Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1951/52 - 2. Spiel

3:1 (0:0)

Termin: 26.08.1951 auf dem Bornheimer Hang
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Winkler (Nürnberg)
Tore: 0:1 Meyer (57.), 1:1 Otto Tempel (57.), 2:1 Friedel Reichert (67.), 3:1 Alfred Pfaff (68.)

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Rado
  • Schaffner
  • Schwarz
  • Nold
  • Lurz
  • Scherer
  • Meik
  • Herrmann
  • Gonschorek
  • A.Meyer
  • Wirth

 

Trainer Trainer
  • Fred Harthaus

Eintracht durch Pfaffs kluge Regie gefährlicher als je!

Eintracht siegte im 96. Lokalderby durch stärkere Abwehr und zielstrebigeren Sturm

„Passen Sie mal auf!", sagte während der Straßenbahnfahrt zum Bornheimer Hang ein Mann zu mir, „heute gibt es eine Ueberraschung; der Favorit gewinnt das Derby." Der Favorit war die Eintracht. Der Prophet hatte also mit seinem (scheinbaren) Paradoxon recht behalten.

Rado — Henig zunächst ohne Arbeit

Zunächst kamen die aus beiden Lagern in hellen Scharen zum Bornheimer Hang gepilgerten Zuschauer gar nicht in Derbystimmung. Beinahe ängstlich tasteten sich die beiden alten Lokalgegner eine geschlagene Spielhälfte lang ab. Bar aller Höhepunkte plätscherte der Fluß des Kampfes dahin. Selten kam eine Vorlage weiter als über zwei eigene Leute, dann verfing sie sich an den Beinen eines Gegners oder kam so steil in den Strafraum, daß Rado hier und Henig dort zunächst nichts weiter zu tun hatten, als, gemächlich aus ihrem Tor laufend, die Bälle aufzunehmen. Zwingende Gelegenheiten gab es weder für „Rot-Weiß" noch für „Blau-Schwarz".

Aber dann ging's los. Nach dem Wechsel erwies sich schnell, daß vorher die Bornheimer Deckung doch wesentlich mehr unter Druck gestanden hatte als bei oberflächlicher Betrachtung zu erkennen war. Die Männer um den bis dahin sehr wirkungsvollen Stopper Lurz, die Schwarz und Schaffner und sogar mitunter der eiserne Nold, gerieten ins Wanken. Nur Scheerer blieb gleichmäßig gut. Er versteht sich ausgezeichnet auf die Lehre von der Oekonomie der Kräfte, die er klug einzuteilen weiß. Sicher und fehlerlos blieb Rado im Tor wie sein Gegenüber Henig.

Heilig/Wlocka bremsten Herrmann/Wirth

Aber mit dem blauschwarzen Angriff war kein großer Staat zu machen. Er verstand die Bälle nicht zu halten und trug so sein gerütteltes Maß Schuld am schließlichen Zusammenbruch der überlasteten Deckung. Sein gefährlichster Mann, der schnelle Rechtsaußen Meyer, brachte seine Elf wohl zunächst in Führung, aber in der gleichen Minute konterte Tempel und die Partie stand wieder unentschieden. Von da an war es mit der blauschwarzen Angriffsherrlichkeit zu Ende. Herrmann und Wirth, die recht gut begonnen hatten, versanken wieder in die Mittelmäßigkeit. Ihre Gegner Heilig und Wlocka nahmen sie in Haft und Gonschorek hatte gegen den ausgezeichnet spielenden Eintracht-Stopper Kesper überhaupt nichts zu melden.

Etwa 25 Minuten vor dem Ende kam dann die „Eintracht" mit einer Rechts-Links-Doublette entscheidend durch. Rechtsaußen Reichert drückte bei einem Getümmel in der Mitte den Ball über die Torlinie und Pfaff ließ aus 25 m Entfernung einen Freistoß an den äußersten Torgiebel rechts über Rado krachen, daß der Bornheimer Hüter die Engel singen hörte.

Eintracht entschlossener, zielbewußter

Seit ihrer Amerika-Reise sahen wir die „Eintracht" erstmals wieder. Es war nicht zu verkennen, daß die „Adlerträger" wesentlich einheitlicher, zielbewußter und entschlossener als im Vorjahr geworden sind. Heute hatten sie freilich einen sehr schwachen Punkt. Der auf halblinks eingesetzte Tempel ist ein Ausfall. Er blieb bei der Ballannahme viel zu umständlich und gab ungenaue Vorlagen. Eines freilich muß man Tempel zugute halten: Es ist ganz gewiß eine schwere Aufgabe, ausgerechnet im Derby zu debütieren.

Auf der Tribüne: Dr. Ivo Schricker!

Der geistige Lenker des „Eintracht"-Sturms war Pfaff. So müde seine Bewegungen manchmal auch aussahen, der Linksaußen war immer im richtigen Moment dort, wo er am nötigsten gebraucht wurde. In der Mitte oder auch ganz drüben an der rechten Flanke. Die ihm eigene saubere Ballbehandlung und ausgezeichnete Schüsse ließen ihn zum produktivsten Mann seines Angriffs werden, der nach ihm in Schieth und Reichert die stärksten Kräfte hatte. Ueber Jänisch ein Urteil abzugeben, scheint uns nach diesem Spiel noch verfrüht.

Das 96. Derby verlief überaus fair und anständig. Man schenkte sich nichts, aber man respektierte die Regeln und die Gesundheit des Gegners. Als hoher und seltener Gast wohnte Dr. Ivo Schricker, der frühere Generalsekretär der Fifa dem Kampf bei. Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Kolb war unter den Zuschauern. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 29.08.1951)

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