Eintracht Frankfurt - FK Pirmasens

Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-West 1931/32 - 14. Spiel

1:0 (1:0)

Termin: 24.04.1932 am Riederwald
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Unerferth (Pforzheim)
Tore: 1:0 Bernhard Leis (39.)

 

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Eintracht Frankfurt FK Pirmasens

 


  • Breiling
  • Johannessen
  • Germann
  • Bossert
  • Weilhammer
  • Michel
  • Hergert
  • Kolb
  • Brill

 

Trainer Trainer

 

Eintracht Frankfurt — FC. Pirmasens 1:0 (1:0).

Nach langer Pause wieder einmal ein stark besuchter Riederwaldsportplatz. Für die Frankfurter Eintracht handelte es sich bei ihrem letzten Verbandsspiel in der Gruppe Nordwest um die entscheidende Frage des doppelten Punktgewinns zu Lasten des FC. Pirmasens. Die Tabellenspitze, die vorübergehend an den Frankfurter Fußballsportverein verloren gegangen war, mußte wieder zurückgewonnen werden, um ohne alle denkbaren Weiterungen zum Entscheidungsspiel um die Verbandsmeisterschaft zugelassen zu werden und ohne Ausscheidungskämpfe an den DFB-Kämpfen interessiert zu bleiben. Natürlich hatten auch die Bornheimer Anhänger denkbar größtes Interesse an dem Abschneiden des großen Rivalen aus der Nachbarschaft. Infolgedessen gab es etwa 10000 Zuschauer, was zur Zeit eine recht stattliche Schar bedeutet. Unter ihnen befand sich viel Hochprominenz.

Eintracht erkämpfte sich einen Erfolg von weittragender Wichtigkeit. Sie ist wieder und bleibt nunmehr endgültig an der Tabellenspitze der Gruppe Nordwest und wird demgemäß die im Vorjahre in Stuttgart festgelegten Vorrechte eines Gruppenmeisters für sich in Anspruch nehmen. Sie vermochte also doch noch in letzter Minute ihren Bornheimer Rivalen wieder in den Hintergrund zu drängen. Aber sie holte sich die Gruppenmeisterschaft in keinerlei überzeugender Form. Die zahlreiche Zuschauerschaft, darunter aus naheliegenden Gründen sehr, sehr viele „Bornheimer", hatten allen Grund, von den beiderseitigen Leistungen, namentlich aber in bezug auf die Darbietungen des Mainmeisters, unbefriedigt zu sein. Es bestätigte sich erneut, daß die Eintracht stark abgekämpft und zur Zeit beträchtlich außer Form ist.

Wer die Elf in ihrem wundervollen Können etwa um die letzte Weihnachtszeit in Erinnerung hat, wird sich erstaunt fragen, woher der offenkundige Rückschlag kommt. Mir scheint in der Hauptsache die Formverschlechterung des Halbrechten Möbs, der diesmal ebenso wie Schaller vollkommen aussetzte, schuld zu sein. Vor einem Vierteljahre war Möbs unstreitig blendend in Fahrt. Dann ging es mit ihm reißend bergab. Zur Zeit fehlt infolgedessen im Eintrachtsturm ein Nebenmann für Ehmer, der den Torschützen freispielen kann. So lange es Dietrich, Trumpler oder Kron zulassen, daß Ehmer ständig von drei oder noch mehr Gegnern kaltgestellt wird, werden die Frankfurter magere Torzifiern aufweisen. An sich kann man die Aufstellung Ehmers als Mittelstürmer für verfehlt halten. Rein theoretisch gehört er eher auf einen der beiden Verbindungsposten. In die Sturmmitte möchte man sich einen Dirigenten von den Qualitäten, oder wenigstens von den Intentionen eines Alfred Schaffer wünschen.

