Frankfurt erlebt eine Fußball-Renaissance, 
                    die Zuschauer strömen wieder an: 5000 sahen das reizvolle 
                    „Spiel der Rivalen". Der Boden kam den Absichten 
                    der Mannschaften entgegen, er federte, und wenn er .am Sonntag 
                    so ist, kann sich die Elf des Herbergerkursus so freuen wie 
                    ihr Gegner. Das Spiel ging ... Ja, um was ging es eigentlich? 
                    Um eine letzte bescheidene Hoffnung Bornheims. Vielleicht 
                    verloren die Kickers in Neu-Isenburg? (Sie verloren ... beinahe 
                    ... einen Punkt.) Die Eintracht ist gesichert, sie spielte 
                    um ihr Ansehen als die Mannschaft der schönen Kombinationsgespinste. 
                    Wenn man es von diesem Standpunkt aus betrachtet, haben beide 
                    Mannschaften gewonnen. Tatsächlich war die Eintracht 
                    35 Minuten lang die drängende, schöner spielende 
                    Elf. Dann zerriß ein sagenhaft schöner und harter 
                    Schuß Schuchardts alle Träume. Es war ein Ball, 
                    wie ihn die Masse liebt, das ersehnte und selten erreichte 
                    Ideal-Ziel: die aus der Luft gewaltig verwandelte Flanke. 
                    Der gelbe Ball "ging" nicht ins Tor, er schlug ein. 
                    Von diesem Torschuß an war Bornheim wie verwandelt.
                  Nun lief das Spiel quick und schneller noch 
                    als zuvor. Die Eintracht aber ließ die Flügel hängen. 
                    Im wahren Sinne des Wortes: die Flügelstürmer verloren 
                    das Zutrauen, der Innensturm mit dem an einer alten, aufgebrochenen 
                    Verletzung laborierenden Kraus in der Mitte, verlor den Schwung. 
                    Von nun an war alles nur noch die Frage, wie lange die Blondköpfe 
                    Klaiber und de Jong, der begabte Klüber und der sehr 
                    sichere Henig das Ergebnis niedrig halten würden.
                  Wie Lokomotiven stoben die Innenstürmer 
                    Bornheims in den rotschwarzen Strafraum. Schuchardt lief wie 
                    das Urbild eines „leichten Athleten" eintrachtwärts 
                    und brannte seine Schüsse ab, Dosedzal überspielte 
                    seine Niederräder Form bei weitem, und der Mann aus Flandern, 
                    Nelis, der Zuspielkünstler, schoß öfter aufs 
                    Tor als man es von ihm gewohnt ist. Deutlicher und klarer 
                    glitt das Spiel in die Beherrschung der Bornheimer hinein. 
                    Es fielen seltsame Tore. Das zweite, knapp vor der Pause, 
                    war wieder ein „Abstaubertor" Schuchardts, der 
                    ein verkorktes Hin und Her entschlossen beendete. Beim 3:0 
                    gleich nach dem Wechsel, ließen die Eintrachtler den 
                    gefährlichsten Mann im blauschwarzen Sturm einsam auf 
                    eine Dosedzalvorlage harren, die denn auch fahrplangenau hereinschnurrte 
                    und von Schuchardt herzhaft verwandelt wurde. Das 4:0, abermals 
                    Markt Schuchardt, wurde zentimetergenau in die äußerste 
                    Ecke gewinkelt. Dann erst ließ der große blauschwarze 
                    Sturm und Drang ein wenig nach und die Eintracht kurbelte 
                    ihr Spiel wieder an. Es floß wiederholt ganz hübsch, 
                    aber es war kein Glück dabei. Der sonst so unsichere 
                    Heim hielt sogar einen plötzlichen Fernschuß Klaibers. 
                    Von Kirchheim kam das Ehrentor: es glitt überraschend 
                    in die lange Ecke. Dann blies der blauschwarze Sturm wieder 
                    gehörig. Dosedzal ließ sichs nicht verdrießen, 
                    daß Böttgen einen Elfer verschoß, der für 
                    ein Foul an ihm (Dosedzal) begangen worden, er schoß 
                    trotzdem noch ein Tor, das 5:1 des Siegers.
                  Dem Spiel fehlte erfreulicherweise etwas: 
                    jegliches Holzen. Es lief wechselvoll, anständig und 
                    von Hermann-Ludwigshafen sauber geleitet, dahin.     Richard 
                    Kirn ('Kicker' vom 09.02.1943) 
                   
                  