Eintracht Frankfurt - Germania Bieber

Bezirksliga Main-Hessen 1928/29 - 13. Spieltag

3:1 (2:1)

 

Termin: 18.11.1928
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Walter (Ludwigshafen)
Tore: Eintracht: Karl Döpfer (3); Bieber: Huber

 

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Eintracht Frankfurt Germania Bieber

 


  • Wiegand
  • Lukas II
  • Zahn
  • Lukas I
  • Huber

 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Germania Bieber 3:1.

Zu dem Verbandsspiele der Frankfurter Eintracht gegen Germania Bieber traten beide Parteien mit Ersatz an. Auf beiden Seiten fehlten die zur Zeit disqualifizierten Torwächter Trumpp und Winter, bei Eintracht außerdem noch Goldammer und Kissinger, bei Germania ihr Mittelstürmer Simmrock. Bieber war sogar genötigt, den jungen Wiegand, der zuvor schon in der Reserveelf das Tor gehütet hatte, im Kampfe der ersten Mannschaften nochmals zwischen die Pfosten zu stellen. Eintracht, die bereits acht Tage zuvor in Fechenheim hart mitgenommen worden war, befand sich erneut in der unangenehmen Lage, ihren ersten Tabellenplatz gegen einen nicht gerade zart und schonend arbeitenden Gegner verteidigen zu müssen. Dem Germanensturme kann man keinen Vorwurf machen; er spielte restlos fair, soweit der rechte Flügel in Betracht kommt, sogar mit großer Schnelligkeit und Durchschlagskraft, während die drei übrigen Angriffsleute nicht in gleichem Maße dem Eintrachttor gefährlich werden konnte. Die Hintermannschaft Biebers kämpft dagegen zu hart, bei weitem zu hart, manchmal sogar bis dicht an die Grenze, an der das Unfaire beginnt. Immer noch scheinen die Ligavereine der Vororte und kleineren Städte nicht zu ahnen oder nichts davon wissen zu wollen, wie ungemein gefährlich es ist, den Gegner mit vorgestrecktem Fuße oder angezogenem Knie anzugehen oder ihn beim Sprunge zu unterlaufen. Ich habe in unzähligen Treffen immer wieder den Eindruck gewonnen, daß sich bei weitem die überwiegende Zahl aller Fußballspieler gar nichts böses bei darartigen Regelwidrigkeiten denkt, aber mit umso größerem Nachdrucke muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß eine solche Kampfesweise unter allen Umständen unzulässig ist und zu unterbleiben hat. Leider gibt mir gerade das Auftreten der Germanen aus Bieber Veranlassung, diese Frage aus allgemeinen Gesichtspunkten etwas ausführlicher zu erörtern. Das Vorspiel in Bieber, dem ich ebenfalls beiwohnte, bewies, daß Germania durchaus anständig zu kämpfen weiß. Ich richte daher meine Auslassungen weniger an die Brüder Lukas und den einen oder anderen ihrer Vereinskameraden, als vielmehr an die Allgemeinadresse „derer, die es betrifft". Zum Glücke verstand sich Herr Walter aus Ludwigshafen, der den harten Kampf sehr geschickt und äußerst korrekt leitete, tadellos auf alles, was die Regeln nicht zulassen, und sparte demgemäß auch nicht an Eingriffen oder Verwarnungen, die schließlich ihren Zweck auch nicht verfehlten.

Germania beging einen schweren taktischen Fehler. Sie traf die Eintrachtelf in einer so zaghaften Verfassung, daß sie ruhig einige Angriffe und Vorstöße mehr hätte riskieren dürfen. Germania verlegte sich aber nach kurzem Aufflackern der Geister ganz zu Beginn hauptsächlich auf die Abwehr. So bekam man schließlich keinen allzu überzeugenden Eindruck von den elf Leuten im gelben Dreß. Man konstatierte nur, daß der aus der Reserveelf entliehene Torwächter Wiegand, trotz seiner großen Jugend ein hervorragender Könner ist, daß die Verteidigung Lukas II — Zahn zweifellos zu den stabilsten in der Maingruppe zu rechnen ist, daß die Läuferreihe technisch sehr gut, taktisch dagegen vollkommen wertlos ist und daß aus dem Sturme bei entsprechender Steigerung des Selbstvertrauens ein recht gefährlicher Mannschaftsteil zu machen wäre.

Bei Eintracht zeigte Judisch tadellose Leistungen, die ebenfalls nicht allzu sehr beschäftigte Verteidigung genügte durchaus, und in der Läuferreihe erkannte man ohne weiteres in dem Ersatzmanne Bechtold den besten von drei recht zuverlässigen Leuten. Kübert, der wieder sehr gut zerstörte, hätte etwas mehr an seinen Sturm denken und ihn manchmal etwas genauer mit Vorlagen versehen sollen. Mantel hielt seinen Flügel ohne jegliche Anstrengung. Im Sturme war Kellerhoff am besten disponiert, vielleicht weil er von seinem Nebenmanne Dietrich ganz besonders gut bedient wurde. Ehmer strebt, durchaus nicht zum Schaden der Mannschaftgesamtkeit mehr als seither nach Führerqualitäten. Schaller kam nur vereinzelt zu seinen bekannten und gefürchteten Flankenschlägen, und hierdurch verlor selbstredend seine Leistung an Gesamtwert. Döpfers erste Schußversuche verunglückten ausnahmslos. Das hinderte ihn jedoch nicht, seinen Nebenleuten zu zeigen, wie man auch als Eintrachtmann drei Tore hinter einander machen kann.

Auch Germania war einmal erfolgreich. Es handelte sich um einen ganz tadellosen Fernschuß, den der Halblinke Huber aus etwa 25 m Entfernung ins Eintrachtnetz jagte. Der nur recht wenig überzeugende Kampf endete also 3:1 für Eintracht, die zuvor auch das Spiel der Reserven 3:0 gewonnen hatte.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 20.11.1928)

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