FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1946/47 - 33. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: 01.06.1947 im Stadion
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Winkler (Nürnberg)
Tore: 0:1 Albert Wirsching (8.), 1:1 Herbst (47.), 2:1 Schuchard (63.), 2:2 Willi Kraus (75.)

 

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Kreß
  • Lautz
  • Dehm
  • Nold
  • Dietsch
  • Hermann
  • Pyttel
  • Schuchard
  • Dosedzal
  • Herbst
  • Schmitt

 


 

Trainer Trainer

 

Im Frankfurter Derby wurde nichts verschenkt!

Fußballsportv. — Eintracht 2:2

Ein Fußballdrama, das im Stadion vor über 20.000 Zuschauern abrollte. Wer nach der Pause erschien, hätte es kaum für möglich gehalten, wie sich die erste Halbzeit vom zweiten Akt dieses Spieles abhob. Nicht nur über dem Bornheimer Anhang, sondern auch über seinen Spielern schien eine tiefe Depression zu lagern. Dabei hatte der FSV gar nicht schlecht angefangen, aber als die Eintracht blitzschnell in Führung ging, wollte man um Kreß resignieren.

In der ersten Halbzeit zeigte sich der Sturm mäßig. Pyttel rückte immer wieder zu weit nach innen — ein Fehler, der bei ihm neuerdings deutlich zutage tritt, die beiden Halbstürmer Schuchardt und Herbst waren Ausfälle, Dosedzal fummelte sich stets von neuem fest, und so stand der kleine Schmidt als Linksaußen allein auf weiter Flur. Das Zuspiel landete meistens in den Beinen des Gegners, und selbst Dietsch brauchte seine Anlaufzeit. Zuverlässig wie immer Dehrn und Hermann, Nold aufopfernd im Zerstören.

Ganz anders bot sich die Eintracht dem Publikum, nicht zuletzt auf Grund ihrer überragenden Außenläufer. Unermüdlich trieben Schädler und Adolf Schmidt ihren Sturm (Muth — Wirsching — Heilig — Baas — Kraus II) gen Kreß' Heiligtum und fütterten ihn mit sammetweichen Vorlagen. Vorne war es Wirsching, der auf der Lauer lag, und wenn sein blonder Schopf in der Nähe des blauschwarzen Strafraumes auftauchte, dann war höchste Gefahr. Hinten wurde man mit den Widersachern leicht fertig, und so konnte das Eintrachtspiel wie ein Uhrwerk ablaufen. Nach dieser ersten Halbzeit gab man dem FSV keine Chance mehr, denn er mußte gewaltig Kraft opfern, um überhaupt standzuhalten.

Doch als Herbst gleich nach der Pause der Ausgleich gelang, erwachte der alte Löwengeist der Bornheimer. Plötzlich war alle Depression verschwunden, die Halbstürmer gaben dem blauschwarzen Sturm Gefährlichkeit. Die schönen Eintrachtkurzpässe der ersten Halbzeit versanken, jetzt wurde es Derby, Kampf um jeden Meter Boden und harter Einsatz. Die Eintracht überstand diese Drangperiode der Mannen vom Hang und konnte — jetzt belohnte sich ihr kraftsparendes Spiel vor der Pause — energisch zurückkontern.

Gerade hatte das Spiel seinen Anfang genommen, da versiebte Dosedzal zwei klare Chancen. Die Bornheimer ließen nicht locker, und ihr Anhang sah ihnen zufrieden zu. Aber bei einem Vorstoß der Riederwälder spielten sich Wirsching und Kraus wechselseitig durch; und dem blonden Albert gelang es, Kreß zu schlagen. Eine Lähmung befiel die Blauschwarzen. dem Sturm gelang kaum mehr ein Zug, und immer heftiger setzte die Eintracht Kreß und seine Kollegen unter Druck. Das kurzpassige Spiel der Eintracht entzückte das Auge, sie spielte, und beim FSV schien man jede Hoffnung fahren zu lassen.

Erst drei Minuten der zweiten Halbzeit waren um, da geschah das Unmögliche. Vor Turek entstand ein Getümmel rot- und blaublusiger Körper, bei den Riederwäldern verließ sich einer auf den anderen, und Herbst schob das Leder über die Linie. Dieses Tor gab Auftrieb! Die Feldüberlegenheit lag in den Händen der Bornheimer. Aus verteiltem Feldspiel schickte Schmidt Schuchardt auf die Reise, und hier war er wieder, der alte gefürchtete Torjäger Schuchardt, gegen seinen Schuß war Turek machtlos. Bornheim schwamm in Seligkeit!

Das Drama erreichte seinen Höhepunkt, das Spiel wurde härter. Wirsching, Muth, Kraus schießen, köpfen und kämpfen, aber Kreß ist anscheinend nicht mehr zu schlagen. Doch da Jubel, Wirsching hat den Ausgleich erzielt, aber der Linienrichter hatte Abseits gewunken. Das Derby drohte zu einer Farce zu werden, Proteste. Pfiffe, drohende Arme, aber Schiedsrichter Winkler (Nürnberg) steuerte es an diesen gefährlichen Klippen vorbei. Der Kampfeswillen der Eintracht fand seine Belohnung. Muth flankte hart an der Torlinie, und der wieselflinke Kraus II war zur Stelle, 2:2.      Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 02.06.1947)

 

 


 

 

Eintracht-Technik scheitert an FSV-Kampfgeist

Das Spiel der beiden Frankfurter Vereine vor 20 000 Zuschauern im traditionsreichen Stadion hielt einen Vergleich mit früheren Kämpfen der beiden Vereine nicht aus. Vor allem in der ersten Halbzeit war die Eintracht mit ihrer ausgezeichneten Technik so stark tonangebend, daß die Bornheimer fast den Mut zu verlieren schienen. Dabei hatte allerdings die Eintracht lediglich eine 1:0-Führung erzielt, spielte aber dann so leicht, zu elegant, als ob sie den Sieg schon in der Tasche hätte. Immer wieder bewunderte man die Verteidiger und die Läuferreihe, die dem Bornheimer Sturm kaum eine Chance ließen. Aber das Spiel hatte zwei Halbzeiten.

Nach der Pause rissen sich die Bornheimer zusammen und prompt gelang es ihnen, mit wohldurchdachten Steilvorlagen die Eintracht-Deckung aufzureißen. Zwei feine Tore waren die Ausbeute, aber die Schönheit des Spieles erstarb bald, als beide Mannschaften nun mit aller Härte zu kämpfen begannen.

Bedauerlicherweise war der Schiedsrichter trotz seiner anfangs gezeigten Qualitäten nicht hart genug, um das Spiel wieder in normale Bahnen zu .lenken. Mit dem 2:2-Ergebnis mochten schließlich beide Vereine zufrieden sein, denn wenn auch die Eintracht das bessere Spiel zeigte, so war doch der Kampfgeist der Bornheimer so stark, daß das Unentschieden nicht unverdient war.

(aus dem 'Sport' vom 04.06.1947)

 


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