Eintracht Frankfurt - FC Freiburg

Süddeutsche Meisterschaft 1929/30 - 11. Spieltag

4:1 (2:0)

Termin: 23.03.1930
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Bohn (Mannheim)
Torschützen: 1:0 Karl Ehmer, 2:0 Bernhard Kellerhoff, 3:0 Karl Ehmer, 4:0 Karl Ehmer, 4:1 Fehrle

 

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Eintracht Frankfurt FC Freiburg

 


  • Winkler
  • Würz
  • Kassel
  • Fehrle
  • Bantle
  • Herzog
  • Kienz

 

Trainer Trainer

 

Frankfurt kann lachen

Eintrachts müheloser Sieg gegen Freiburg. — Fußballsportverein holt Ludwigshafen ein. — Etwas über einige schwebende „Fälle".

Frankfurt hat nach den Ergebnissen des vergangenen Sonntags allen Grund zum Lachen. Daß, ausgerechnet Fürth und Bayern zu gleicher Zeit verloren, während die Eintracht mit tötlicher Sicherheit sich die Punkte gegen Freiburg holte, ist tatsächlich ein gar starkes, Stück. So braucht die Eintracht noch nicht einmal die Punkte aus Worms, um süddeutscher Meister zu werden. Das heißt: Wenn die Pirmasenser nicht auch in Fürth gewinnen. Das ist nicht anzunehmen, wenn man es natürlich auch in Betracht ziehen muß. Apropos: Pirmasens. Der Sieg der Schuhstädter in München ist für den Unterzeichneten eine Rechtfertigung. Nach dem 7:2-Sieg der Eintracht warnte ich Fürth und Bayern vor einer Unterschätzung der Mannschaft. Nun haben wir den Salat. Es ist sehr leicht möglich, daß Pirmasens nun Zweiter wird und beide bayerische Vertreter das Nachsehen haben. Gesetzt den Fall (dessen Eintreten viel Wahrscheinlichkeit hat): Pirmasens verliert am kommenden Sonntag in Fürth, gewinnt aber seine beiden noch ausstehenden Spiele gegen Freiburg (zu Hause) und in Stuttgart; dagegen holen sich die Bayern gegen Fürth die Punkte, verlieren aber gegen die Eintracht (die gegen die Bayern gewinnen will, selbst wenn es für sie um nichts mehr geht) — nun: dann ist Pirmasens Zweiter. Selbst im Falle eines Sieges über die Eintracht kämen die Bayern erst durch einen Sieg im Entscheidungsspiel gegen Pirmasens auf den zweiten Platz. Fürth braucht das nicht, falls es Pirmasens und Bayern München schlägt. An den kommenden Sonntagen wird sich etwas „tun", dafür ist gesorgt. Wir in Frankfurt können den Dingen jedenfalls mit Ruhe entgegensehen.

Der Sieg der Eintracht gegen Freiburg

war sozusagen „mit einem Bein" errungen. Der Unterschied in der Spielstärke der beiden Mannschaften war so, wie man es bei zwei Mannschaften, von denen eine an erster, die andere an letzter Tabellenstelle steht, erwarten kann. Man braucht daher über dieses Spiel nicht allzuviel Worte zu verlieren. Eintracht gewann mühelos, ohne sich auch nur in einer Spielphase auszugeben. Obwohl das ganze rechte Angriffsdreieck umgruppiert werden mußte. Gramlich wurde am Samstag krank, Trumpler mußte seiner Fürther Verletzung wegen pausieren. Die Krankheit von Gramlich hatte ziemliche Verwirrung angerichtet, denn ein Ersatzmann stand nicht zur Verfügung (Kron und Kübert hatten am Samstag in der Pokalmannschaft gespielt). Man mußte notgedrungen den außer Training befindlichen Schütz auf Halbrechts einsetzen; für Trumpler stand der wiederhergestellte Schaller zur Verfügung, Leist nahm den Posten Gramlichs ein. Zur Ehre der Freiburger sei erwähnt, daß auch sie auf einige ihrer besten Spieler verzichten mußten. Außer Eberhardt — der noch kein Endspiel mitgemacht hat — fehlten Radatt und Hotze.

