FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 17. Spieltag

0:6 (0:1)

Termin: 25.12.1931 im Stadion
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Theo Maul (Nürnberg)
Tore: August Möbs, Karl Ehmer (2), Theodor Trumpler (2), Fritz Schaller

 

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Wolf
  • Knöpfle
  • Armbruster
  • Heldmann
  • Gölz

 


 

Trainer
Trainer

 

Fußballsportverein Frankfurt — Eintracht Frankfurt 0:6 (0:1).

Wir wollen dem besten unter diesen 23 Akteuren die wohlverdiente Ehre erweisen und ihn eingangs und an erster Stelle unseres Berichts unserem Gedächtnis neu einverleiben. Dieser „optimus omnium" war Theo Maul aus Nürnberg, der ganz ausgezeichnete Schiedsrichter dieses äußerst wichtigen Spiels. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß beide Vereine, statt die ihnen — ebenfalls aus Nürnberg — angebotene freundschaftliche Vermittlung anzunehmen, ihre gegenseitige „Wohlgeneigtheit" durch Zahlung einer Buße von je 300 Mark an die Verbandskasse zu bekunden für tunlich und unumgänglich befanden, so weiß der Fernstehende sofort, unter welch besonders schwierigen Umständen Theo Maul auch diesmal den Rasen des Frankfurter Stadions betrat. Es war weder die abschreckende Gewalt noch die erzieherische Wucht und noch weniger die vorbeugende Macht dieser ominösen 300 Mark, sondern lediglich die unbedingte Korrektheit und peinlichste Gerechtigkeit, mit der dieses Treffen geleitet wurde, wenn diesmal nicht der leiseste Mißton aufkam. Erst in zweiter Linie kann man mutmaßen, daß auch die offenkundige Ueberlegenheit der einen Partei ihrem eigenen Anhang den Grund, und der Gegenseite die Möglichkeit nahm zu demonstrieren. Blau-Schwarz kapitulierte vor dem roten Adler. Die Losung des Weihnachtstages entsprechend war also „Friede auf Erden und (allerdings nur zum Teil!) den Menschen ein Wohlgefallen".

Der Großkampf zwischen Fußballsportverein und Eintracht stand unter dem Einfluß der großen Glätte des Bodens. Das darf nicht unerwähnt bleiben. Nach Witterungslage war es absolut unmöglich, an der Beschaffenheit der Spielfläche mehr, als geschehen, abzuändern. Aber während sich die Eintrachtler dank ihrer überaus reifen Technik recht gut mit den Tücken des „Rasens" abfanden, kamen ihre Gegner über Stürze am laufenden Band nicht hinaus. Es war für den wahren Sportler bedauerlich, daß ein Punktkampf von solcher Bedeutung keine Verschiebung auf einen späteren Termin mit günstigerer Witterung vertrug. Terminnot!!

Wenn man, was allerdings unbedingt notwendig ist, den Bornheimern die Bodenglätte zugutehält und ihre unbefriedigenden Leistungen hiermit zum Teil als entschuldigt betrachtet, dann muß man logischerweise das überlegene Können der Eintracht umso nachdrücklicher loben. Die Situation war klar vorgezeichnet: auf Spielfeldern mit Eisesglätte kann man natürlich nicht in dem sonst gewohnten Maße rennen, hasten und wuchten. Da muß man andere, feinere Behelfsmittel zur Verfügung haben. Eintracht verlegte sich ganz auf ihre wundervolle Technik und auf ihr haarscharfes Zuspiel, beides wirkungsvoll unterstrichen durch die auffallende Harmonie, die der gesamten Elf eigen ist. Sie demonstrierte Klassefußball. Diesen Kampfmitteln hatte der Fußballsportverein nichts ähnliches und noch weniger etwas gleichwertiges entgegenzusetzen. Demgemäß war er mit Ausnahme der ersten fünf Minuten und etwa einer Viertelstunde Mitte der zweiten Halbzeit absolut und deutlich unterlegen. Er verlor mit sechs einwandfreien und schönen Toren, und an diesem 0:6 läßt sich nicht das geringste ändern. Man sah einige versönlich stimmende Dinge, wie z. B. die unverkennbaren Qualitäten des Torhüters ,Wolf, den bekannten Feuereifer des Internationalen Knöpfle, dessen Riesenanstrengungen eines besseren Erfolges würdig gewesen wären, man mutmaßte die unbestreitbare Veranlagung Armbrusters, Heldmanns und des Rechtsinnen Gölz, aber all dies waren diesmal nur leise, symbolische Andeutungen, überdies überschattet durch das sichtliche Versagen der Verteidigung, der Außenläufer usw., durch die unerwartet schwache Form der Mannschaft als Totalität, hauptsächlich wiederum bedingt durch das Fehlen jeglichen Zusammenhangs und aller Durchschlagskraft im Sturm. Man wird nicht umhin können, der Mannschaft andere Gelegenheiten zu gewähren, um ihren wahren Leistungsstand zu eruieren.