Die Divergenz zwischen Ehmer und seinen beiden Nebenleuten war aber nicht die einzige Schwäche des Eintrachtsturms. Kellerhoff, nach seiner Verletzung erstmalig wieder spielend, schonte sich noch, was man ihm aber schließlich nicht einmal verübeln kann. Aber Trumpler bleibt schuldhaft unproduktiv, so lange er seine Bälle nicht rechtzeitig genug abspielt. Seine Ballführung in allen Ehren, aber sie darf nicht zum Selbstzweck werden. Auch Eintrachts Läuferreihe will nicht mehr recht gefallen. Dem Mittelläufer Leis kann man zwar diesmal außer seinem sprichwörtlichen Fleiß noch manches andere angenehme nachrühmen, aber seine beiden Nebenleute haben sich zum mindesten nicht verbessert. Beide besitzen zur Zeit nicht mehr ihr sonst so genaues flaches Zuspiel. Das hemmt den ganzen Spielaufbau, das sabotiert den Druck, den sie noch vor wenigen Monaten hinter ihren Sturm zu setzen wußten. Auch in der Verteidigung ist Stubb noch lange nicht wieder der alte. Nur Schütz imponierte nach gewohnter Art. Sein vorzügliches Stellungsspiel ist das „a" und ,,o" seiner gediegenen Leistung. Unter diesem Gesichtspunkt bleibt es fast belanglos, wenn er sich hie und da einmal einen Fehlkick leistet. Der wenig beschäftigte Tormann Schmitt schlug sich gut, ohne zu überragen. Alles in allem gefällt die Eintracht zur Zeit nicht. Sie ist so sehr überspielt, daß man im Augenblick um ihre Aussichten auf die Verbandsmeisterschaft bangen muß. Auch in der DFB.-Runde wird sie in dieser Form kaum bestehen können. Auf alle Fälle war der heutige Tag kein Glanztag dieser sonst so tüchtigen Mannschaft.

Auch der FC. Pirmasens imponierte nicht sonderlich. Es ist schade um diese Mannschaft, deren sportliche Erziehung und Einstellung zweifellos äußerst sympathisch wirkt. So oft noch der FC. Pirmasens in Frankfurt antrat, hatte man den bestimmten Eindruck, daß die gesamte Elf wesentlich mehr kann, als sie gerade in Frankfurt zu zeigen weiß. Es mag sich um eine „qualifizierte Platzfurcht" handeln. Auf anderen Plätzen und gegen andere Gegner schneiden die Pirmasenser erfahrungsgemäß besser ab. Das Mannschaftsbild in seiner Gesamtheit wirkte auch diesmal nicht überzeugend, trotzdem man sich sagen muß, daß mit Breiling, Johannessen und Germann ein recht gutes Schlußtrio verfügbar war und in der Läuferreihe mit Bossert, Weilhammer und Michel recht brauchbare Einzelspieler stehen. Im Sturm stehen in Hergert und Kolb zweifellos zwei recht tüchtige Einzelkräfte, auch Brill verriet hübsche Momente, während die Flügelstürmer weniger hervortraten. Aber trotz des nicht schlechten Innentrios wird man kaum von einer einheitlich arbeitenden, kompakten Angriffsreihe sprechen können. Vielleicht liegt auch hier der Kardinalfehler in dem Umstand, daß die Doppelrolle als Sturmführer und Hauptschütze dem Mittelsmann Hergert auferlegt sind. Ein Mann von der körperlichen und spielerischen Wucht eines Hergert müßte einen Mann neben sich haben, der ihn mit Steilvorlagen in Schwung setzt. Bei Pirmasens aber geht die Kombination fast stets in die Breite, bleibt auch meistens zu engmaschig, um Hergerts „stride" zur vollen Auswirkung kommen zu lassen.

Alles in allem boten also die Gäste durchaus nicht etwa eine hoffnungslos schlechte Leistung, aber fast ebenso wenig wußten sie zu überzeugen. Meistens ließen sie eben nur ahnen. Und was die Eintracht anbetrifft, so brachte sie sich zwar in den Besitz eines großen Erfolges, aber sie imponierte nicht im geringsten. Der knappe Sieg ist nicht unberechtigt, aber er mußte in der letzten Viertelstunde manchmal nur mit äußerstem Kraftaufwand gerettet werden. Das entscheidende Tor fiel übrigens erst sechs Minuten vor der Pause durch Leis, der zuvor einen Elfmeter fürchterlich vermasselt hatte.

Leider kann ich auch diesmal dem Spielleiter nicht die allerbeste Note geben. Freund Unverferth aus Pforzheim verfing sich in dem Bestreben, dem Spiel nach Möglichkeit seinen Lauf zu lassen. Aber er übersah die Grenzen dieser Möglichkeit. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 26.04.1932)

 


Eintracht Frankfurt im Endspiel gegen Bayern

Knapp, aber ziemlich sicher holte sich die Eintracht mit einem Punkt Vorsprung jetzt doch noch die fast gefährdete Meisterschaft. Die Bornheimer sind, Gewehr bei Fuß, Zweiter geworden. Frankfurt scheint also gut in den Endspielen vertreten zu sein. Scheint! Der Schein trügt, pflegt man zu sagen. Hier muß man es sogar aussprechen.

Beide Frankfurter Mannschaften, insbesondere jedoch die Eintracht, sind restlos abgenützt und überspielt. Geschieht kein Wunder, daß die verlorene Form über Nacht sich wieder einstellt, so bietet sich den Frankfurter Vertretern nur die eine Chance, daß nämlich die Gegner unter den gleichen Ermüdungserscheinungen leiden.

