Eintracht Frankfurt - Essener SC Preußen

Freundschaftsspiel 1928/29

3:0

Termin: 31.03.1929
Zuschauer:
Schiedsrichter: Fink (Seckbach)
Torschützen: Hugo Mantel (2), ??

 

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Eintracht Frankfurt Essener SC Preußen

 


 

Trainer Trainer

Eintracht Frankfurt — „Preußen" Essen 3:0.

Vor etwa drei Jahren schlug die auf einer Rheinlandtour befindliche Frankfurter „Eintracht" die Essener "Preußen" 1:0. Von einem Augenzeugen der damaligen Begebenheit habe ich mir sagen lassen, daß diese äußerst unglückliche Niederlage der Westdeutschen nur der Unbeholfenheit ihres Sturmes zuzuschreiben gewesen sei. Wenn dem in der Tat so war, dann hat das nunmehrige Rückspiel, das am ersten Ostertage auf dem Eintrachtplatze „Am Riederwald" in Frankfurt stattfand, ergeben, daß sich die Angriffsreihe der „Preußen" in diesen drei Jahren noch mehr verschlechtert haben muß. Die Unbeholfenheit im Schießen ist nach wie vor vorhanden; und der Verlust jeglicher Gemeinschaftsarbeit, des Zusammenhanges, ist hinzugetreten. „Preußens" Sturmreihe ist keine preußische Phalanx, die auf Tuchfüllung gedrillt ist und nach dem „Den Finger drauf, das nehmen wir!" zu Werke geht. War es nur die Unbeholfenheit, die damals zu einem 0:1 führte, dann ist unter Einbezug der nunmehrigen Zerrissenheit auch das jetzige 0:3 in Ordnung. Die Hintermannschaft darf als durchschnittlich gut bezeichnet werden. Die Läuferreihe bewährte sich in der Reihenfolge von rechts nach links, einen noch besseren Eindruck hinterließen die beiden Verteidiger, und in dem sehr tüchtigen, vor allem sehr fangsicheren Torwächter Schwab scheint die Mannschaft überhaupt ihren besten Mann zu besitzen. Technisch sah man wiederholt gute Leistungen, taktisch ereignete sich auch auf dieser Seite nichts Erwähnenswertes. Was Eintracht an taktischen Versuchen nicht unterband, erstickte unter dem starken Wind, unter dem übrigens die ganze Veranstaltung, und offenbar auch ihr schwacher Besuch, litt. Deshalb sei auch durch diese bewußt zurückhaltende Bewertung durchaus nicht die Möglichkeit, ja, sogar Wahrscheinlichkeit, abgestritten, daß die Gäste mehr können, als ihnen heute zu zeigen Gelegenheit beschieden war. Eines darf man ihnen keinesfalls vorenthalten: sie spielen vornehm bis zur letzten Konsequenz. Das hat ihnen in Frankfurt Sympathien gebracht.

Eintracht probierte eine neue Elf. Auch hier darf nur sehr vorsichtig geurteilt werden, weil auch die Frankfurter unter besagter Unbill „windiger" Zeiten zu leiden hatten. Nur eines wurde unantastbar offenkundig: das Rückgrat der Mannschaft wurde von den Leuten gebildet, die sich seither schon in der Repräsentation des Vereins ausgezeichnet hatten. Aber auch die übrigen Spieler betätigten sich mit Erfolg. Am meisten tat sich von ihnen der sehr schnelle und wendige Verteidiger Stubb hervor, der neben dem mustergültigen Pfeiffer keine schlechte Figur machte und zweifellos sehr begabt ist. Ueber die Läuterreihe in ihrer etwas neuartigen Zusammensetzung Döpfer-Goldammer-Bechthold ist nichts Nachteiliges zu sagen. Mantel als halbrechter Verbindungsstürmer war ein interessanter Versuch, aber man sollte ihn nicht wiederholen. Mantels fabelhaft präzise Vorlagen können auch, wie Tatsachen des öfteren bewiesen haben, aus der Läuferreihe seinen Stürmern zugute kommen. Bei Mantel fehlt es am Schuß, der „coditio sine qua non" des Verbindungsmannes. Daran ändert auch nichts der Umstand, daß Mantel zwei Tore erzielte. Das erste Tor war keine Glanzleistung, das zweite ein allerdings umso schöner placierter Kopfball. Vesper war kein schlechter, wohl aber unglücklicher Rechtsaußen. Seine Flanken kamen zu flach. Umso produktiver arbeitete wieder Kellerhoff auf dem anderen Flügel. Es ist begreiflich, daß der ehemalige Westdeutsche mit besonderer Verve an die Fertigkeiten herangeht, wenn er seinen früheren Verbandsangehörigen beweisen darf, was sie an ihm verloren haben. Ehmer arbeitete im Felde gut, vor dem Tore ließ man ihn nicht zum gefürchteten Schusse kommen. Stamm bewies erneut, daß er sich einzufügen versteht. Auch Eintracht spielte in ritterlichster Weise.

Die Begegnung litt unter der allzu großen Einseitigkeit, unter der der Film abrollte. Nur etwa während zwanzig Minuten nach der Pause konnte man von einem ausgeglichenen Kampfe reden. Die übrigen 70 Minuten gehörten der einheimischen Mannschaft Ihr 3:0-Sieg geht in Ordnung. —

Herr Fink von Seckbach leitete sehr gut. Allerdings ließ er vor der Pause den rheinischen Linksaußen des öfteren abseits stehen.     Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 03.04.1929)



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