Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt 05

Oberliga Süd 1946/47 - 22. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: 16.03.1947
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Stein
Tore: 0:1 Baumann (58.), Adam Schmitt (75.)

 

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Eintracht Frankfurt FC Schweinfurt 05

 


  • Käser
  • Baier
  • Merz
  • Anderl Kupfer
  • Karl Kupfer
  • Bernard
  • Baumann
  • Schaupp
  • Kitzinger
  • Gorski
  • Lotz

 

Trainer Trainer
  • Hans Teufel

 

Kupfer-Kitzinger kommen

Ein Kuriosum vorweg: Die Schweinfurter spielten das letzte Mal im Februar am Hang, die Eintracht trug seit Januar kein Spiel in Frankfurt aus. Inzwischen hat sich die Lage zugunsten der Frankfurter verbessert. Die vielen Heimspiele und der schöne Erfolg gegen Schwaben lassen auf ein weiteres Vordringen der Schwarzroten hoffen. Auch Schweinfurt meldet noch Ansprüche auf einen der ersten Plätze an. Mit den beiden Kupfer und Alwin Kitzinger (oder Bernard) besitzen sie die stärkste Läuferreihe der Runde, in Merz einen talentierten Verteidiger und in Käser einen tüchtigen Hüter. Nur der wenig durchschlagskräftige Sturm hielt bisher nicht Schritt Dies sollte am Ende auch den Ausschlag zugunsten der Frankfurter geben. ('Frankfurter Neue Presse' vom 14.03.1947)

 

 


 

 

... und keiner kann sagen, wie es geschah

Eintracht - FC Schweinfurt 1:1

Es fing so schön an. Ein überraschend abgetrockneter Platz, die beiden Mannschaften im satten Grün und Rot, und eine Technik, die nach allen Seiten schillerte. Man denkt in solchen Augenblicken, wie schön es ist, daß der Winter vorbei ist, wieviel Freude uns bevorsteht, wenn Zuschauer und Spieler nicht mehr zu frieren brauchen.

Wir sind es gewohnt, am Bornheimer Hang auf Tore zu warten. Die erste Halbzeit warteten wir wieder einmal vergeblich, obwohl zweimal der Eintrachtball die Latte traf, das letztemal in der letzten Sekunde der ersten Halbzeit. Es gibt da so eine nette Anekdote von einer Wiener Mannschaft, die irgendwo gespielt hat. Sie hat viel „gspüllt", viel „gescherbelt", und darum haben die anderen den Sieg bekommen. Daheim in Wien angekommen, fragt man sie, warum sie verloren hätten. „Ja", sagt einer, „wir hätten halt noch mehr »scherbeln' müssen!"

So ähnlich war es diesmal mit der Eintracht. Da wanderte der Ball, da dribbelte der Eintrachtmann, da gab es Chancen in Hülle und Fülle. Aber bis der Funke gezündet hat, ist ein Schweinfurter, einer dieser schnellen, harten, gescheiten Deckungskünstler, dazwischengelegt. Braucht man da noch zu fragen, warum die Eintracht, zum zehntenmal, nur unentschieden gespielt hat?

Uebrigens, sieht man von Gärtner ab, der stehend, fallend, springend, der Mann der Abwehr war. und von Adam Schmidt, dessen Vorlagen durch ein Nadelöhr streichen, so genau sind sie berechnet — hatte die Eintracht Mann für Mann ihre kleinen Schwächen. Man sah es besonders bei den Außenläufern Schmidt und Schädler, die nicht gut genug den Anschluß nach vorne hielten. Wie dem auch sei, es war trotzdem ein gutes Spiel der Eintracht, und bei aller Härte ihres Gegners war sie meistens im Angriff. Die steil vorgetragenen Gegenangriffe freilich waren nicht von Pappe, blitzartig ging das oft voran, es ist die gute Kondition, die die Grünen besaßen.

