FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 12. Spiel

2:1 (2:1)

Termin: 26.04.1931
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 1:0 Welker (2.), 2:0 Haringer (5., Elfmeter), 2:1 August Möbs

 

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FC Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Lechler
  • Haringer
  • Kutterer
  • Wagner
  • Goldbrunner
  • Naglschmitz
  • Welker
  • Bader
  • Schmid
  • Krumm
  • Bergmaier

 


 

Trainer
  • Richard Kohn
Trainer

 

 

Münchner Bilder

Bayern München — Eintracht Frankfurt 2:1.

Ein fesselndes Spiel endet mit einem Mißton.

Die Bayern haben gesiegt und damit gleichzeitig den zweiten Tabellenplatz erobert, wenigstens zunächst. Zunächst deshalb, weil abgewartet werden muß, ob die Verletzung von Haringer, der einer Rücksichtslosigkeit von Ehmer zum Opfer fiel, eine neue Lücke in das Mannschaftsgebilde der Bayern reißt, falls sich die Vermutung bestätigt, daß Haringer einen Wadenbeinbruch erlitten hat. Wie werden die Bayern am kommenden Sonntag in Frankfurt antreten, wenn sie nun auch noch Haringer zu ersetzen haben? Es bleibt tief bedauerlich, wenn die Rothosen durch eine derartige Häufung von Unglücksfällen schließlich aus dem Rennen geworfen werden.

