Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 7. Spiel

2:1 (1:1)

 

Termin: 08.03.1931
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Keller (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Weidinger (11.), 1:1 August Möbs (29.), 2:1 Weidinger (70.)

 

>> Spielbericht <<

Waldhof Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Morlock
  • Spilger
  • Preininger
  • Model
  • Bretting
  • Haber
  • Walz
  • Brückl
  • Siffling
  • Ofer
  • Weidinger

 


 

Trainer
  • Johann Hetzel
Trainer

 

Am Neckar und am Rhein

SpV. Waldhof — Eintracht Frankfurt 2:1.

Es hat sich bereits herumgesprochen, daß mit den Waldhöfern nicht gut Kirschen zu essen ist. Der überraschende Sieg des Rheinmeisters über die Münchner Bayern hat seine Wirkung nicht verfehlt. Und daß dieser seinerzeitige Sieg keine Alltagsfliege war, beweist die neue Sensationsmeldung von einem klaren Sieg der Waldhöfer über den süddeutschen Altmeister und Titelhalter, der wohl durch diese Niederlage heuer seine Würde an die Fürther Spielvereinigung abtreten muß.

Die Waldhöfer hatten beileibe nicht ihren besten Tag. Im Gegenteil, der Innensturm taugte nicht viel, eine Schwäche die durch die brillante Arbeit der beiden fixen und schußkräftigen Außenstürmer Walz und Weidinger nicht ganz aufgehoben werden konnte. Auch der alte Kämpe Brückl, der nach langer Verletzung wieder auftauchte, konnte Waldhofs Innensturm nicht besser machen. Brückl war nicht bloß technisch recht schwach, sondern er war auch noch überaus ängstlich, so daß die Eintrachtbacks keine Mühe hatten, ihm die meisten Bälle wegzuschnappen. Dagegen war Waldhofs Läuferreihe und vor allen Dingen das Schlußtrio wieder in voller Fahrt. Und diesen Linien verdankt Waldhof zur Hauptsache seinen neuen Heimsieg. Der Außenläufer Model genügte zwar nicht ganz, dagegen war Bretting als Mittelläufer wieder weit besser wie gegen den Karlsruher FV. und Haber als weiterer Außenläufer war gar unüberwindlich. Selbst Trumpler und Schaller, die beiden besten Leute des Eintrachtangriffes kamen an Haber nur in den seltensten Fällen vorbei. Die beiden jungen Backs Spilger und Preininger besitzen heute neben ihrem Talent und ihrem Mut auch bereits eine gewisse Routine, die sich deutlich damit zeigte, daß sie den routinierten Eintrachtangriff mehrere Male raffiniert abseits stellten. Den Torwart Morlock zeichnete neben sicherem Fangen ein gewaltiger Abschlag aus, den die Waldhofstürmer noch nicht richtig auszunützen gelernt haben. Das Erstaunliche an diesem Spiel ist, daß eine schwache Waldhofangriffslinie gegen die Internationale Verteidigung der Eintracht zwei Treffer erzielen konnte. Das spricht aber mehr für die aufbauende Kraft der rückwärtigen Reihen Waldhofs als für eine ev. Schwäche der Eintrachtbacks. Zwar Schütz war wirklich nicht Klasse, dagegen war Stubb in hoher Fahrt. Der einzige, bei dem sich Stubb abquälen mußte, und der ihm des öfteren ein Schnippchen schlagen konnte, war der Rechtsaußen Weidinger der Waldhöfer. Die Duelle dieser beiden Könner waren ein Genuß und ein fußballerischer Leckerbissen.

Die Frankfurter Eintracht hat sich im Laufe der Zeit etwas gewandelt. Während sie früher ein frisches energisches Spiel spielte, dessen Zentrum der famose Mittelläufer Goldammer war, spielt sie heute technisch besser und schöner in ihrem Stil, aber lange nicht mehr so erfolgreich. Mag sein, daß dieser Mangel an Energie nur in diesem Kampf zu finden war, darauf deuteten die verzweifelten Temporufe der Frankfurter Schlachtenbummler hin. Tatsache bleibt auf jeden Fall, daß Goldammer lange nicht mehr der Mann ist, der seine ganze Mannschaft mitreißt und ihr etwas von seiner riesengroßen Energie einhaucht, die dieser Mann hat. Unter Goldammers ungenügender Arbeit litten auch seine beiden Nebenleute Leis und Mantel. Unter diesem Niveau war noch Schütz, der, nachdem anfangs sich der Waldhofflügel glatt gegen ihn durchsetzte, völlig aus dem Konzept kam und gegen Schluß des Spieles seinen Platz noch mit dem Mittelstürmer Ehmer tauschte. So blieb allein Stubb, der sich mit den Waldhöfern herumzuschlagen hatte. Und das tat er eben so sicher wie kaltblütig. Wenn Stubb eine Empfehlung nach Paris brauchen würde, so bekäme er sie wohl von all den 8000 Zuschauern gerne, die dem Spiel beiwohnten. Schmidt im Tor der Eintracht schlug sich recht brav, ohne zu überragen. Dunkel wars im Eintrachtsturm. Zwar fingen Trumpler und Schaller fabelhaft an, gegen Schluß aber fielen sie mehr und mehr zu einer Mittelmäßigkeit herab, während die übrigen Stürmer nicht einmal dieses mittlere Maß erreichen konnten. Der beste Mann in dieser Linie war Trumpler. Ein feiner Techniker und ausdauernder Spieler, aber kein Schütze. Keller aus Karlsruhe leitete den Kampf äußerst sicher. Er hat jenes gewisse etwas, das allen Spielern die Lust nimmt, gegen seine Entscheidungen zu monieren. Und auf Reklamationen aus dem Publikum gibt Keller nichts.

Während der ersten Hälfte gab es ein etwas langweiliges Spiel. Der eine schien Respekt vor dem andereren zu haben. Nach knapp einer Viertelstunde kam Waldhof durch Kopfball Weidingers zum esten Treffer, den die Eintracht durch einen energischen Sologang Möbs aufholte. Und wieder eine Viertelstunde nach der Pause war es Weidinger, der den Siegestreffer markieren konnte, den aufzuholen sich die Eintracht während des Restes der Spielzeit vergeblich bemühte.      Nic. (Aus dem 'Kicker' vom 10.03.1931)

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg