Eintracht Frankfurt - Phönix Ludwigshafen

Gauliga Südwest 1935/36 - 13. Spiel

3:0 (2:0)

Termin: 26.01.1936
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 August Möbs (14., Handelfmeter), 2:0 Friedrich Groß (30.), 3:0 Adam Schmitt (63.)

 

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Eintracht Frankfurt Phönix Ludwigshafen

 


  • Zettl
  • Neumüller I
  • Schäfer
  • Birsch
  • Dattinger
  • Groß
  • Statter
  • Hörnle

 

Trainer Trainer

 

 

Südwest (Gau 13)

So oder so: Meister wird ein würdiger

Die Spannung wächst von Sonntag zu Sonntag. In einem harten Brust-an-Brust-Kampf suchen die drei Favoriten Pirmasens, Eintracht und Wormatia die Entscheidung. Es scheint so, daß diese Entscheidung in ihren gegenseitigen Begegnungen erst fallen wird. Zunächst muß nämlich Worms nach Pirmasens, dann kommen die Pirmasenser zur Eintracht und als letztes Spiel empfängt Worms die Frankfurter.

Die Chancen liegen, genau betrachtet, ziemlich gleich. Der kleine Unterschied von 20, 19 und 18 Punkten kann in den fünf ausstehenden Spielen leicht verwischt werden. Nach dem Torverhältnis würde übrigens die Reihenfolge umgekehrt sein als nach der Punktzahl, nämlich Wormatia mit 2,26 gegen Eintracht mit 1,92 und Pirmasens mit 1,65.

Diesen Sonntag haben die drei Favoriten glatt gewonnen. Dabei hat Worms den Borussen „den Rest" gegeben. Neunkirchen ist in das Mittelfeld zurückgefallen und kommt nicht mehr in Frage. Überraschen muß nur das knappe 1:0 der Wormatia. Eintracht schlug den „Feind Nr. 1" Phönix Ludwigshafen 3:0 ohne sich auszugeben und Pirmasens fertigte Opel Rüsselsheim leicht mit 6:2 ab.

Mit diesen Resultaten ist übrigens auch das Schicksal von Rüsselsheim und Ludwigshafen besiegelt. Man wird heute besonders in Offenbach erleichtert aufgeatmet haben.

Die Abstiegsfrage ist damit geklärt, aber wer von den drei Favoriten wird Meister?

Die Wormser vertrauen ihrem Sturm, vor allen Dingen den beiden Internationalen Fath und Winkler auf den Flügeln und dem jungen Eckert in der Mitte. Pirmasens schwört auf die Zuverlässigkeit seiner Elf, die seit dem Fortgang von Hergert ausgeglichener geworden ist. Die Eintracht aber betont, nicht umsonst die große Läuferreihe Gramlich-Tiefel-Mantel zu besitzen.

Alle Argumente sind zu hören. Die Ungewißheit ist aber so groß, daß keine Regie eine spannendere Lage hätte schaffen können. Jede dieser Mannschaften wäre bestimmt würdig, den Gau zu vertreten und jede hat schon Meistertitel mit Würde getragen.

*

Das 3:0 der Eintracht wurde in stärkster Besetzung errungen. Allerdings waren Schmidt und Konrad noch nicht ganz in der Reihe. Weiterhin ist Gramlich gegenwärtig nicht in Form (er kann es ja nicht immer sein) und schließlich war Trumppler wie gewöhnlich zu zerfahren. Sonst hätte das Ergebnis höher ausfallen müssen. Die Eintracht hat ihre Bestform noch nicht erreicht, doch sind einzelne Spieler nicht weit davon entfernt, so insbesondere Mantel, Möbs und Tiefel. Was uns allerdings Mantel neben seiner vollendeten Technik und Taktik heute an kämpferischem Einsatz gezeigt hat — eine an ihm bisher gänzlich vermißte Eigenschaft — war derartig, daß es wirklich keine Übertreibung ist, wenn ich behaupte: Mantel hat auf seinem Platz keinen Konkurrenten in Deutschland; er ist ein Ausnahmespieler bester internationaler Klasse!

Ludwigshafens Meisterkönnen ist stark verblaßt. Leider baut sich das Spiel dieser Elf immer noch auf einer Kette von Regelwidrigkeiten auf. Die bitteren Lehren der vergangenen Monate hatten nur zur Folge, daß man vorsichtiger und nicht fairer geworden ist...

Die Besucher des Eintrachtspiels konnten noch rechtzeitig zum Nachbar Fußballsportverein wandern, um das Treffen gegen Niederrad zu sehen, das die Bornheimer glücklich, nach beiderseits mäßigen Leistungen, 2:1 gewannen. Aus den beiden Spielen soll man aber vorsichtigerweise keine Schlußfolgerungen für das kommende „Derby" ziehen. Das ist wieder eine ganz andere Sache. (aus dem 'Fußball' vom 28.01.1936)

 

 


 

 

Bornheim und Riederwald — die Kampfplätze von Fußballsportverein und Eintracht liegen keine fünf Minuten auseinander. Zusammenlegen wollte man die Spiele nicht, also legte man sie hintereinander. Um 1.30 Uhr schon rollte der Film Eintracht gegen Phönix an — bei strahlendem Vorfrühlingswetter, Ende Januar! Und welch ein Film! Eine halbe Stunde floß das Eintrachtspiel wie ein lieblich anzuschauendes Schauspiel. Mantel spielte sein makellosestes Spiel, der Ex-Seckbacher Stürmer Groß glänzte (sein Brüder gab eine Stunde später bei Bornheim sein Debut als Läufer) und übertraf sogar Adam Schmidt, der sich noch mit einer Knöchelverletzung herumschlug, aber das dritte Tor mit einer Wucht einfeuerte, daß ich fürchtete, die Torhütte würde über dem verblüfften Zettl zusammenstürzen. Bei der Pause hatte es dank Möbsens Handelfer und einem Groß-Schuß 2:0 geheißen. Die zweite Hälfte war an Schönheit mit der zweiten nicht zu vergleichen, die Eintracht stoppte das Tempo, sie tat nicht mehr, als sie mußte, um kein Gegentor zu kriegen. Konrad war sogar zu leichtsinnig. Nur der Mittelläufer Tiefel hätte gern gesehen, wenn ein halbes Dutzend voll geworden wäre. Phönix war nicht schlecht, die Verteidiger Neumüller 2 und Schäfer, der Torwart Zettl sogar hervorragend. Die Elf des Vorjahres ist man doch nicht mehr. Irgendetwas an dieser Mannschaft ist zerbrochen. Sie muß sich erst wieder seelisch erholen. Wenn sie absteigt und das ist kaum mehr aufzuhalten, werden wir sie nicht länger als ein Jahr vermissen, wenn eine solche Voraussage auf lange Frist gestattet ist. (aus dem 'Kicker' vom 28.01.1936)

 

 

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