Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1946/47 - 14. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: 26.12.1946 im Stadion
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Hirsch (Stuttgart)
Tore: 0:1 Rückel (10.), 1:1 Adam Schmitt (63.)

 

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Kreß
  • Lautz
  • Dehm
  • Klug
  • Dietsch
  • Hermann
  • Franz Dosedzal
  • Schuchardt
  • Rückel
  • Nold
  • Herbst

 

Trainer Trainer

 

Das war „unser Derby"

Mit dem Anpfiff verlegte die Eintracht bald das Geschehen in die Nähe des Bornheimer Strafraums. Mit flachem und formgerechtem Zuspiel trieben Sturm und Läuferreihe unentwegt den Ball über das glatte Parkett des Stadionspielfeldes, das sich trotz des Tauwetters in recht gutem Zustand befand. Es schien mitunter wie eine Parallele zum Clubkampf, denn diesmal trugen die Eintrachtler den roten Dreß. Ihre ersten Chancen aber wurden von Czakany vergeben, zum Teil mit einer gerüttelten Dosis Pech. Adam Schmitt und der glänzende Läufer Heilig trieben das Leder immer wieder nach vorne. Doch mitten in dieses Drängen der Schwarz-Roten führte ein schneller Gegenangriff zum Führungstreffer für die Männer aus Bornheim. Schuchardt nahm freistehend eine Flanke von links auf, und in letzter Not stürzte sich Turek dazwischen. Die abprallende Kugel wies Rückel endgültig in die Torecke.

Dieses Tor verlieh der blauschwarzen Mannschaft eine erhöhte Sicherheit. So führten auch die vielen Eintracht-Angriffe bis zur Pause zu keinem Erfolg. Mit traumwandelnder Sicherheit beherrschte Kreß seinen Strafraum and fischte sich alle Schüsse. Als Heilig eine Bombe torwärts jagte, halfen Glück und Latte dem großen Torsteher.

Nach der Pause stellte Bornheim um. Dosedsal ging in die Mitte und Noll in die Läuferreihe. Nachdem Wirsching die größte Gelegenheit des Spieles versäumte, folgte in der zehnten Minute der dramatischste Augenblick des Kampfes. Vier- bis fünfmal sausten Schüsse in den FSV-Strafraum, und jedesmal wurden sie wieder zurückgeschlagen. Wenig später fiel der Ausgleich. Einen Strafstoß von Gärtner lenkte Adamkiewicz mit dem Kopf zu Adam Schmitt, und dieser stieß an Kreß vorbei ins Netz.

Wer nun den FSV als verloren glaubte, sah sich getäuscht. Die blauschwarzen Stürmer entwickelten in der Folgezeit eine ziemliche Gefährlichkeit mit ihren blitzschnellen Steilangriffen, und so blieb das Spiel bis zum Ende verteilt. Einmal übersah der Schiedsrichter ein Handspiel im Bornheimer Strafraum, und auch wenig später hätte er Elfmeter geben müssen, als Rückel beim Alleingang gefoult wurde. Zwei Chancen am Eintrachttor und ein großes Glücksmoment für Turek beendeten dieses wirklich spannende und schöne Spiel. ('Frankfurter Neue Presse' vom 27.12.1946)

 

 


 

 

