VfL Neckarau - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1946/47 - 17. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: 19.01.1947
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Zins (München)
Tore: 0:1 Adam Schmitt (56.)

 

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VfL Neckarau Eintracht Frankfurt

  • Dieringer
  • Klamm
  • Wenzelsburger
  • Jennewein
  • Klostermann
  • Richard Wahl
  • Noack
  • Balogh
  • Soßna
  • Martin Gramminger
  • Karl Gramminger

 


 

Trainer
Trainer

 

Eintracht: „Die Reiseelf".

Nach dem Spiel in Stuttgart muß die Eintracht diesmal zum VfL Neckarau reisen, der auf seinem kleinen Platz an der Altriper Fähre stets gefährlich ist. Das Publikum wird die einheimische Elf dabei weitgehend unterstützen. Die Frankfurter werden ihr besonderes Augenmerk auf den Sturm der Mannheimer richten, der in Balogh, Preschle und Sossnar seine besten Leute besitzt. Im Lager der Schwarzroten ist man sehr zuversichtlich. Man hofft mit der Aufstellung von Stuttgart — Turek; Kolb, Bechthold; Schmidt, Gärtner, Schädler; Heilig, Wirsching, Adamkiewicz, Adam Schmitt, Szakany — die Punkte zu gewinnen. ('Frankfurter Neue Presse' vom 17.01.1947)

 

 


 

 

Liesem ist wieder dabei

Die Eintracht, die zum VfL Neckarau fährt, läßt diesmal den leicht erkrankten Bechtold aussetzen und nimmt Liesem, der seit einigen Wochen verletzt war, in die Verteidigung. Die übrigen Reihen sind unverändert, und man hofft bei der Eintracht, an der Altriper Fähre wieder einmal eine überzeugende Partie liefern zu können. Es spielen also: Turek; Kolb, Liesem; Schädler, Gärtner, Adolf Schmidt; Heilig, Wirsching, Adamkiewicz, Adam Schmitt, Szakany. ('Frankfurter Rundschau' vom 18.01.1947)

 

 


 

 

Einsame Säule Adam

VfL Neckarau - Eintracht Ffm. 0:1

An der Altriper Fähre mußte die Eintracht die Ohren steif halten, um beide Punkte mit nach Hause zu nehmen. Die Neckarauer sorgten dafür, daß Fischer im Tor nie arbeitslos wurde; im Gegenteil, die Hintermannschaft vom Riederwald war würdig, Schwerarbeiterzulagen zu erhalten. Erst nach einer Viertelstunde kam Frankfurt richtig in Schwung, aber es haperte hier und da. Wirsching bedarf dringend der Ruhe und Adamkiewicz hielt sein wahres Können versteckt. Nur Adam Schmitt ragte als einsame Säule zerborstener Pracht. Den Viertausend blieb der Torschrei in der Kehle stecken, als Liesem auf der Linie rettete. Im Anschluß daran feuerte Szakany so scharf, daß sein Schuß beinahe den Pfosten umgelegt hätte. Nachdem Adamkiewicz noch einmal verschossen hatte, konnte Klamm den Zuschauern ihre Beklemmung nehmen und einen Schuß „Adams" aus dem Tor köpfen. Bei einer Karambolage Gärtner-Balogh zog Letzterer den Kürzeren und ward bis zur zweiten Halbzeit nicht mehr gesehen.

Kaum hatte man wieder angetrillert, da suchte Petrus die Sportbegeisterung vergeblich mit hageligen Niederschlägen zu dämpfen. Es ging aber niemand ko., nur Balogh „übersah" aus fünf Meter Entfernung das lockende Torgehäuse. „Immer wieder Balogh", steht auf dem Block des Reporters; dieser Klassespieler ist der Motor, der seinen Sturm stets von neuem nach vorne treibt. Doch dann erhielt das einsame Frankfurter Horn Gelegenheit, Viktoria zu blasen. Adam Schmitt zieht das Leder mit seinen magnetischen Beinen an sich, eine kurze Drehung und schon liegt der Ball hinter Diringer. Das Barometer steigt auf Sturm: Reklamationen von allen Seiten, die

