Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

Tschammer-Pokal 1942 - Reichsebene, 2. Schlussrunde

0:6 (0:1)

Termin: 09.08.1942 in Kassel
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Kuzorra (33.), 0:2 Eppenhoff, 0:3 Kalwitzki, 0:4 Burdenski, 0:5 Kuzorra (85.), 0:6 Kempen

 

 

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Eintracht Frankfurt FC Schalke 04

 


  • Kurella (Wuppertal)
  • Hinz
  • Schweißfurth
  • Kempen
  • Tibulski
  • Zwickhöfer
  • Burdenski
  • Kalwitzki
  • Eppenhoff
  • Kuzorra
  • Urban

 

 

 

(aus dem 'Frankfurter General-Anzeiger' vom 08./09.08.1942)

 


(Neueste Zeitung vom 09.08.1942)

 


(Neueste Zeitung vom 10.08.1942)

 

 


 

 

(aus dem 'Frankfurter General-Anzeiger' vom 10.08.1942)

 

 


 

 

Schalke brachte das Fortissimo am Schluß

Der Deutsche Meister zaubert neues Flügelläuferpaar hervor
Eintracht Frankfurt wehrte sich verzweifelt lange 0:1 und erlag dann doch mit dem ominösen 0:6

„Jedenfalls gibt es keine 6:0!" sagte der Vereinsvertreter der Eintracht eine Viertelstunde vor Schluß, als der Kampf noch 1:0 stand. Er hatte allen Grund es anzunehmen. Fünf Viertel Stunden lang hatte sich seine Elf mit Bravour gegen Schalkes Spiel zur Wehr gesetzt, hatte in der ersten Halbzeit fünfminutenweise häufiger den Ball geführt, das Eckballverhältnis lautete in der Pause 4:1 für sie, und vor allem stand ja During im Tor.

During ist der Mann des Tages, und gerade für ihn hatte die Kasseler Presse das einzige Fragezeichen in der Aufstellung der Frankfurter Mannschaft vermerkt. Der Rugbymann war ein Risiko, und dann parierte der Mann im giftgrünen Trikot mit einer Kaltblütigkeit und kühnen Gewandtheit, mit einem so sicheren Instinkt auch, daß die 18.000 Kurhessener aus Stadt und Land ihm nicht minder Bewunderung zollten als den einzigartigen Kombinationen des Deutschen Meisters.

Alles Vertrauen setzte die Mannschaftsführung der Eintracht in die Tordeckung Lindemann-Lehmann-Stubb, doch ohne During hätte sie früher kapituliert, weil die Deckungsmethode sich vorzeitig lockerte.

In der zweiten Halbzeit spielten die Schalker Flügel fast nach Gefallen. Oft wechselte Urban mit Kuzorra und Burdenski mit Kalwitzki, überhaupt alle fünf Stürmer untereinander, um in der letzten Viertelstunde mit einem kuriosen Balltanz aufzuspielen. Da zerbröckelte der Widerstand der Frankfurter von Minute zu Minute mehr und zerbrach schließlich derart, daß keine weitere Viertelstunde mehr dazukommen durfte.

Doch hatte Schalke Respekt vor der Eintracht. Das Leipziger Vorschlußrundenspiel vor 10 Jahren ist noch in Erinnerung, und dann hatten die Frankfurter ja auch alles herangeholt, was ihnen zur Verfügung stand. Groß, der in Oberhausen und in der Niederrheinelf sich auszeichnete, und Röll besetzten den rechten Flügel, da hatte der Deutsche Meister Bedenken ohne Flotho nach Kassel zu reisen. Herberger wollte ihn in den Uebungsspielen unbedingt haben, und so gab das Reichsfachamt Kurella, den Wuppertaler, als Ersatzmann frei. Leicht hätte bei einem weniger tüchtigen Wächter Eintracht führen und ausgleichen können. Zum meisterlichen Spiel der Schalker gehört eben ein Könner auf jedem Posten. Das Zusammenspiel ist alles für die blaue Symphonie auf dem Fußballfeld. Wie verständig ist das neue Außenläuferpaar, der schnelle goldblonde Zwickhöfer mit dem frischen Jungengesicht und Kempen, der kleinste und jüngste der Elf, den das Mannschaftsspiel schon wieder eingespannt! Zwickhöfer erzielte dribbelnd und ballpassend den ersten Treffer und Kempen schoß den letzten mit vortrefflichem Weitschuß.