Kombinationen im Schnee

Das 82. Frankfurter Derby sahen sich nur 10.000 Zuschauer an. Die unfreundliche Witterung kann daran schuld gewesen sein, oder war es die Uebertragung der zweiten Halbzeit, die manchen zu Hause hielt? Es war ein typischer Schneeboden, oben matschig und unten glatt, auf dem Eintracht und Sportverein spielten. Trotzdem verlief das Spiel schnell, lebendig und spannend, und die Eintracht zauberte manche schöne Kombination auf den Schnee. Freilich teilweise auf zu engem Raum und immer wieder zeitraubend in die hinteren Regionen verschnörkelt — eine Spielweise, die dem Sportverein bei seiner Zerstörungsarbeit zustatten kam. Man wußte oft nicht, ob man sich mehr über die fliegenden Angriffe der Eintracht oder die schneidige Deckungsarbeit des Sportvereins freuen sollte. Ueber Adam Schmitt beispielsweise, dessen Vorlagen flach und egal über den Schneeboden hinwegstrichen, oder über die glänzenden Paraden des jungen Verteidigers Dehm und über das Stellungsspiel des Torhüters Kreß, das in seiner Einmaligkeit wohl in die Frankfurter Sportgeschichte eingehen wird. Die Eintracht war nicht so vollkommen wie sonst, denn wenn auch ihre linke Deckungseite kaum zu überwinden war und Heilig immer wieder den Anschluß nach vorne fand, so haperte es doch sehr auf der rechten Seite, und es fragt sich, ob alle Umstellungen, die hier vorgenommen wurden, wirklich am Platze waren. Es war auch eine große Leistung des Fußballsportvereins, der eineinhalb Stunden lang mit kurzen Unterbrechungen den schweren Druck der Eintrachtangriffe aushielt. Hier sah man wirklich keine Schwäche. Die beiden Außenläufer, die die Verbindung zum Sturm herstellen sollten, wurden allerdings mit ihrer Aufgabe nicht fertig und daher hing der Sturm ziemlich in der Luft, Schuchardt war mit seinen glanzvollen Sologängen freilich immer wieder gefährlich. Die Gefahr war um so größer, als Turek sich nicht wie sonst zurechtfand. Ueberraschend ging in der zehnten Minute der Sportverein nach einem abgeprallten Schuß Schuchardts durch den links freistehenden Rückel in Führung. Die Eintracht hämmerte nun ihre Angriffe pausenlos aufs Bornheimer Tor. Wiederholt war der Ausgleich greifbar nahe, aber er kam doch erst 18 Minuten nach der Pause durch Adam Schmitt nach einem von Gärtner getretenen Freistoß. Der FSV ging jetzt wieder mehr aus sich heraus, das Unentschieden aber blieb. Dieses Unentschieden, das übrigens auch unser Vorschautip gewesen war, darf als ein verdientes Ergebnis bezeichnet werden. ('Frankfurter Rundschau' vom 28.12.1946)

 

 


 

 

Das 82. Derby

Eine bunte Geschichte, die Geschichte der 82 Spiele zwischen Eintracht und Fußballsportverein. Am 2. Weihnachtsfeiertag wurde ein neues Kapitel geschrieben, spannend und aufregend wie die meisten seiner Vorgänger. Es war diesmal nicht der interessante Rahmen wie an anderen Derby-Tagen, wenn die Menschenmassen einer einzigen Mauer gleich sich um die Kampfbahn drängten.

Woran lag es wohl? War es das Schneetreiben, das die meisten Menschen fürchteten, oder die schlechten Verbindungen zum Stadion, da ja bekannt war, daß keine Sonderzüge hinausfahren würden, oder war

unser sportbegeistertes Radio Frankfurt daran schuld, daß die Fußballanhänger die 2. Halbzeit hinter dem warmen Ofen miterleben ließ? 10.000 Zuschauer sind eine geringe Zahl für das Spiel der Spiele im Frankfurter Fußball.

Es gab nicht wenige, die auf ein Unentschieden, ja sogar auf 1:1 getipt hatten, und wir müssen schon sagen, es war ein gerechtes Ergebnis, denn so sehr die Technik der Eintracht auf dem Schneeboden glänzte, der Widerstand der Bornheimer war immer imponierend, nie hatte man den Eindruck, daß die Hintermannschaft der Kreß, Dehm, Dietsch, Lautz ins Wanken geriet. Es war bei allem auch, von einer Viertelstunde der 2. Halbzeit abgesehen, nie ein ganz einseitiger Kampf. Denn wenn die Bornheimer sich aus ihrer Umklammerung freimachten und schnell nach vorne stießen, dann schien die Gefahr oft größer als bei den Angriffen der Eintracht, die pausenlos loshämmerten und doch immer auf einen organisierten Widerstand trafen.

Es war sicher kein Zufall, daß die beiden Männer, die die Tore, dieses Spiels entschieden, alte erfahrene Stammspieler ihrer Mannschaft sind. Auf der einen Seite Schuchardt, dessen Bombenschuß Turek schon ins Wanken brachte, ehe Rückel den Erfolg vollendete, und auf der anderen Seite war es Adam Schmitt, dessen wohlplacierter Schuß selbst einen Kreß vor die vollendete Tatsache stellen mußte.

Man sah es wieder einmal, daß Umstellungen immer eine Gefahr in sieh bergen. Gerade die rechte Eintrachtseite, die die anderen Spieler enthielt, fügte sich nicht so in das Gesamtsystem ein wie die linke Seite. Hier war Heilig, der Sonntag für Sonntag jedes Ligaspiel in seiner Mannschaft mitmacht, in strahlender Spiellaune. Auch der Sportverein hatte umgestellt. Man sah wieder einmal Herbst, der ein brauchbarer Ersatzspieler für die 1. Mannschaft ist, wie sich hier wieder einmal erwiesen hat.

