Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Gauliga Hessen-Nassau 1942/43 - 14. Spiel

3:2 (1:2)

Termin: 24.01.1943
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Ketterer (Hanau)
Tore: 1:0 Alfred Kraus (8.), 1:1 Kaiser (12.), 1:2 Kaiser (37.), 2:2 Karlheinz Kirchheim (50.), 3:2 Walter Ganzmann (73.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Patzl
  • Teubert
  • Göhlich
  • Staab I
  • Genegens
  • Kaiser
  • Staab II

 

 

 

(aus dem 'Frankfurter General-Anzeiger' vom 23./24.01.1943)

 

 


 

 

6000 bestaunten 3:2 für Eintracht

Vorsprung der Kickers schmolz - Frankfurt darf wieder hoffen

Nach dem Unentschieden am Bornheimer Hang und der Niederlage von Reichsbahn-Rotweiß am 17. Januar schien am neuen Meisterschaftssieg der Offenbacher Kickers nichts mehr zu rütteln. Der 24. aber stellte wieder alles auf den Kopf. Er wird als ein "Tag der Frankfurter" in die Fußballgeschichte eingehen. Union, Reichsbahn-Rotweiß, der Sportverein und die Eintracht gewannen ihre Spiele, und Eintrachts 3:2 gegen die Offenbacher Kickers wird vielen als ein "Fußballwunder" erscheinen.

Als der Schiedsrichter abpfiff, kannte die Begeisterung des Eintrachtanhangs keine Grenzen. Er bejubelte einen Erfolg, der um so mehr beglückte, weil er ebenso unerwartet, wie verdient war. Die Kickers hatten ihr Bestes gegeben, sie zogen alle Register. Doch mühten sie sich vergebens. Zu viel seelische Kräfte hatte die schwierige Lage bei den Riederwäldern ausgelöst, zu stark wirkten sich Verstärkungen und glückliche Umstellungen aus. Diese Eintracht war nicht zu schlagen. Es war, als ob auch das Schicksal sich vor dieser Leistung beuge, als beim Stand von 2:2 in der 65. Minute - in einem Augenblick, in dem man fühlte, daß das nächste Tor entscheiden werde - ein von Lindemann unglücklich verwirkter Handelfmeter der Kickers vom Eintrachthüter abgeklatscht und die Lage von Lindemann dann endgültig geklärt werden konnte.

Diesmal war sich der Eintrachtsturm bewußt, daß gegen einen solchen Gegner ein Tor allein nicht ausreichen würde. An den Außenlinien klebend, zogen Röll und Ackermann die Abwehr auseinander, weitmaschig und steil stieß das Innentrio immer wieder durch und schuf so Gelegenheiten, die zum Siege ausreichen mußten. Prächtig auch das Spiel der Läuferreihe, die Gewaltleistung Lindemanns, der in dem neuen rechten Außenläufer Klaiber, einem Spieler aus der württembergischen Nachwuchself, einen wertvollen Helfer bekommen hat, dem nachzueifern der junge Bechtold keine Gelegenheit versäumte. Brav schlug sich aber auch De Jong als neuentdeckter Verteidiger, dessen schöne und direkten Abschläge ebenso gefielen wie die Sicherheit, mit der er Mann oder Ball in die Gewalt bekam. An seiner Verläßlichkeit wuchs der junge Holz, richtete sich der anfänglich unsicher wirkende Hüter Savelsberg auf.

Schade, daß einzelne Offenbacher wieder eine peinliche Note ins Spiel trugen, in erster Linie die Brüder Staab, die Glück hatten, mit Verwarnungen davonzukommen. Schiedsrichter Ketterer-Hanau brachte das Spiel aber bald wieder in sportliche Bahnen zurück. Staab 1 ließ in der Sturmführung Nowotny nicht vermissen. Aber er war zu sehr der Gefangene Lindemanns, um sich erfolgreich entwickeln zu können, und so war diesmal Kaiser, dem auch beide Treffer gelangen, der erfolgreichste der Offenbacher. Die Offenbacher Läuferreihe war gleichmäßig gut. Die Stütze der Hintermannschaft war Patzl, dieser erstaunliche Hüter, und der kleine Teuber, der von Spiel zu Spiel besser wird.

Ueber 1:0 und 1:2 zum 3:2

Gleich die ersten Minuten sind schwungvoll und mitreißend. Erst einige glänzende Angriffszüge der Kickers. Dann ist Eintracht obenauf, holt, während Göhlich für einige Augenblicke draußen ist, drei Ecken heraus, und die dritte führt in der 8. Minute zum beifallumtosten Führungstreffer. Ackermann schickt den Ball schulgerecht herein, und mit Köpfler lenkt Kraus ihn, hoch in der Luft schwebend, ein. Die Kickers sind verwirrt, sie schwanken, und Staab 1 entgleist. Wenig später wird Staab 2 verwarnt. Eintracht scheint die Lage zu beherrschen. Als sie dann aber bei einem Gegenstoß zurückweicht, statt anzugreifen, schießt Kaiser aus 25 Meter Abstand entschlossen, genau und hart ein. In nur vier Minuten ist aus dem 1:0 ein 1:1 geworden. Staab 2 leistet sich wieder einige Mätzchen, und langsam kommt Gewitterstimmung auf. Die Kickers sind wieder da. Dennoch bekommt Patzl mehr Arbeit als Savelsberg, und er hat das Glück, daß Kraus und Ganzmann ihn anschießen. In einen Schuß von Genegens wirft sich Holz, und auch Klaiber rettet bei brenzligen Sachen. Zehn Minuten vor der Pause wird die Eintracht schwächer. Nach Freistoß spielen sich die beiden Staab gemeinsam durch, der Ball kommt zu Kaiser, und schon steht es in der 37. Minute 2:1 für die Kickers.

Nach der Pause lassen [...] und Röll zunächst gut herausgespielte Gelegenheiten aus. Eintracht ist gut bei Atem, ihr Spiel gewinnt noch an Farbe und Glut. Die 50. Minute verhilft ihr zum Ausgleich. Die Kickers bringen den Ball nicht weg, und schon sitzt des Halbrechten Schuß. Ackermann muß es büßen, von Staab 2 "erwischt", sinkt er zusammen. Doch die Kickers sind "angeschlagen". Es stimmt bei ihnen nicht mehr, die Abwehrreihen schwimmen. Zurückgedrängt kommt sie nur selten noch einmal in die Eintrachthälfte. Alles hält den Atem an, als Lindemann bei einem Durchbruch der Gäste Hand macht und der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt deutet. Zur Enttäuschung der Kickers kommt Teubert nicht an Savelsberg vorbei. Das pulvert die Gäste noch einmal auf. Savelsberg bekommt Arbeit und leistet sie.

Auf einmal aber ist es um die Gäste geschehen. Angriff auf Angriff rollt gegen sie, mächtig hallt das Anfeuerungsgeschrei gegen die dunkle Waldkulisse, immer wieder bricht der rechte Frankfurter Flügel durch. In der 73. Minute Heingabe von rechts und Wuchtschuß Ganzmanns. Der Ball springt von Latte und Pfosten unhaltbar ins Netz. Die Entscheidung ist gefallen. Der Vorsprung war dieser Eintracht nicht mehr zu entreißen. ('Frankfurter General-Anzeiger' vom 25.01.1943)


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