blauweißen Spieler dringen auf den Schiedsrichter ein, ein Zuschauer „verirrt" sich auf das Spielfeld, und aus dem Publikum werden Wörter gerufen, die nicht im „Duden" stehen, Balogh nimnt eine Gelegenheit wahr, um im Eintrachtstrafraum zu „sterben", doch als der Elfmeter pfiff ausbleibt, erfolgt seine „Wiederauferstehung" sehr rasch. Wirsching hat seine „Schießbrille" im Futteral gelassen, sein Schuß verfehlt das leere Tor. Zum Schluß hat die Eintracht den „Eisernen Vorhang" heruntergelassen. Adam Schmitt verdiente sich ein Sonderlob, der andere Schmidt, Schädler, Fischer und Kolb gefielen gleichfalls. Nach dem Spiel verließ ein Mann, von vier Polizisten bewacht, das Platzgelände. Kein Schwarzhändler, sondern nur — der Schiedsrichter. ('Der neue Sport' vom 20.01.1947)

 

 


 

 

Schwer erkämpfter Eintracht-Sieg

In der Mitte der zweiten Halbzeit hatte Adam Schmitt eine feine Heilig-Flanke aufgenommen, mehrere Gegner umspielt und das Leder unhaltbar zum einzigen Treffer eingeschossen. Ein Linienrichter wollte das Tor wegen vorausgegangenen Abseits annullieren. Der Schiedsrichter blieb bei seiner Entscheidung und ... ein Hexenkessel wurde geboren. Die Mannheimer brachten, von einem fanatischen Publikum unterstützt, in das bis zu diesem Zeitpunkt faire Spiel eine mehr als harte Note. Nur der standfesten und abschlagsicheren Hintermannschaft, allen voran Gärtner, Kolb, Schädler und Fischer im Tor (an Stelle des erkrankten Turek), verdankt die Eintracht diesen schwer errungenen Sieg. Ihr Sturm jedoch ließ viele Wünsche offen. Wirsching ist nicht mehr der lebendige Stürmer von einst, Adamkiewicz schien seine Schußstiefel vergessen zu haben und Czakany blieb unter seiner gewohnten Form. Lediglich Adam Schmitt mit seiner Ruhe und überlegenen Ballbehandlung und Heiligs rasante Flügelläufe wurden dem unsicheren Schlußdreieck der Badener gefährlich. Die Angriffsreihe der Platzherren, die in Sossna und Balogh zwei überragende Kräfte besitzen, schaffte vor allem in der ersten Halbzeit durch ihr trickreiches Spiel oft Verwirrung in den hinteren Reihen der Frankfurter, ohne die Chancen zu nutzen. Das leere Tor fand Balogh ebensowenig wie Wirsching. Ein Lattenschuß Czakanys ließ die Frankfurter Schlachtenbummler zu früh jubein. Manche turbulente Szene in Strafraumnähe ließ sie noch in den letzten Spielminuten um den Sieg bangen. ('Frankfurter Neue Presse' vom 20.01.1947)

 

 


 

 

Eintracht-Elf unter Druck

Die Eintracht mußte schwitzen, um den Sieg zu erringen. Eine Viertelstunde verstrich, ehe ihre ersten Kombinationszüge anrollten. Adam Schmitt war „Lokomotivführer", doch seine Assistenten Wirsching und Adamkiewicz fuhren diesmal im letzten Wagen. Szakany nahm einmal Maß, doch der Pfosten erwies sich als standhaft. Klamm eiferte Liesem nach, der gerade einen Ball von der leeren Torlinie geschlagen hatte, und tötete einen Schuß „Adams" ebenso. Kurz vor der Pause ereignete sich ein „Verkehrsunfall", und Balogh verließ für einige Zeit die Arena. In der zweiten Hälfte gab Balogh seiner Fünferreihe wieder den nötigen Auftrieb, dabei fand er aus fünf Meter einmal Fischers Haus nicht, der den erkrankten Turek gut vertrat. Adam Schmitt fand dann, daß es Zeit wäre, das Trumpf-As auszuspielen, meisterhaft zog er den Ball an sich und mit einem wunderschönen Tor übertrumpfte er alle. Nach diesem Treffer fand eine Massenkundgebung statt. Neckarau reklamierte Abseits, doch der Schiedsrichter blieb eisern. Noch einmal bot sich Wirsching eine große Chance, doch der blonde Albert „paßte". Nach dem Spiel trat der Schiedsrichter in „staatlicher Begleitung" den Heimweg an. ('Frankfurter Rundschau' vom 21.01.1947)

