Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1935/36 - 5. Spiel

4:0 (2:0)

Termin: 10.11.1935
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Kaiser (16.), 2:0 Keck (Kaiser?) (41.), 3:0 Kühnle (63.), 4:0 Kühnle (65.)

 

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Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Lindemann
  • Stein
  • Neidl
  • Kaiser
  • Keck
  • Kühnle

 


 

Trainer
Trainer

 

Südwest (Gau 13)

Offenbachs stürmisches Erwachen

Man hat lange darauf gewartet, daß die Kickers endlich aufwachen und dafür sorgen, vom Tabellenende wegzukommen. Es wäre nämlich ein Jammer, wenn dieser Verein absteigen müßte, der auf den mainischen Spielbetrieb immer so belebend wirkte, daß er kaum entbehrt werden kann.

Man wußte auch, daß die Kickers ausgerechnet gegen die Eintracht von besonderem Ehrgeiz beseelt sein würden. Aber daß dieses Erwachen des Tabellenletzten gleich ein Sieg und sogar ein klares 4:0 werden würde, das hat sich wohl niemand träumen lassen!

Das Resultat ist allerdings mehr als aufschlußreich. Der Sieg, ja, das war das Werk der restlosen Hingebung und Aufopferung der ganzen Kickerself. Es war das Werk eines hochintelligenten Mittelläuferspiels des Studenten Lindemann und der alten Haudegen Stein und Neidl, die in der Not wieder herbeigeholt worden sind.

Aber die Niederlage, diese Katastrophe, die hatte noch andere Ursachen... An dem Eintrachthüter Koch, der glänzend gehalten hat, sogar einen Elfmeter, lag es gewiß nicht. Auch nicht an den fleißigen Läufern, bei denen Gramlich wieder am besten war. Nicht einmal der Sturm verdient besondere Vorwürfe. Mantel als offensiver Mittelläufer (oder, wenn man es anders nennen will, als zurückhängender Mittelstürmer) dirigierte die vier anderen Stürmer ausgezeichnet und Möbs wie Trumppler hatten recht gute Momente. Irgendwo haperte es hier natürlich auch, denn sonst wären Tore gefallen. Bleibt die Verteidigung, ja, die berühmte Verteidigung Konrad-Tiefel. Diese Verteidigung war der Versager; sie hat geradezu jämmerlich gespielt. Konrad mag verletzt gewesen sein, Tiefel aber soollte die Folgerung ziehen und schleunigst das Verteidigerspiel aufgeben, für das er sich nun einmal nicht eignet.

Die Eintracht, bei der nächsten Sonntag einige gute Kräfte Spielerlaubnis bekommen, wird sich also gründlich umstellen müssen. Jetzt sieht nämlich auch die Ludwigshafener Niederlage doch etwas anders aus. Die vier Tore, welche die Verteidigung durchgelassen hat, waren nicht allein die Folge der bekannten Ausschreitungen! Diese Verteidigung ist verwundbar.

Glück im Unglück hatte die Eintracht allerdings auch. Denn die Borussia verlor in Niederrad 1:2, Phönix verlor in Bornheim 1:3 und Worms brachte es daheim zu einem mageren 2:2 gegen Rüsselsheim. Da kann sich die Eintracht den Punktverlust schon noch leisten! (aus dem 'Fußball' vom 12.11.1935)

 

Die Offenbacher Kickers brachten der Frankfurter Eintracht eine sensationelle 4:0-Niederlage bei! Peinlicher Augenblick vorm Frankfurter Tor. Hüter Koch (am Boden) ist schon geschlagen, aber Tiefel (3. v. links) kommt dem heranspurtenden Offenbacher Stürmer Kaiser zuvor und wehrt zur Ecke ab. Ganz rechts: Leis. (Foto Schmidter)

 


 

 

Das erstaunlichste Ergebnis.

Der 4:0-Sieg der Offenbacher steht glatt and sauber auf dem Papier. Er ist der erste Sieg einer Elf, die heuer noch kein Spiel gewonnen hat und die 4:0 gegen zwei Verteidiger von internationaler Klasse erreichte: Tiefel und Konrad. Aber lag nicht für viele Menschen dieser Sieg in der Luft? Man erwartete etwas und über 10.000 Menschen kletterten auf den Bieberer Berg. Was kam, war: eine unwahrscheinlich großartige Glanzform der Kickers, die am gefahrtechnisch überragendsten Verein im Gau und an ihrem EBB. uralten Rivalen alle Hemmungen überwanden, die sie in dieser Saison so schwach sein ließen. Plötzlich lief das Offenbacher Spiel wieder in alter, berühmter Flüssigkeit und in seinen gefährlichen Zickzacklinien; Es begann übrigens, wie in Niederrad, damit, daß der Platzverein einen Elfer verschoß! Kaiser und Keck holten das 2:0 bis zur Pause, Konrad wurde Mitte der ersten Hälfte verletzt. Aber das war nicht entscheidend in diesem Kampf, der die Eintrachthintermannschaft in großer Form sah. Nur eben: der Sturm taugte nichts. Die Kickers legten ihren ganzen Ehrgeiz, ihr ganzes Herz in dieses Spiel. Sie kämpften, als wollten sie stumm damit ausdrücken: „Fußballgötter, nur dieses Spiel laßt uns gewinnen, nur dieses!" Und sie gewannen es in großem Stürmerstil. Kühnle trat beide Tore nach der Pause. Die Niederlage Neunkirchens, die der Eintracht und als dritter Schlager — der Heim-Punktverlust der Wormatia. Vom Sonntag ab hat Eintracht Schmidt und Groß frei! (aus dem 'Kicker' vom 12.11.1935)

 

 

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