Eintracht Frankfurt - Opel Rüsselsheim

Gauliga Südwest 1935/36 - 11. Spiel

4:0 (2:0)

Termin: 12.01.1936
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Josef Weigand (43.), 2:0 Adam Schmitt (45.), 3:0 Adam Schmitt (77.), 4:0 Friedrich Groß (80.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Opel Rüsselsheim

 


  • Schucker
  • Bitter

 

Trainer Trainer

 

 

Südwest (Gau 13)

Eintracht wieder in Meisterform

Es ist wieder ein Vergnügen, die Eintracht spielen zu sehen! Daß es sich lohnt, hat das Frankfurter Fußballpublikum gleich „spitz" gehabt, denn es erschienen 5000 Zuschauer zum Spiel gegen den Tabellenvorletzten, obwohl gleichzeitig das äußerst zugkräftige Treffen Kickers-Sportverein und Niederrad-Saarbrücken stattfand.

Es ist das alte Lied: das Publikum will Leistungen sehen, vor allem richtiges Stürmerspiel. So ein Mann wie der Mittelstürmer Adam Schmidt, das hat der Eintracht seit Jahren gefehlt, das ist es, was man sehen will: einen Durchreißer, einen Torschützen mit Bombenschuß und einen Techniker dazu.

Der Sieg von Südwest gegen Bayern in Augsburg hat aufhorchen lassen. Südwest war aber zum größeren Teil Eintracht. Man wird sich also auch in Bayern ein kleines Bild von dem Formanstieg der Frankfurter haben machen können. Es ist überhaupt kein Vergleich mehr mit jener Elf, die sich in Offenbach hat 4:0 überfahren lassen. Jetzt ist das Gefüge grundsolide. Mit einem entschlosseneren Rechtsaußen als Berger gäbe es keinen schwachen Punkt mehr.

Mittelstürmer Schmidt hat sich heute durchgesetzt und hat denjenigen Recht gegeben, die sich auch durch einige schwache Spiele des jungen Talentes nicht haben irremachen lassen. Dies freut mich um so mehr, als meine erste ausführliche Kritik im „Fußball" verschiedentlich als „stark übertrieben" angesprochen wurde. Nun, Augsburg war die große Prüfung, und hier hat Schmidt vor den Augen ganz unbefangener und sehr anspruchsvoller Kritiker glatt bestanden. Jetzt ist es allerdings kein Kunststück mehr, diesem Mann die Chance einer internationalen Laufbahn vorauszusagen.

Opel Rüsselsheim wird wahrscheinlich absteigen müssen. Nach seinen letzten Leistungen gemessen ist dies, trotz der 0:4-Niederlage gegen Eintracht, schlecht erklärlich. Rüsselsheim kann nämlich eine ganze Menge; die Elf ist vor allem sehr schnell und besitzt in dem Mittelläufer Schucker und Rechtsaußen Bitter ganz hervorragende Kräfte.

Für die Eintracht ist es nur erfreulich, daß sie keinen billigen, sondern einen voll zu wertenden Sieg errungen hat. Sie weiß jetzt, daß sie auch in den nächsten Spielen bestehen kann und damit große Aussichten besitzt, den Meistertitel zu holen. Die Eintracht hat heute mit Gramlich-Tiefel-Mantel die vermutlich beste Läuferreihe in Deutschland, eine sehr gute Verteidigung, sicheren Torwart und neuerdings auch einen Sturm, der sich sehen lassen kann. Möbs ist in so guter Form, daß er zu den besten Halbstürmern gerechnet werden muß, und der feine Techniker Groß spielt sich auch mehr und mehr ein. Mit dem wiederhergestellten Weygand ist auch der Linksaußenposten gut besetzt, so daß hier ein Sturm steht, von dem man Schüsse sieht wie noch selten bei der Eintracht, während das Zusammenspiel allein schon an alte Glanzzeiten erinnert.

Ich bin so ausführlich geworden, weil heute die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Eintracht gelenkt werden muß, die den zweiten Tabellenplatz errungen hat und mit Rücksicht auf die drei Verlustpunkte mehr, die Neunkirchen aufweist, praktisch schon an die Spitze gehört.

Von wem droht nun der Eintracht die meiste Gefahr? Von Neunkirchen wohl nicht. Dagegen von Pirmasens, das nur mit 1,47 gegen 1,69 der Eintracht ein schwächeres Torverhältnis hat. Dafür muß es noch in Frankfurt spielen. Ebenso kann Worms gefährlich werden. Die Elf liegt zwar 2 Punkte zurück, aber sie empfängt die Frankfurter daheim! (aus dem 'Fußball' vom 14.01.1936)

 

 

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