Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1952 - Gruppe 1 - 7. Spiel

2:0 (1:0)

Termin: 14.06.1952
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Alt (Frankfurt)
Tore: 1:0 Preißendörfer (29.), 2:0 Preißendörfer (50.)

>> Spielbericht <<

Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Zimmermann
  • Emberger
  • Haas
  • Schmitt
  • Kemmerer
  • Keim
  • Kaufhold
  • Schreiner
  • Preißendörfer
  • Baas
  • Weber

 


 

Trainer
Trainer

Henig vereitelte Fassaden-Einsturz

Die Eintracht tut gut, ihrem Torwart Henig eine Sonderprämie zu genehmigen. Ohne seine Zauberhände hätte der Derby-Sieger vom Fronleichnam auf dem Bieberer Berg wahrscheinlich seine Fassade verloren. Nur unwahrscheinliche Paraden Henigs en masse vereitelten den drohenden Einsturz und Zusammenbruch.

Auf dem gepflegten, elastischen Rasen dozierten die Kickers eine Stunde lang wieder, was die Engländer als „team-work" bezeichnen. Ihr Kombinationsspiel lief wie ein frischgeöltes Uhrwerk, sämtliche zehn Feldspieler waren ständig in Bewegung, immer stand ein Offenbacher frei und mit beinahe tödlicher Sicherheit kam der fällige Paß bei ihm an. Die Eintracht, die den verletzten Kaster durch Bechtold ersetzte und Krömmelbein als Läufer servierte, warf sich diesem Schachspielern im Fußballdreß mit erstaunlicher Wucht und Verbissenheit entgegen und Wlockas Eisenschädel fing auch die härtesten Schüsse ab. Aber der eigentliche Rammbock, an dem sich die Kickers-Angriffswellen brachen, hieß Henig Er reagierte mit der Geschwindigkeit des Schalls, zeigte Parterre- und Luftakrobatik in gleicher Vollendung und wuchs zur Höhe des Riesenkrans empor, der z. Z. den Bieberer Berg beherrscht. Beim besten und schönsten Schuß eines unerwartet schmissigen und temposchnellen Kampfes, der sich auch mitten in der Saison sehen lassen konnte — bei einer Dreizentner-Baas-Bombe - vertrat ihn die Latte, die unter der Wucht zu bersten drohte. Aber sonst war er der Herr im Hause.

Die zwei Saftschüsse Preißendörfers die im Kasten landeten, hätten auch zwei Henig nicht gehalten. Sie wurden jeweils aus halb-Iinker Position abgefeuert und sausten mit Vehemenz ins Netz. Beide Treffer resultierten im übrigen aus zwingenden Kombinationszügen. Zuerst — es war in der 29. Min. — leisteten Haas, Keim und Baas die Vorarbeit und fünf Minuten nach dem Wechsel zog Preißendörfer den Schlußstrich unter eine Aktion, die von Keim eingefädelt worden war und im Zick-Zack-Kurs über Schmitt und Schreiner geführt hatte. Nach diesem zweiten Treffer, der alles regelte, war der Tatendurst der Kickers gelöscht und je lustloser sie wurden; desto lebendiger wurde die Eintracht. Aber mit ihrem Verlegenheitssturm war dem zuverlässigen Zimmermann nicht beizukommen. Die paar gefährlichen Schüsse, zu denen sich die Eintracht-Stürmer aufrafften, zog er mühelos an sich.

Originell war, daß beide Stopper als Rechtsaußen endeten. Kemmerer, der mit Jänisch leicht fertig wurde, zwang eine Hüftverletzung schon vor der Pause zu diesem Schichtwechsel, Wloka kopierte ihn einer Knöchelverletzung wegen Mitte der zweiten Hälfte.

Sie kamen sich dort beide sichtlich fremd vor. Preißendörfer, Baas, Schmitt, Keim und Emberger funkelten im Kickers-Aquamarin besonders hell, bei der Eintracht verdienten sich — neben Henig und Wloka — das Dioskurenpaar Bechtold—Heilig und der nimmermüde, aber balltechnisch immer noch ungenügende Jänisch einen Stern zur Eins. Krömmelbein spielte am genauesten zu, Geier entwickelte das meiste Temperament, aber eine baldige Sehnenzerrung bremste seinen Unternehmungsgeist.

Alt-Frankfurt gab seinen — hoffentlich anwesenden — Kollegen Anschauungsunterricht in der Leitung von Lokalkämpfen. Er brachte eine Pfeife von durchdringender Lautstärke mit und gab den Herren Spielern beim kleinsten Anlaß zu verstehen, daß er keinerlei Lust habe, mit sich Schlitten fahren zu lassen. Das half — es blieb bei einigen, im Keim erstickten Ansätzen. (aus 'Der neue Sport vom 16.06.1952)

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