Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1951/52 - 21. Spiel

5:2 (1:1)

Termin: 03.02.1952
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 0:1 Kurt Krömmelbein (22.), 1:1 Schreiner (27.), 1:2 Hubert Schieth (54.), 2:2 Schreiner (62.), 3:2 Schreiner (70.), 4:2 Baas (74.), 5:2 Preisendörfer (75.)

>> Spielbericht <<

Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Zimmermann
  • Emberger
  • Magel
  • Schmidt
  • Kämmerer
  • Keim
  • Kaufhold
  • Schreiner
  • Preisendörfer
  • Baas
  • Weber

 


 

Trainer
  • ??
Trainer

Schieths Regie erschütterte Kickers, ehe Schreiner das Rad herumriß

Eintracht faszinierte wie eine Eisrevue, in der Schieth-Krömmelbein Starrollen spielten

Man braucht diesmal mit Superlativen nicht geizen. Es war der dramatischste Kampf und zugleich die beste Fußballwerbung, die dem Offenbacher Publikum seit langem geboten wurde.

Man vergegenwärtige sich das noch einmal: Kommt da eine „Eintracht" zum Bieberer Berg, spielt kaltschnäuzig, zeitweise in ganz großer Linie und startet zu Beginn Angriffswellen, daß den Offenbachern Hören und Sehen verging. Auf dem glatten Schneeboden schienen die Frankfurter geradezu eine Fortsetzung der vielen Eisrevuen, die zur Zeit in Frankfurt steigen, bieten zu wollen. Fast meinte man, sie hätten von diesen Eis-Primadonnen einiges abgesehen. Der glatte Boden schien sie überhaupt nicht zu behindern. Jedenfalls waren Krömmelbein und Schieth in dieser Anfangsperiode die großen Spielmacher der Frankfurter, die ihre technischen Fertigkeiten ins hellste Licht rückten.

Jänisch fühlte sich zwischen diesen fabelhaften Halbstürmern sehr wohl und half mit, die Offenbacher Abwehr oft aufs Glatteis zu führen. Es war vorauszusehen, daß so schwere Männer wie Emberger, Kemmerer und Magel mit den Tücken des Bodens sich erst vertraut machen mußten, um einigermaßen standfest zu werden. Erst wenn hinten alles dicht war, konnte der Angriff aus eigener Initiative starten.

Das geschah prompt nach der Pause, als den Offenbachern das Wasser bis zum Halse stand. Schon in der ersten Halbzeit war „Eintracht" nach ihrer großen ersten Viertelstunde nicht unverdient in Führung gegangen. Das Tor, das Krömmelbein markierte, war einer Idee von Schieth zuzuschreiben, der kaum je ein besseres Spiel als diesmal geliefert hat.

Nach der Pause war es ähnlich. Auch diesmal war Schieth der große Mann im Angriff, der seine Gegenspieler spielend stehen ließ, sie mit einer Körpertäuschung ins Leere schickte, dann zu einem Solo ansetzte und mit dem Ball fast ins Tor lief. Dieses 2:1 allerdings war viel zu früh gefallen, als daß es auf dem Bieberer Berg schon die Entscheidung bedeutet hätte. Schon vor der Pause lieferten die Offenbacher nach dem „Eintracht-Führungstor im Angriff ein wesentlich besseres Spiel.

Nach dem Wechsel war es wieder Schreiner, der die Wendung fertig brachte. 10000 Menschen auf den Rängen, denen das Herz bis zum Halse schlug, feuerten ihre Mannschaft leidenschaftlich an. Die Kickers-Spieler wußten, um was es ging, und was in dieser letzten halben Stunde auf dem Spiele stand. Von der 60. bis 70. Minute kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Begeisterung, die immer stärker wurde, läßt sich kaum beschreiben. Schreiner und immer wieder Schreiner war derjenige, der Offenbachs Angriff auf Hochtouren brachte, der sich aber auch selbst zum Vollstrecker machte, als alles schief zu gehen drohte.

So schoß er zunächst aus schier unmöglichem Winkel unhaltbar unter der Latte und dann war er wie ein Blitz aus heiterem Himmel vor Henig, als Henig der einzige Fehler im ganzen Spiel unterlief und Schreiner zur Offenbacher Führung einschießen konnte. Die Begeisterung drinnen und draußen nahm dramatische Formen an. Als schließlich Baas und Preisendörfer das Endergebnis herausschossen, und die Offenbacher bis zum Abpfiff drückten und drängten, da wußten Zuschauer und Spieler, daß in dieser letzten halben Stunde der Bieberer Berg ein grandioses Spiel, vielleicht das größte der Saison, gesehen hat.

Man kann die Kritik der „Eintracht"-Mannschaft nicht beenden, ohne die glänzenden Leistungen von Henig und Wloka gewürdigt zu haben und für den schweren Stand, den etwa Heilig, Kudras und Kaster auf diesem Eisparkett hatten, Verständnis aufzubringen. Offenbachs Mannschaft stellte erst in der letzten halben Stunde zufrieden, da allerdings bedingungslos. Immerhin hatten die Offenbacher das Glück, zweimal den psychologisch wichtigen Moment zu erwischen und nach dem, 1:0 und 1:2 den Ausgleich zu erzwingen.

Schiedsrichter Ruhmann leitete souverän wie immer. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 06.02.1952)

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