Die Schwäche des Gegners änderte nichts an dem vollwertigen Großlob, das sich die Eintrachtmannschaft insgesamt verdiente. Nach altem Grundsatz hat auch diese Elf seither im eigenen Lande einen Berg voll Schwierigkeiten gehabt, um die sachlich unbedingt berechtigte Anerkennung zu finden. Erst die geradezu überschwänglichen Kritiken von weit und breit außerhalb ließen in den letzten Monaten aufhorchen. Wenn die hiesige Presse, trotzdem ihr der wahre Sachverhalt bekannt war, wenigstens zum Teil nur zögernd folgte, dann, tat sie es, weil sie begreiflicherweise an die Elf als Repräsentanten des eigenen Heimatgebietes besonders hohe und strenge Anforderungen stellte und aus wohlerwogenen Gründen mit ihrem Lob sparsam haushielt. Heute ist kein Grund mehr vorhanden, diesen vorzüglichen Verkörperern wahrer Fußballkultur die rückhaltlose Anerkennung zu versagen. Wer diese Präzisionsmaschine auf hoher Tourenzahl gesehen hat, der sucht vergeblich die Superlative des Lobens und Rühmens zu vermeiden. Gegen eine Eintracht in dieser Prunkform 0:6 zu verlieren ist auch für den Fußballsportverein keineswegs eine Schande. Jammerschade ist es lediglich, daß man eine so vorbildlich spielende Elf mit einem vollkommen sinnlosen Punktspielprogramm überlastet, daß man sie zu noch sinnloseren Verbandsspielen auf dem „flachen Lande" zwingt. Um wie viel dienlicher wäre es für den gesamten deutschen Fußballsport, wenn man diese Muster- und Paradeelf zu Propagandaspielen in alle Teile des Reiches und auch in das Ausland ziehen ließe, um neue Begeisterung, die nicht ausbleiben kann, für den Fußballsport zu entfachen und das sportliche Prestige Süddeutschlands zu mehren. Mag man den derben Ackergaul abrackern und die grobe Scholle pflügen lassen; das edle Vollblut ist noch immer pfleglich geschont und nur da eingesetzt worden, wo es darauf ankam! Wie herrlich wäre es als Weihnachtsgabe gewesen, wenn man auf normalem Boden Eintracht und München 1860 in seiner Kölner Form im Propaganda-Spiel gesehen hätte!

Mir persönlich gefiel der Benjamin der Mannschaft, Trumpler, noch eine Nuance besser, als der vorzügliche Möbs. Zwischen beiden hatte Ehmer seinen Vollwert als Mittelstürmer. Dann konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf den guten Willy Pfeiffer, der trotz seiner 38 Lebensjahre noch ungetrübte Jugendfrische und internationales Können besitzt. Dann reihen sich diese Kellerhoffs, Schallers, Dietrichs, Gramlichs, Leiß' und Stubbs an. Und Ludwig Schmitt, der Torhüter? Von ihm ist diesmal nur zu sagen, daß er die einzige reelle Chance des Gegners während des gesamten Spiels durch eine vorzügliche Parade aus der Welt schaffte. Aber spricht es nicht vollauf für meinen Namensvetter Schmitt, wenn er in einer elfgliedrigen Gruppe, in der erstklassige Torhüter sozusagen Dutzendware find, bei weitem die wenigsten Tore passieren ließ?       Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 01.01.1932)

 

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