Eintracht Frankfurt - Waldhof Mannheim

Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 11. Spiel

1:0 (1:0)

 

Termin: 19.04.1931
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Bachmann (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (30.)

 

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Eintracht Frankfurt Waldhof Mannheim

 


  • Riehm
  • Brezing

 

Trainer Trainer
  • Johann Hetzel

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — SV. Waldhof Mannheim 1:0 (1:0).

Eine Doppel-Veranstaltung, bei der zunächst Rotweiß Frankfurt den SV Wiesbaden knapp mit 3:2 Toren bezwang, dann aber der süddeutsche Verbandsmeister, Eintracht Frankfurt, auch nur mit einem Tor Unterschied über den SV. Waldhof Mannheim siegreich bleiben konnte, hatte etwa 10.000 Zuscnauer nach dem Riederwaldplatz gelockt. Beide Parteien traten nicht ganz in stärkster Aufstellung an. Während jedoch die Gäste mit Riehm, dem Ersatzmann für den verletzten Torwäcnter Morlock, einen recht guten Vertreter zur Stelle hatten, merkte man gerade diesmal das Fehlen Dietrichs und Goldammer in der Eintracht-Elf sehr deutlich, wogegen der erkrankte Gramlich durch den Flügelläufer Kron wiederum völlig ausreichend ersetzt wurde. Goldammers Vorzug gegenüber seinem Austauschmann Leis besteht eben in dem wesentlich besseren Aufbau des Spieles. Das ist ein so wesentliches Erfordernis, über das ein Mittelläufer verfügen muß, daß man der Mannschaft der Frankfurter, will man ihr weitere Chancen für die restlichen Verbandsspiele geben, recht bald die Wiedergesundung Goldammers wünschen muß. Es ist schade um Leis und um seinen Eifer bei der Abwehr. Aber als Mittelläufer und Dirigent einer Mannschaft von Klasse genügt er solange nicht, als er den Ball nicht mit guter Berechnung an den jeweils vorteilhaftesten Platz brauchbar leiten kann. Auch Dietrich, der als Halblinker seinen Sturm im ganzen, seinen Linksaußen aber im besonderen, so vortrefflich in Fahrt zu bringen wußte, wird nach wie vor stark entbehrt. Das merkt man am deutlichsten an dem krassen Formrückgang Kellerhoffs, dem obendrein noch der gewohnte Halbspieler Mantel als Rückendeckung fehlt. Trotzdem kann von Kron, der wiederum als linker Läufer tätig war, gesagt werden, daß er seinen Platz von Fall zu Fall besser ausfüllt. Diesmal war er sogar unstreitig der beste Mann seiner Reihe, den Mantel, der rechte Half, ist nach längerer Pause noch gar nicht wieder in Schwung. Eintrachts Angriffsreihe erhielt wieder von den beiden Halbstürmern, Trumpler und Möbs, ihr Gepräge. Allerdings schien sich Trumpler vor der Pause zu viel zugemutet zu haben. Er kämpfte gegen Spielende sichtlich ermattet. Der Rechtsaußen Schaller wurde viel zu wenig beschäftigt. Man weiß doch zur Genüge, daß er, und nur er allein fast, der Träger aller Torhoffnungen seiner Mannschaft ist. Die wenigen Bälle, die der wuchtige Rechtsaußen erhielt, kamen fast ausschließlich von seinem Nebenmann. Von Leis wurde er mit brauchbaren Weitvorlagen überhaupt nicht bedient. Was hätte Schaller wohl alles zeigen können, wenn er die wundervollen Bälle vor seine Füße bekommen hätte, mit denen der Waldhöfer Mittelläufer Brezing seinen Linksaußen überfütterte! Eintrachts Schlußtrio schlug sich gut. Trotz einiger gelegentlicher Versehen der beiden Internationalen. Torwächter Schmitt verhielt sich einwandfrei.

SV. Waldhof hinterließ wieder einmal einen recht günstigen Eindruck. Nach der technisch und taktisch sehr einheitlichen und reifen Spielweise glaubt man der Mannschaft unbedingt, daß sie gerade den diesjährigen Spitzenanwärtern um die Verbandsmeisterschaft Punkte um Punkte abnehmen konnte. Die Elf ist recht gut eingespielt und steht mit ihrer Ballbehandlung durchaus auf der Stufe der übrigen süddeutschen Meistermannschaften. Die Kombination ist sehr abwechslungsreich und stets flüssig. Manchmal wirkt die ganze Spielweise reizvoll für das Auge. Besonders lobenswert ist die taktische Anpassung an manche kritische Kampflage. Es zeigt sich gerade bei den Waldhöfern deutlich, wie angenehm es ist, wenn die Mannschaft von hinten her stabilen Halt hat. Dieses Schlußtrio leistete trotz stellenweise sehr starker Ueberlastung manches Bravourstückchen. Waldhofs Hauptstärke liegt jedoch bei dem blendenden Mittelläuferspiel Brezings verankert. Dieser kluge Dirigent setzt in der Abwehr seinen riesig stämmigen Körper mit ausgeklügeltem Geschick ein, und seine eisige Ruhe befähigt ihn, den Ball immer wieder dem am günstigsten stehenden Mann seiner Partei zuzuspielen. Und wenn schon sein Kopfspiel fehlerfrei erfolgt, so müssen trotzdem noch mehr seine haarscharf berechneten Weitvorlagen an seine Stürmer gelobt werden. Zu bemängeln ist dabei lediglich der Umstand, daß Brezing fast alle Bälle seinem Linksaußen zuspielt, während der rechte Sturmflügel fast ganz leer ausgeht. Für Brezings wirkungsvolle Aufbauarbeit bedeutet es selbstredend einen wesentlichen Vorteil, daß er in der Abwehrtätigkeit vom seinen beiden Nebenleuten bis aufs äußerste unterstützt wird. Er braucht sich also so gut wie gar nicht nach rückwärts zu orientieren und kann bei nahe seine gesamte Aufmerksamkeit der Unterstützung seiner Angriffsreihe widmen. In dieser überragte der linke Flügel den rechten. Vielleicht lag das nur an dem bereits angedeuteten Umstand, daß die rechte Sturmseite bei weitem nicht so oft im Besitz des Balles war, wie die linke. Im Innensturm, als Kampfeinheit betrachtet, klappte die Zusammenarbeit gut. Es fehlt dagegen die Schnelligkeit und die Genauigkeit des Schusses.

Eine Viertelstunde vor der Pause konnte Ehmer einen von Trumpler empfangenen Ball mit Wucht unhaltbar einschießen. — Schiedsrichter Bachmann aus Karlsruhe-Durlach erfüllte seine Aufgabe in der Art eines unparteiischen und regelkundigen Praktikers.      Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 21.04.1931)

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