Süddeutschland ist mit seinem kräftezehrenden System wieder so weit, daß seine überlegene Spielkultur wahrscheinlich an frischeren Gegnern scheitern muß. Man hätte doch wenigstens die Süddeutsche Meisterschaft zwischen Eintracht und Bayern, sicheren Endspielteilnehmern, verschieben können, um beiden Vereinen wenigstens die kleine Atempause vor den D.F.B.-Endspielen zu gönnen. Aber nein. Es wird in Stuttgart gespielt, wahrscheinlich weil Verband und beide Vereine Geld dringend brauchen.

Bayern hat in Pforzheim auch nicht gerade geglänzt, so daß in Stuttgart mit einem ausgeglichenen Kampfe zu rechnen ist. Die Münchener sind jedoch kein Gegner, der dem Mainmeister besonders "liegt". Bei der augenblicklichen Schwäche des Eintrachtsturmes muß deshalb München als Favorit starten, wenn ihm Schütz und Stubb nicht unüberwindlichen Widerstand leisten.

Favoritenstellungen in Spielen nach dem Pokalsystem sind keineswegs sichere Angelegenheiten. Das hat neuerdings Arsenal im englischen Cupfinal erleben müssen. Die Münchener haben wiederum in solchen Entscheidungsspielen oft Schwächen gezeigt. Wir kommen also auf jeden Fall zu dem Ergebnis, daß man vor keiner Überraschung sicher ist.

Die Bornheimer sind m. E. nicht stark genug, um einem Club, der einigermaßen in Form ist — was der Fall zu sein scheint — die Stirne bieten zu können. Sie werden sich wohl ehrenhaft schlagen, doch mehr wäre eine Sensation. Dabei ist zu verraten, daß selbst in Frankfurt der „Club" der Geheimtip für die „Deutsche" ist. Zum mindesten ist es der süddeutsche Verein, der heute noch die stärksten Nerven hat um sich wieder durchzusetzen. Man wird also dem Spiele Club—Sportverein mit dem gleichen Interesse, vielleicht sogar noch mit größerem Interesse entgegensehen, wie der Entscheidung zwischen Bayern und Eintracht. Oder soll es acht Tage später etwa so kommen, daß die vom Glück geradezu verfolgten Stuttgarter Kickers einen Strich durch alle Rechnungen machen?

Eintracht — F.C. Pirmasens 1:0.

Dieses Spiel hätte nie 8000 Zuschauer angelockt, wenn sein Ausgang nicht plötzlich unerwartet so bedeutungsvoll geworden wäre. Das knappste aller möglichen Ergebnisse zeigt jedoch, daß die Pessimisten im Eintrachtlager, die eine gewisse Gefahr witterten, gar nicht so unrecht hatten. Die Bornheimer standen der Meisterschaft näher, als man es jemals geahnt hätte. Ein Unentschieden oder eine Niederlage der Eintracht hätten natürlich die schlimmsten Verwicklungen bringen können, da der Eintracht noch ein Wiederholungsspiel in Saarbrücken frei stand, um das die Saarländer jetzt wohl zu ihrem Leidwesen gekommen sind. Dem Verband bleibt jetzt die schlimmste Terminnot erspart.

Über das Spiel ist nicht viel zu sagen. Die internationale Hintermannschaft des Mainmeisters hielt den Ansturm Hergerts und Genossen gut aus. Hier hat die Eintracht nach wie vor ihre Stütze. Auf der anderen Seite hatte aber auch die Pirmasenser Verteidigung mit dem schwedischen Internationalen Johannesen keine übermäßige Mühe, den Eintrachtsturm in Schach zu halten. Einzig Kellerhoff, der wieder spielte, war trotz seiner noch nicht ganz behobenen Verletzung soweit ausgeruht, daß seine Leistung die beste im Angriff war. Wenn die Eintracht demnächst auch noch Möbs mit gleichem Erfolge wieder einsetzen kann, dann wird vielleicht der Sturm wieder beachtenswert. Vorläufig ist er das nicht.

Das einzige Tor des Tages schoß Leis auf präzisen Strafstoß Kellerhoffs hin. Ein Urteil läßt sich über die gegenwärtige Eintracht nur schwer abgeben. Ihre Stärke hängt davon ab, wie sie aufgestellt werden kann. Die Hintermannschaft ist nach wie vor gut. Der Sturm dagegen müßte komplett und ohne Verletzte spielen. Man kann es deshalb nur bedauern, daß die Elf jetzt zum Entscheidungsspiel gehetzt wird, statt sich für die Deutsche Meisterschaft schonen zu dürfen. (aus dem 'Fußball' vom 26.04.1932)

 

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