Union Böckingen - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 1. Spiel

2:3 (0:2)

 

Termin: 04.01.1931
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Maul (Nürnberg)
Tore: 0:1 Walter Dietrich (5.), 0:2 August Möbs, 1:2 Walter I, 1:3 Karl Ehmer (Elfmeter), 2:3 Sammet

 

>> Spielbericht <<

Union Böckingen Eintracht Frankfurt

  • Schübel
  • Walter II
  • Graf
  • Walter I
  • Sammet
  • Hoffmann
  • Scholl
  • Messer
  • Grau

 


 

Trainer
Trainer

 

Böckinger Seeluft

Union Böckingen — Eintracht Frankfurt 2:3 (0:2).

Zum ersten Mal kommt das Unterland zu Schlußspielen um die süddeutsche Meisterschaft, und Böckingen, eine Stadt von 13.000 Einwohnern, wird durch seinen Meister Union eine Reihe hochklassiger Spiele erhalten. Als erster Verein gab der Main-und vorjährige Süddeutsche Meister seine Karte ab. Schon am Samstag abend traf die Eintracht in Heilbronn ein und bezog im Hotel Linsemeyer Quartier, nicht ohne daß zuvor die Frankfurter „Kanonen" richtig bestaunt wurden. Die Hoffnung auf gut Wetter zerstob schon am Spielmorgen; am Nachmittag war es dann soweit, daß man überhaupt nicht mehr an eine Spielmöglichkeit glaubte, doch tat die Unionleitung alles, um das Spielfeld in einen einigermaßen annehmbaren Zustand zu bringen.

Eintracht kam ohne Stubb und Gramlich, Böckingen war gezwungen für den gesperrten Stegmüller und den verunglückten Weller Ersatz einzustellen.

Die Eintracht hat mit ihrem Debut einen tadellosen Eindruck hinterlassen.

Der Sieg der Eintracht muß in Erwägung der Umstände jedoch als ein sehr glücklicher bezeichnet werden. Wohl hat Frankfurt den Sieg dem Verlaufe der ersten Halbzeit nach verdient, aber ein Unentschieden hätte in Anbetracht der sehr guten Leistung der Union in der zweiten Halbzeit, dem Spielverlauf entsprochen. Das Eckenverhältnis 8:7 für Union zeigt ganz deutlich, daß die Union sehr oft vor dem Frankfurter Tor zu finden war.

Eintracht hat Anspiel und wartet gleich mit einem Besuch bei Schübel auf. Die Union ist noch kaum richtig in Schwung gekommen, als ein ausgezeichnetes Täuschungsmanöver die Frankfurter bereits in der 5. Minute in Führung bringt. Von Mann zu Mann wanderte der Ball, und ehe noch Walter II eingreifen konnte, schob der Halblinke zum 0:1 ins Netz. Nach 25 Minuten Spielzeit scheidet Scholl vorübergehend aus. Der Viermännersturm ist nicht in der Lage, an der Frankfurter Verteidigung vorbeizukommen; als Scholl wiederkommt, weht wieder ein besserer Wind im Sturm, Hoffmann, welcher gerade in dieser Periode ganz unglücklich kämpft, vergibt freistehend den sicheren Ausgleich. Dann meistert Schübel eine Bombe von Goldammer. Sammet hat die dritte Ecke für Union erkämpft, an deren Anschluß folgt ein Gedränge im Strafraum der Gäste, ein Handspiel von Schütz wird dabei übersehen. Dann muß Schmidt eingreifen, er verrät große Sicherheit. Der Rechtsaußen Schaller ist wieder einmal durchgebrannt, sein Zuspiel erfaßt Möbs, und unhaltbar saust das Geschoß zum 0:2 ins Tor. Trotz des schweren Bodens zeigen die Frankfurter hervorragende Ballbehandlung. Von der Verteidigung aus wird schön aufgebaut. Goldammer fällt in der Mitte angenehm auf. Etwas hart aber doch fair bringt er fast jeden Angriff der Union zum Stehen. Der Unionsturm ist ab und zu wieder im Strafraum der Gäste zu sehen, Messer köpft einmal knapp darüber.

Nach der Pause stellt Union um, Walter I geht in den Sturm und Grau als Verteidiger. Mit unheimlicher Energie spielt sich Walter durch, wuchtig knallt er das Leder zum ersten wohlverdienten Tor ein. In der Folge fällt der Eintrachtsturm auffallend oft auf die Abseitsfalle der Union herein, die ihrerseits Angriff auf Angriff aufs Eintrachttor schickt. Grau findet sich als Verteidiger gut zurecht; mit wuchtigen Abschlägen macht er mit Walter vor Schübels Gehäuse reinen Tisch. Walter I hat sich wieder durchgespielt, wird aber hart an der Strafraumgrenze zur Strecke gebracht. Den verhängten Strafstoß haut Graf ganz knapp über die Latte. Es ist eine halbe Stunde gespielt, die Leistungen steigen auf beiden Seiten.

Im Anschluß an die 7. Ecke der Frankfurter ergibt sich vor Schübel ein Gedränge; vor Ehmers Füße kommt der Ball, Walter steht auf der Linie zur Abwehr bereit, kann aber nur noch die Hand dazu benützen. Elfmeter. Ehmer täuscht Schübel und das 3. Tor ist fertig. Union kämpft unentmutigt weiter und spielt sogar überlegen. In der 40. Minute hat Walter Sammet famos freigespielt, der nimmt die Vorlage auf und schlägt mit Bombenschuß Schmidt zum zweiten Mal. Union steigert das Tempo. Man findet fast die ganze Eintracht in der Deckung. Schmidt zeigt sich in bestem Lichte, als er einen wunderbaren Drehschuß von Walter auf der Linie bannt. Die letzten Minuten verfließen; zu spät hat die Union mit dem Endspurt eingesetzt, Eintracht hält den Vorsprung und verläßt als glücklicher Sieger den Platz.

Mit der Leitung des Schiedsrichters Maul-Nürnberg war man sehr zufrieden.      Eg. (Aus dem 'Kicker' vom 06.01.1931)

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