Und dann fiel, auch noch unglücklich durch einen dicken Schnitzer Liesems, in der zwanzigsten Minute der zweiten Halbzeit das Führungstor für die Schweinfurter. Doch man hatte sich kaum Gedanken gemacht, als ein Strafstoß Gärtners (seine Strafstöße sind vorzüglich) im Strafraumgewühl landete und irgendwie ins Netz flog. Adam Schmitt hatte den Ball verlängert und ihn. wie unparteiische Zuschauer, darunter Schiedsrichterobmann Schmitt, bestätigten, mit der Hand mitgenommen. Der Torschütze selbst erklärte,

im Gewühl selbst nicht gewußt zu haben, wie der Ball weiterging. So passierte also den Schweinfurtern einmal das. was Frankfurter Mannschaften auch schon oft passiert ist: der Schiedsrichter hatte es nicht gesehen und gab das Tor. Er liß sich auch nicht durch langes Reklamieren beirren.

Im übrigen machte Strein-Sandhofen, der als guter Regelkenner begann, den Fehler, vieles durchgehen zu lassen. Sein klarster Fehler war, daß er die etwa vier Minuten der Unterbrechung nicht nachspielen ließ, statt dessen sogar noch eine Minute zu früh abpfiff. Das darf einem Regelkenner nicht passieren!      Erich Wick. ('Der neue Sport' vom 17.03.1947)

 

 


 

 

Ein umstrittenes Tor

Die Frühlingsluft hatte gestern 12000 Fußballanhänger mobilisiert. Sie standen und saßen am Bornheimer Hang (die Verwegensten hoch in den Bäumen), um die lang entbehrte Fußballkost zu genießen. Das weiche, regenschwere Spielfeld machte es den Kämpfenden schwer. Die robusten und härteren Schweinfurter setzten sich bis zur Grenze des Möglichen ein und nahmen das Unentschieden mit ins Bayernland.

Es war ein Tag der Verluste! Ein Mann hatte die Brieftasche verloren, ein anderer die Geldbörse (eine mit beträchtlichem Inhalt wurde gar „abgegeben"), ein entlaufener Drahthaarfox wurde eingefangen. Verloren ging auch ein Punkt für die Eintracht, ein sehr wichtiger Punkt (siehe Münchener Ergebnis!). Die Rotschwarzen waren überlegen. Wie so oft. Sie hatten einen flinken Sturm aufgeboten, einen Sturm der Leichtgewichte. Vielleicht fehlte doch der Brecher Adamkiewicz, um die Schweinfurter Läuferreihe aufzureißen. Muth konnte es bei allem Eifer nicht. An Wirsching hingen oft zwei Gegner, und Adam Schmidt war zu oft in „Privatkämpfe" mit Ander Kupfer verwickelt. Die Außen waren bei Beier-Merz gut behütet.

Alles Drängen der Läufer, mitunter gar der Verteidiger war umsonst. Ja, das gefährliche Aufrücken kostet in der zweiten Hälfte ein Tor! Gorsky hatte sich auf der linken Seite durchgesetzt, und seine Flanke schlug der grünweiße Rechtsaußen Schaupp ins Netz. Der Ausgleich ließ nicht lange auf sich warten! Adam Schmidt lenkte einen Strafstoß Gärtners ins Tor!

Die Massen jubelten, aber die gesamte Schweinfurter Mannschaft „bestürmte" minutenlang den Unparteiischen Schrein (Mannheim). Adam hatte nämlich den Ball ... mit der Hand ins Tor gespielt. Das sah man auch auf den Rängen. Der Unparteiische aber blieb bei seiner Entscheidung ... und Eintracht behielt ein glückliches Tor! ('Frankfurter Neue Presse' vom 17.03.1947)

 

 


 

 