Schalke war die bessere Mannschaft von der ersten Minute an, aber lange schien es, als ob die stärkeren Kämpfer in den rotschwarzen Reihen stünden. Heini Weber war frisch und heiter zum Spiel gekommen, um Hennes Stubb zu sehen. Vor einem Dutzend Jahren rivalisierten beide auf dem linken Verteidigerposten in der Nationalelf. Der Hennes kann noch viel, schlug wieder einmal einen 40-Meter-Ball aufs Tor, daß Kurella wie ein Gorilla unter die Latte springen mußte, aber der Kombinationswirbel entwaffnete schließlich auch Stubb. Stärker hielten sich Lindemann und Lehmann gegen die blauen Stürmer. Sie mußten eine Menge schaffen, denn Bechtold und der Verteidiger Heilig jagten immer nach dem Ball.

Was man im Kopf hat, braucht man weniger in den Füßen. Schalke liefert immer von Neuem die Demonstration zu diesem Grundsatz des Spieles.

Drei Meister des Südwestens sind mit 6 Toren Differenz geschlagen (Offenbach, Kaiserslautern und SS Straßburg), nun auch die Eintracht. Exakter und nachdrücklicher kann sich eine Ueberlegenheit auf dem Spielfeld nicht erweisen.

Doch hatte Pieneck seine Sorgen: alle Schalker mußten, sei es als Arbeiter oder Soldat, Sonntag wieder zurück sein, aber die Verzögerung des Spiels bedrohte die Heimreise. Im Tempo der Schlußviertelstunde rollte der Kasseler Aufenthalt der Schalker ab. Herberger hatte noch einmal angerufen, Urban und Burdenski nur ja nach Beuthen zu schicken. Burdenski spielt nicht gerade gern Rechtsaußen, der Läuferposten wäre ihm in der Nationalmannschaft lieber, und Urban trieb es auch heute in die Verteidigung, er schoß als einziger Stürmer keinen Treffer, sicher aber am meisten aufs Tor. Burdenski hatte zur ernstlichen Prüfung zu leichtes Spiel. Stubb hatte es mehr auf Kalwitzki abgesehen, und so kam der Rechtsaußen oft zu freiem Durchlauf, weil es an der nötigen Markierung fehlte. Eppenhoff, schon wieder leichtfüßig und aufmerksam wie im Frühjahr 1941, war auf Vorposten im Angriff des Meisters, und Kuzorras Tore zeigten in frappanter Weise die Beherrschung des Spielraumes; sie manövrierten die Abwehr völlig aus. Auf Kuzorras Paßspiel rannten die Gegner ins Garn. Ein plötzlicher Steilpaß zum noch plötzlicher vorstoßenden Stürmer verriet in lehrbuchartiger Klarheit die Feinheit und den Zweck des Zusammenspiels. Wie gut die Babys hier schon mitspielten, sagten wir bereits. Schalke fühlte sich sicher, sonst hätte es diesen die wichtigen Posten nicht anvertraut. Tibulski, etwas dicklich geworden, profitierte von der Schnelligkeit der Verteidiger. In der ersten Halbzeit hatte die Hintermannschaft des Deutschen Meisters nichts zu lachen.

In der Kunst der Zusammenarbeit klaffte der Unterschied zwischen den Gegnern von mindestens einer Klasse. Der lange Kraus war Eintrachts gefährlichster Stürmer, Adolf Schmitt, stark, knochig und schußgewaltig, aber leider leicht verärgert, Groß, im Westen viel gelobt, war schwächer, Ackermann schon fast ein Versager; so kam es zu keinem Treffer für Frankfurt — trotz der Verheißungen in der 1. Halbzeit.