Das Spiel war nur ein Schatten des sehr aufregenden Vorspiels in Freiburg. Eintracht spielte mit vollem Schwung eigentlich nur während der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit. Während der ersten Spielhälfte hatten die Frankfurter den Wind im Rücken, während dieser Zeit waren die Vorstöße Freiburgs, die bis an die Strafraumgrenze der Eintracht herankamen, zu zählen. Nach der Pause wurden die Vorstöße der Freiburger etwas gefährlicher, aber immer noch nicht gefährlich genug, um nicht von den Eintrachtverteidigern bewältigt werden zu können. Im Freiburger Sturm fiel dabei angenehm der große Routinier Bantle ins Auge, der Pfeiffer einige Male richtiggehend „versetzte". Neben ihm war noch der Rechtsaußen Fehrle durch seine Flinkheit gefährlich, aber gegen Mantel hatte er nur selten eine Chance zum freien Lauf. Die linke Sturmseite, die aus Herzog und Kienz gebildet wurde, benahm sich dagegen ziemlich ungeschickt. Sehr schwach war die Freiburger Läuferreihe. Gut und aufopfernd arbeitete dagegen die Verteidigung, in der Würz eine recht eindrucksvolle Figur machte und Kassel durch sein schnelles Dazwischenfahren imponierte.

Eintracht spielte so gut wie sie mußte. Die Verteidiger waren leichtsinnig, aber es reichte immer noch. Leis konnte Gramlich im Zuspiel nicht ersetzen, ebenso ist Schütz nach diesem Spiel nicht zu kritisieren, da seine Aufstellung nur eine Verlegenheitslösung war. Ganz hervorragend war Ehmer. Als besonders hervorstechend ist noch das Spiel Mantels zu erwähnen.

Von den Toren schossen drei Ehmer, eines Kellerhoff (das zweite); bei Halbzeit hieß es 2:0. Gleich nach dem vierten Tor holten sich die Freiburger durch Fehrle den Ehrentreffer. Eckballverhältnis 11:3 für Eintracht. Übrigens: Von den 11 Spielen, die Eintracht bisher ausgetragen hat, ist noch keines „zu null" gewonnen worden. Selbst das Spiel gegen den Tabellenletzten nicht. (aus dem 'Fußball' vom 25.03.1930)

 

 


 

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — FC. Freiburg 4:1.

Bei dem diesmaligen Meisterschaftstreffen am Riederwald handelte es sich um die Begegnung des Tabellenführers und -letzten. Da sollte man meinen, daß man von vornherein für den Mainmeister und derzeitig ersten Anwärter auf Süddeutschlands Meistertitel nicht viel zu fürchten gewesen wäre. Man durfte im voraus erwarten, daß das Ergebnis des Vorspiels, das von den Frankfurtern mit 3:2 Toren gewonnen worden war, auf heimischem Boden eine wesentliche Abrundung zu ihren Gunsten erfahren werde. An dem in Frankfurt an den Vortagen allenthalben anzutreffenden Optimismus änderte auch das Bewußtsein nichts, daß der FC. Freiburg gerade in den letzten Wochen recht annehmbare Fortschritte aufzuweisen hatte. Lediglich die Frage, ob Eintracht gerade in den kritischen letzten Spielen Nervenkraft genug besitzen werde, um dem Gebot der Stunde entsprechen zu können, ließ hie und da immerhin vorhandene ängstliche Gemüter leichte Zweifel hegen, die sich jedoch nur ganz verstohlen hervorwagten.

Nun ist eine der wenigen noch ausstehenden Etappen der Vergangenheit überantwortet. Eintracht hat sich viel deutlicher noch, als es das an sich recht klare und eindringliche 4:1 besagt, dem Meister Badens gewachsen gezeigt und marschiert nach wie vor mit ungehemmtem Elan auf Süddeutschlands begehrtesten Fußballtitel los. Tut nichts, daß VfB. Stuttgart und FC. Pirmasens in Frankfurt dankbar anerkannte und freudigst begrüßte Helferdienste leisteten. So wie die Dinge zur Zeit liegen, wäre Eintracht vermutlich auch allein ihren nun einmal vorgezeichneten Weg schnurstracks aufs Ziel gegangen. Tut nichts, daß sich sämtliche anderen Mitbewerber um die stolze Trophäe gegenseitig nach Strich und Faden Punkte abgenommen haben. Die Eintracht ist unerwartet leicht, man möchte fast sagen, unangefochten auf ihrem erfolgreichen Wege vorgedrungen.