Frankfurt im Eintracht-Fieber

Frankfurt wollte am Sonntag die Mannschaft sehen, die bei Schwaben Augsburg gewann. Man sah sie in der gleichen Aufstellung (denn Adamkiewicz saß als Zuschauer auf der Tribüne), man sah sie oft entzückend spielen, aber die uns da die schönste Technik vorgeigten, waren doch fast alle "Engel mit kleinen Fehlern". Mit den Bällen fummeln, ungenau abspielen, nicht schnell genug sich vom Gegner lösen, das waren die Fehler, die einen Punkt kosteten und beinahe einen zweiten. Schweinfurt freilich war ein ungewöhnlicher Gegner. Seine Härte und Schnelligkeit, sein steiles Angreifen waren so richtig herzhaft und geeignet, den Ballvirtuosen ein Schnippchen zu schlagen. Klasse war Ander Kupfer als Deckungsmann, und auch seine Nebenspieler verstanden, Mann um Mann zu bewachen. Zweimal war es trotzdem nahe, das Führungstor der Eintracht, zweimal traf der Ball die Latte, und Wirsching hatte schon die Hände hochgerissen. Da führte nach einem unglücklichen Fehlschlag Ließems in der 65. Minute Schweinfurt durch Schaupp, und gleich darauf stand es 1:1 durch die Männer, die die Besten der Eintracht waren: ein Freistoß Gärtners wurde von Adam Schmitt eingelenkt. Es war allerdings ein Händetor, man möchte fast sagen, ein „Schlienz-Tor". Adam Schmitt war, wie er es darstellte, nicht genau im Bilde, wie er den Ball (bzw. ihn der Ball) getroffen hatte. Lange Debatten folgten, der Schiedsrichter blieb beim Ausgleichstor und trillerte dann unerwartet frühzeitig ab. ('Frankfurter Rundschau' vom 18.03.1947)

 

 


 

Kitzinger als Mittelstürmer

Die Aktionen der Frankfurter Eintracht erschienen heute planlos und ohne Zusammenhang. Nur in der ersten Halbzeit erarbeitete die Mannschaft zeitweise eine Ueberlegenheit, die aber an der starken Schweinfurter Abwehr immer wieder scheiterte. Adam Schmidt und Szakany bildeten einen sehr gefährlichen Flügel. Dagegen standen die Leistungen des rechten Flügels etwas zurück. Adolf Schmidt und Schädler mühten sich als Außenläufer redlich ab, ohne daß sie jedoch ihrem Sturm die notwendige Unterstützung bringen konnten. Turek schien in flachen Bällen eine verwundbare Stelle zu haben.

Schweinfurt zeigte ein wesentlich systemvolleres Spiel als die Eintracht. Die Schweinfurter operierten diesmal mit einer vollkommen umgestellten Mannschaft. Kitzinger spielte zurückgezogenen Mittelstürmer, dadurch gewann erstens der Sturm außerordentlich an Durchschlagskraft und wurde vom übertriebenen Kreiseln bewahrt und zweitens wurde das Mittelfeld ganz eindeutig von der Läuferreihe Kupfer Anderl, Kitzinger, Bernard beherrscht. Der rechte Flügel Baumann-Schaupp war dem linken Lotz-Gorsky fast gleichwertig. Auch das Schlußdreieck ließ keine Wünsche offen.

Das aufgeweichte Spielfeld erschwerte das Spiel arg. Die Eintracht mußte ihre anfängliche Ueberlegenheit an die Schweinfurter abgeben, die allerdings dann nach dem Seitenwechsel durch Baumann in Führung gehen konnten. Der Schweinfurter Druck wurde bis zum Spielende nur einmal durch die Frankfurter unterbrochen und zwar gerade zur Zeit des Ausgleichs. Der Torhüter Käser erreichte einen hart vor das Schweinfurter Tor kommenden Strafstoß nicht. Auch der danebenstehende Adam Schmidt konnte den Ball nur noch mit der Hand ins Tor lenken. Dieses klare Handspiel wurde vom Schiedsrichter übersehen. Auf Befragen des Spielers erklärte dieser ausweichend: „Ich weiß es nicht mehr." (aus dem 'Sport' vom 19.03.1947)

 


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