Das große Derby ist gelaufen, und nun geht es wieder für längere Zeit gegen die berühmten Mannschaften aus Bayern, Baden und Württemberg. Man glaubt jetzt nicht mehr so recht daran, daß vielleicht die Eintracht in diesem Jahr das Rennen um die Süddeutsche Meisterschaft machen wird. Es hat zu viel Enttäuschungen in der Zwischenzeit gegeben. Aber eine andere Freude hat der wahre Sportsmann, daß nämlich jetzt beide Frankfurter Mannschaften im Konzert der Großen mitspielen können, daß keiner von ihnen mehr in die Gefahr des Abstieges geraten wird. Das ist ein Faktum, das nicht geringer eingeschätzt werden darf als die überragende Leistung eines der beiden Vereine. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint das Unentschieden doch als ein Symbol für den Aufstieg des Frankfurter Fußballs in der Saison 1946/47.      Erich Wick ('Der neue Sport' vom 30.12.1946)

 

 


 

 

Kreß und Dehm retteten das 1:1

Eintracht lag fast immer im Angriff und doch führte der FSV 65 Minuten 1:0

Das Frankfurter Derbv, das zum 82. Male stattfand, war in das Stadion verlegt worden. Man hatte Massenbesuch erwartet, infolge Schneetreibens blieb er aber aus und nur etwa 10 000 Zuschauer waren erschienen.

Matschiger Schnee und glatter Boden waren durchaus kein Parkett für die beiden großen Mannschaften. Und doch war der Kampf gut und spannend. Fast ständig drängte die Eintracht, aber noch großartiger wehrte die glanzvolle Verteidigung des Sportvereins ab. Es ist wirklich kein Zufall mehr, wenn der Fußballsportverein fast Sonntag für Sonntag, immer aus der Defensive heraus, Punkte holt. Diese Abwehr ist kaum mehr zu überwinden. Schlagsicher lenkte wieder der junge Dehm die Bälle aus der Gefahrenzone und neben ihm waren Dietsch und Lautz unermüdliche Zerstörer. Aber das hätte an diesem Tag nicht ausgereicht; die elegante Fangkunst von Kreß, der immer in der richtigen Ecke stand, war nötig, um der Eintracht standzuhalten. Oft gingen Schuß auf Schuß gegen das Bornheimer Tor — köpfend, springend retteten die Verteidiger.

Da hatte es der Eintrachtsturm schwer, zusammenhangvolle Handlungen zuwege zu bringen. Adam Schmidt stand auf einsamer Höhe. Seine feinen Vorlagen, seine halbhohen Schüsse beschworen immer neue Gefahren herauf. Adamkiewicz, durch eine Verletzung behindert, trat weniger hervor, auch Wirsching und Kraus blieben unter ihrem Wert. In der Läuferreihe hatte die Eintracht ein Uebergewicht. Heilig glänzte mit genauem Zuspiel. Gärtner war in der Abwehr unermüdlich und Adolf Schmidt leistete wertvolle Aufbauarbeit. Die jungen Außenläufer des Sportvereins kamen hier nicht mit. Die Hintermannschaft der Eintracht hat man schon besser gesehen. Während Bechtold das Menschenmögliche leistete, waren die Leistungen von Kolb sehr unterschiedlich. Auch Turek hatte Mühe, sich auf dem glatten Boden zurechtzufinden.

Das Spiel begann gleich mit. einer Drangperiode der Eintracht und Szakany hatte zwei große Torgelegenheiten. Ueberraschend kam jedoch in der 10. Minute Bornheim zum Führungstor. Schuchardt, wiederum der beste Stürmer des Sportvereins, der auch nachher mit seinen schneidigen Vorstößen immer wieder auffiel, hatte aus nächster Nähe aufs Tor geschossen. Turek konnte den Ball nur kurz abwehren, der zu dem freistehenden Rückel kam, der einlenkte. Die Eintracht drängte jetzt mächtig, schnürte den Sportverein mehr und mehr ein. Der Ausgleich ließ jedoch lange auf sich warten. Ein Strafstoß Gärtners brachte in der 63. Minute das verdiente 1:1. Nach kurzer Abwehr, schoß Adam Schmitt den Ball ein. Der FSV stellte seinen Angriff jetzt um, war aber weiterhin unterlegen. Allerdings war die Wucht der Eintracht-Angriffe nicht mehr so groß wie vorher und zum Schluß gab es auf beiden Seiten noch eine Reihe großer Tormöglichkeiten. Aber das 1:1, das nach der überragenden Abwehrleistung des Sportvereins nicht unverdient war, wurde gehalten.

Schiedsrichter Hirsch aus Stuttgart leitete das Spiel einwandfrei. (aus dem 'Sport' vom 31.12.1946)

 


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