen hätte eigentlich doch eine imposantere Leistung zur Voraussetzung haben sollen. Mag sein, daß sich die Eintrachtelf bereits sehr frühzeitig im sicheren Besitz des Sieges fühlte und dann keine allzu großen Anstrengungen mehr riskieren wollte. Tatsache bleibt, daß der Innensturm noch schneller und härter hätte sein dürfen. Ganz besonders gut aufgelegt waren die beiden Flügelleute, die durch keinen Gegenhalf am Durchbruch und Flankenschlag zu hindern waren. Die Läuferreihe arbeitete sehr gediegen, namentlich Goldammer lieferte wieder eine feine Partie. In der Verteidigung überraschte Maurischat angenehm durch sicheren und befreienden Schlag. Trumpp hatte nicht allzu viel zu tun, gelegentlich waren aber auch schwere Bälle abzuwehren.

Man kann sagen, daß in der Hauptsache die ganz beträchtlich überlegene Schnelligkeit der Eintrachtmannschaft ihr zu diesem Aufsehen erregenden Siege verholfen hat. Der Kampf war in der ersten Viertelstunde ziemlich ausgeglichen, leicht neigten sich die Vorteile nach Bornheimer Seite. Dann beherrschte Eintracht das Spiel mit unabwendbarer Ueberlegenheit, in den letzten fünfzehn Minuten raffte sich dann FSpV. zu konzentriertem Drucke auf. Der erste Treffer fiel durch Brück für Schwarz-Blau. Dann erzielte Kissinger drei Tore, die noch vor der Pause fielen, später schlossen sich Ehmer und Kellerhoff noch an. Ganz zum Schlusse fiel ein Selbsttor der Eintracht, jedoch zu einer Zeit, in der die letzte Kraftentfaltung der Bornheimer eine Korrektur der Torziffer zu ihren Gunsten rechtfertigte.

Schade um den alten Bornheimer Kampfgeist!

Herr Theo Maul aus Nürnberg leitete den sehr fairen Kampf außerordentlich gewissenhaft und ohne jeglichen Fehler.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.09.1928)

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