 

 


 

 

Neckarau begann zu stürmisch

In diesem von beiden Seiten mit größtem Einsatz durchgeführten Spiel wurde Neckarau im wahrsten Sinne des Wortes ein Opfer seines eigenen Tempos. Mit einer selten gesehenen Schnelligkeit spielte der Sturm Chance auf Chance heraus. Bis zur 25. Minute wurden allein acht klare Sachen notiert. Erst brachte Gramminger den Ball aus kürzester Entfernung nicht ins Tor, dann schloß Balogh feine Alleingänge mit schlechten Schüssen ab. Um das Pech zu vervollständigen, stolperten Soßna und Gramminger anschließend, fast auf der Torlinie stehend, den Ball ins Aus.

Die Neckarauer waren gegen den letzten Sonntag nicht wiederzuerkennen, Es war so richtig für die Fußballherzen, die fünf Stürmer im blauweißen Dreß spielen zu sehen. Herrliche Flankenläufe von Noack, prächtige Solos von Balogh wechselten mit fast mühelos laufenden Kombinationszügen. Die beiden Gramminger scheinen für solch schwere Spiele noch etwas zu schwach und überhastet zu sein. In der Verteidigung räumten Klostermann, Wahl und Wenzelsburger mit wuchtigen Abwehrschlägen auf und Dieringer zeigte sich auch von der besten Seite. Nur Jennewein schien, trotzdem er einige Male gut zerstörte, keinen guten Tag zu haben. Auch Klamm gelang nicht alles nach Wunsch.

So nervös aber die Neckarauer ob ihrer Mißerfolge wurden, umso ruhiger entwickelte sich Eintrachts Spiel. In der zweiten Hälfte waren die Gäste weitaus überlegen, während sich im Neckarauer Sturm Ermüdungserscheinungen bemerkbar machten. Die Eintracht-Läuferreihe deckte jetzt sorgfältig und Kolb-Liesem stellten ein abwehr- und schlagsicheres Verteidigerpaar. Fischer, für den verletzten Turrek im Tor stehend, hielt glänzend.

Der Frankfurter Sturm nützte die kleinen Schwächen in der Hintermannschaft Neckaraus geschickt aus. Das einzige Tor des Tages entsprang einem gut eingefädelten Angriff des gesamten Angriffs. Es wurde allerdings aus klarer Abseitsstellung heraus erzielt und war zugleich die einzige grobe Fehlentscheidung des sonst sicher leitenden Schiedsrichters. Ein Unentschieden hätten die Neckarauer verdient, obwohl die gute Leistung der Eintracht dadurch nicht geschmälert werden soll. (aus dem 'Sport' vom 22.01.1947)

 

 


 

 

Im Strafraum aufgeschnappt

EINTRACHT-OMNIBUS VERFOLGT STRASSENBAHN. Es gab am Sonntagmorgen erstaunte Gesichter in der Kaiserstraße. Ein blauer Omnibus verfolgte die Linie 10, aufgeregte Rufe ertönten, frenetisches Armefuchteln zog die Aufmerksamkeit auf sich. Handelte es sich um die Verfolgung eines Diebes? An der Haltestelle Weserstraße fand das Rätsel schnell seine Lösung. Unter Außerachtlassung der Vorschriften sprang ein Mann von der noch fahrenden Straßenbahn und reichte dem Omnibusfahrer einen Zettel. Die Eintracht hatte nur ihre Fahrgenehmigung nach Mannheim vergessen. Freude herrschte überall, die Reise konnte losgehen. ('Frankfurter Rundschau' vom 23.01.1947)

 

 

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