18.000 Zuschauer waren es sicher, die trotz des Schnürlregens die Ränge des 1860er Stadions bevölkerten, als Fritz-Oggersheim zum Losen pfiff. Von der Eintracht konnte man in letzter Zeit hören, daß sie in ihren Leistungen zurückgegangen sei. Diesmal stimmte es sicher nicht, denn was die Frankfurter in der ersten Halbzeit zeigten ist aller Achtung wert. Sie waren den Bayern nicht nur ein ebenbürtiger Gegner, sondern im Feldspiel längere Zeit klar überlegen. Es dauerte nur einige Zeit, bis sich die Gäste gefunden hatten, dann aber entspann sich ein überaus fesselnder Kampf, der die Tausende in atemloser Spannung hielt. Zu Beginn waren die Bayern entschieden munterer als die Gäste. In fließender Kombination rollte der erste rote Angriff vor. Bader zog zwei Gegner auf sich, Welker stand frei, erhielt den Ball und stürmte damit los, verfolgt von Stubb. Die Frankfurter Abwehr wollte sich eben gruppieren, um die vermeintliche Flanke des Bayernrechtsaußen abzufangen, als dieser einen Schuß riskierte, der Schmitt im Frankfurter Tor so unerwartet kam, daß er den Ball passieren ließ. Das war in der zweiten Minute und drei Minuten später konnte Stubb den in Stellung gelaufenen Schmidt nur noch regelwidrig am Schuß hindern, so daß der gegebene Elfmeter nur eine gerechte Strafe darstellte. Haringer verwandelte unhaltbar und damit stand es nach fünf Minuten bereits 2:0 für die Einheimischen. Jetzt erst wurden die Frankfurter sich des Ernstes der Lage bewußt. Die nächste Zeit gehörte unbestritten den Gästen, deren Läufer, voran Mantel und Leis, sich in blendender Verfassung befanden. Immer wieder trieben diese Leute ihren Sturm vor, fütterten ihn mit präzisen Vorlagen, so daß die vordere Reihe nur zu laufen brauchte. Das taten sie denn auch, spielten fließend zusammen, nur beim Schießen haperte es und zwar bedenklich. Es wurde zwar scharf darauf losgebollert, aber meist in die Wolken. Die ganze Ausbeute blieben einige schön getretene Ecken, die aber nichts weiter einbrachten. Daneben stellte das internationale Verteidigerpaar Schütz und Stubb ihr großes Können unter Beweis, denn die Bayernvorstöße, waren sie auch nicht sehr zahlreich, erwiesen sich doch als ungleich gefährlicher. Leider vermißte man hier die Unterstützung der Läufer. Einzig Nagelschmitz befand sich auf einsamer Höhe, wogegen Goldbrunner, der noch an seiner Verletzung laborierte, nicht schnell genug war und Wagner nur defensiv tätig blieb. Die größere Schnelligkeit der Frankfurter ließ die Mängel der Bayern nur umso deutlicher in Erscheinung treten. Auch Kutterer kam einigemale ins Schwimmen und hatte es nur der ausgezeichneten Assistenz von Haringer zu verdanken, daß die Gefahr vorüber ging. Endlich gelang es Möbs aus einem Gedränge heraus einen schönen Flachschuß anzubringen, den Lechler zu spät sah, so daß er sich vergebens nach dem Ball warf, der im Ziel landete. Kurz vor der Pause hatten die Bayern großes Glück, als eine Bombe von Schaller von der Innenkante des Pfostens abprallte, aber wieder heraussprang. Unter diesen Umständen mußten die Bayernanhänger den Geschehnissen der zweiten Halbzeit mit einiger Besorgnis entgegensehen Umsomehr, als sich beim Wiederantreten zeigte, daß eine Verletzung von Schmidt zu einer Umgruppierung des Angriffs Veranlassung gegeben hatte, die für die Folge nicht dazu angetan war, die verständnisvolle Zusammenarbeit der vorderen Reihe zu fördern. Es blieb kein Zweifel, die Bayern kamen nicht recht in Schwung, es fehlte das Mitreißende und die Selbstverständlichkeit im Aufbau. Die Frankfurter versuchten mit aller Macht zum Ausgleich zu kommen. Das nahm ihnen niemand übel, aber daß sie allmählich dazu übergingen, mit unerlaubten Mitteln zu kämpfen, dafür hatte weder der Leiter des Spieles, noch die Zuschauer Verständnis. Und so kam es, daß die Gäste, die nach der Pause mit starkem Beifall empfangen worden waren, die Massen immer mehr gegen sich aufbrachten und der Schiedsrichter zu Ermahnungen und Verwarnungen greifen mußte. Eine kurze Zeitspanne wurde es etwas zahmer, aber bald verschärfte sich die Gangart neuerdings und zehn Minuten vor Schluß verletzte Ehmer den Bayernverteidiger Haringer derart, daß er vom Platz getragen werden mußte. Der Uebeltäter wurde wohl deshalb nicht vom Platz verwiesen, weil der Schiedsrichter etwas weiter entfernt stand, so daß er den Vorfall nicht genau genug gesehen hatte Wer nun geglaubt hatte, daß die Bayern die Partie aufgeben würden, sah sich angenehm enttäuscht. Frankfurt wurde im Gegenteil auf Minuten zurückgedrängt und hatte sogar großes Glück, als ein wunderbarer Kopfball von Welker nur um Zentimeter neben den Pfosten ging. Den Schluß bildete eine letzte Kraftanstrengung zweier bis zum Letzten abgekämpfter Mannschaften. So schön die erste Halbzeit verlief, so häßlich war die zweite, wo eine Kette unerlaubter Handlungen von Seiten der Gäste außerhalb der Barrieren begreiflichen Protest auslöste. Die Eintracht spielte gut, benahm sich aber nicht sportlich genug. Für einen süddeutschen Meister ist eine solche Feststellung betrüblich. Als beste Spieler zeigten sich Schütz, Mantel, Schaller, die sich außerdem auch nicht vergaßen. Leis ebenfalls gut, bis ihm schließlich die Luft knapp wurde. Bei den Bayern überragten Nagelschmitz und Haringer, nach diesen traten Welker und Schmidt am meisten in den Vordergrund. Wagner wurde erst nach der Pause warm und erreichte schließlich große Form. Schiedsrichter Fritz (Oggersheim) trotz einiger Fehler gut.      Kraus. (Aus dem 'Kicker' vom 28.04.1931)

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