Der FC. Freiburg rechtfertigte in Frankfurt die Mutmaßung, daß sich seine Elf auf ansteigender Linie befindet. Trotz der klaren Niederlage erwiesen sich die Gäste als eine technisch sehr reife und mit großer Eleganz spielende Mannschaft. Schade, daß die Unmöglichkeit, Radatt, Eberhardt und Hotze nach Frankfurt mitzunehmen, zur zwangsweisen Verwendung eines Ersatzinnensturmes geführt hatte, der viel zu weich spielte, um sich mehr als allenfalls gelegentlich jenseits der Mittelfeldlinie zu zeigen. Es ist schon Tatsache: erst nach 15 Minuten Spielzeit kamen die Gäste zum ersten Male in die Nähe des Frankfurter Tores und diese Seltenheitserscheinung war bis zur Pause an den Fingern einer Hand nachzuzählen. Frankfurt blieb dauernd die angreifende Partei, und selbst seine beiden Verteidiger standen meistens auf weit vorgeschobenem Horchposten. Teils führte Ueberkombination, teils auch Mangel an Wucht zu der den Schußgelegenheiten nach viel zu dürftigen Ausbeute von „nur" 2 Toren, die Ehmer und Kellerhoff auszuwerten wußten. Selbstredend war auch die unbestreitbar vorzügliche Abwehr des Freiburger Schlußtrios schuld an dem für die Gäste äußerst schmeichelhaften Halbzeitstand. Der anscheinend noch sehr jugendliche Torwart Winkler hielt mehrfach ganz bravourös und seine beiden Vorderleute Würz und Kassel leisteten das Menschenmöglichste in dem Bestreben, dem einzigen wahrhaft gefährlichen Torschützen des Gegners, dem Mittelstürmer Ehmer, das Konzept zu verderben. Wenn den Frankfurtern nur wenige Erfolge beschieden waren, so darf dies mehr als hälftig auf den Umstand zurückgeführt werden, daß eine „Verlegenheits-Mannschaftsaufstellung" einen halbinvaliden rechten Sturmflügel ins Feld geschickt hatte. Schaller und Schütz, der obendrein noch auf dem ungewohnten Posten als Halbrechter spielte, kamen nach längerer Spielpause und ohne jegliches Training aufs Feld. Keinem der 7000 Zuschauer dieses Spieles braucht der Chronist in Erinnerung zu rufen, wie viele gute Chancen gerade von Schütz verfehlt wurden, ohne daß man ihm aus den besagten Gründen einen Vorwurf machen darf.

Der, allerdings nur in seinen ersten 45 Minuten, trotz großer Einseitigkeit fesselnde Kampf wurde von beiden Mannschaften mit vorbildlicher Fairnis durchgeführt, ein Beweis, daß die langjährige und aufrichtige Freundschaft zwischen den ehemaligen Spielern oder führenden Geistern beider Parteien durchaus kein leerer Wahn ist. Ohne den Eintrachtsieg zu schmälern oder etwa den Gesamteindruck der Leistung als nicht voll befriedigend zu charakterisieren, muß darauf hingewiesen werden, daß namentlich in der Hintermannschaft Schwächen vorhanden waren. Gramlichs Fehlen machte sich am meisten bemerkbar. Mantel, Goldammer und Stubb befriedigten. Leis und Pfeiffer haben schon Besseres geleistet. Im Sturm war Kellerhoff nur soweit der alte Durchbrecher, als er Dietrich neben sich hatte, was zeitweilig nicht der Fall war.

Eintrachts Tore fielen zunächst durch Ehmer und Kellerhoff. Nach der Pause blieb Ehmer trotz wachsamster Bedeckung durch meistens zwei oder drei Gegner noch zweimal erfolgreich. Fehrle, der Freiburger Rechtsaußen, erzielte unter Ausnutzung eines Mißverständnisses zwischen Mantel und Pfeiffer den Ehrentreffer für die Gäste.

Schiedsrichter Bohn aus Mannheim hatte gewiß leichtesten Stand, ließ aber trotzdem, so oft sich Gelegenheit bot, den Mann von Fach erkennen.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.03.1930)


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