Der Gast fand Kassel recht aufgeräumt für dieses Spiel, man sprach darüber im Hotel, beim Friseur, auf der Straße, die Zeitungen sparten keinen Platz bei der Vorschau, so erwarteten 18.000 Zuschauer auf der schönen Kurhessenanlage den Pokalschlager, dessen Verlauf noch kurz skizziert sei:

Fast vom Anstoß weg kam Eppenhoff zum torversprechenden Schuß, schon rempelt Kraus vor Ablauf der ersten Minute Kurella um. Es folgen gute Szenen der Eintracht. Rölls überschneller Schuß bringt Kurella zur ersten Ecke, der zwei weitere folgen. Schüsse von Adam Schmitt, ein Köpfler von Kraus halten Kurella in Schwung. Natürlich gehts vorm Eintracht-Tor nicht weniger lebhaft zu. Bald schon erweist sich die große Klasse Durings.

Dem ersten Schalker Tor voraus geht eine feine Kombination der ganzen Mannschaft. Urbans Kopfball, Zwickhöfers Durchspiel und Kuzorras Einschuß beenden sie meisterlich. Es ist die 33. Minute. Drei Glanzleistungen Durings, Schüsse von Kalwitzki, Eppenhoff und Urban beschließen die erste Halbzeit. In dieser Zeit war Eintracht dem Deutschen Meister ein ebenbürtiger Gegner.

Die zweite Halbzeit beginnt indessen mit starkem Drängen der Schalker. Bis zum Schlußpfiff erhöhen sich die Ecken von 1:4 auf 10:5 für Schalke. Aber die Tore lassen auf sich warten. During vollbringt prächtige Paraden und fordert wiederholt den Beifall der Menge heraus. In der 60. Minute verzapft Tibulski fast ein Eigentor und bald darauf knallt Urban den Ball an den Pfosten. Die 67. Minute verzeichnet noch einmal einen schneidigen Angriff der Eintracht im Duett Kraus-Groß, und in der 72. Minute scheitert an Zwickhöfers Kopfballabwehr eine weitere Chance. Noch können die Frankfurter ausgleichen, noch droht eine Verlängerung, ehe nun die letzte Viertelstunde angeht mit 5 weiteren Toren. Nr. 2: Eppenhoff erhält in freier Position den Paß zum kurzen Lauf und Einschuß, sofort flutete wieder ein Angriff gegen das Eintracht-Tor, Kalwitzki vollendet die Kombination zum 3:0, ums Haar wäre auch Nr. 4 geschossen, ehe During wieder prächtig pariert und Burdenski dann doch Nr. 4 schießt. Nur ncch 5 Minuten zu spielen, sie genügen für Kuzorra, der 30 Meter mit dem Ball läuft — 5:0 — und Kempen, der über seine Stürmer hinweg den Ball ins Netz setzt. 6:0!

So schließen wir mit einer Umkehr des ersten Satzes. Es wurde doch ein 6:0. Wer unter den 18.000 Zuschauern hätte in der 75. Minute noch diesen Tip gewagt? Die Schalker überfallen meist zu Beginn einer Halbzeit den Gegner, doch der Deutsche Meister liebt das Veränderliche, und darin liegt seine Stärke vor allem.      Erich Menzel. (aus dem 'Kicker-Fußball' vom 11.08.1942)

 

 


 

 

Als „Das" Spiel der dritten Runde wurde allgemein die Begegnung zwischen Schalke04 und Eintracht Frankfurt in Kassel bezeichnet. Die deutsche Meisterelf löste die schwere Aufgabe mit einem klaren 6:0- (1:0-)Sieg leichter als erwartet. Allerdings wurde die Eintracht vor 8000 Zuschauern auf dem Kurhessenplatz unter ihrem wahren Wert geschlagen. Kalwitzki eröffnete den Torreigen, den nach der Pause Eppenhoff, wiederum der Rechtsaußen Kalwitzki, dann wieder Eppenhoff. Kuzorra und der junge Halbrechte Kempen fortsetzten.

Bis 1/4 Stunde vor Schluß hielt sich die Frankfurter Abwehr ausgezeichnet, stand es doch bis dahin nur 1:0. Dann setzte sich das reifere Können der Knappen zahlenmäßig durch. Der Deutsche Meister hatte den Torwart Flotho durch Kurella (bisher Schwarz-Weiß Wuppertal) ersetzt. Bei Eintracht hielt During, ein Mann aus dem Rugby-Lager, mit großem Geschick. (aus dem 'Fußball' vom 11.08.1942)


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