FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1952/53 - 6. Spieltag

1:3 (0:1)

Termin: 28.09.1952 am Riederwald
Zuschauer: 28.000
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Tore: 0:1 Erich Dziwoki (13.), 1:1 Ruppel (60.), 1:2 Heinz Dokter (86.), 1:3 Erich Dziwoki (88.)

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Rado
  • Nold
  • Niebel
  • Lurz
  • Schwarz
  • Scherer
  • Kunkel
  • Wirth
  • Gonschorek
  • A.Meyer
  • Ruppel

 


 

Trainer
  • Jules Turnauer
Trainer

Wloka, der eiserne Besen im „Eintracht"-Strafraum

Dziwokis Torinstinkt sicherte Sieg

Im 100. Frankfurter Derby war die Eintracht „bei sich selbst zu Gast", nämlich auf ihrem neuen Platz am Riederwald! Der Rahmen, der das Fußballgemälde umspann, war bezaubernd. Nach einem trostlosen Samstag, an dem die Welt in unaufhörlich vom Himmel strömenden Wasserfluten unterzugehen schien, strahlte am Sonntag goldene Herbstsonne auf das satte Grün des Platzes, dessen Drainage die Regenmassen bis auf den letzten Tropfen verschluckt hatte.


Die Kapitäne
Wirth und Bechtold

Fast 30 000 Zuschauer waren gekommen, wie einst im Mai! Und doch, fehlte zu diesem Jubiläums-Derby das, was die meisten seiner Vorgänger auszeichnete: Die Spannung, die einst den Massen aus beiden Lagern den Derby-Tag zu einem außergewöhnlichen Fußball - Erlebnis machte.

Wie bei einem Spiel mit einem beliebigen auswärtigen Gegner wurden die Führung der „Eintracht" und der Ausgleich der Bornheimer hingenommen und dann kam der zweite Treffer der „Eintracht" so unerwartet überraschend, daß die Zuschauer, zum größten Teil schon im Aufbruch begriffen, vor lauter Verblüffung nur mäßig reagierten. Erst jetzt, als die „Eintracht" sofort, in die völlig verwirrte FSV-Deckung nachstieß und auch noch das dritte Tor fiel, geriet alles, was auf „Eintracht" schwört, in wilde Begeisterung, während die FSV-Anhänger in stummer Resignation abzogen ...

Die Hintermannschaften waren sich gleichwertig, mit einem kleinen Plus für „Eintracht". Henig und Rado in den Toren, die Verteidiger Bechtold und Kudras hier sowie Nold und Niebel dort, gaben sich kaum etwas nach. Schwarz war zwar kein schlechter, aber Wloka ein großartiger Stopper, immer den Mann, nie den Raum deckend, mit kühlem Kopf auch in gefährlichen Situationen weit und sauber abschlagend. Die Außenläufer Heilig und Krömmelbein sowie Lurz und Scheerer hatten im. gleichen Maße mehr gute als schwache Momente. Heilig und Scheerer gefielen uns am besten.

Bleiben die Angriffsreihen. Hier hatte „Eintracht" ein klares Plus. Hier war wenigstens periodenweise etwas vom alten „Eintracht"-Stil zu erkennen. Nur war der Sturm der „Eintracht" zwar nicht besonders großartig, aber die Bornheimer hatten demgegenüber wohl 5 Stürmer, jedoch einfach keinen Angriff. Am wirkungsvollsten blieb noch der Rackerer Ruppel. Wirth hatte, neben vielen schwachen Momenten, einige gute Ideen, Mayer wirkte zappelig und unkonzentriert.

Gegen Wloka verschwand Bornheims Mittelstürmer Gonschorek einfach in der Versenkung. Er ist kein Ballführer, kommt selten am Gegner vorbei und nur, wenn er in die „Gasse" geschickt wird, wird er schlagartig gefährlich. Niemand aber im FSV-Angriff brachte dies zuwege. So also arbeiteten die fünf FSV-Stürmer zwar fleißig und unverdrossen, aber immer wieder wurden sie rechtzeitig gebremst, und es ist bezeichnend, daß außer dem Treffer der einzige schwere Schuß, den Henig halten mußte, vom Läufer Scheerer kam. Dies wurde auch heute deutlich: Ohne Richard Hermann in bester körperlicher und spielerischer Form ist der FSV-Sturm von heute nur Durchschnitt — und das ist eine wohlwollende Zensur.

Auch im „Eintracht"-Angriff war keineswegs alles Gold, was glänzte. Manches gelang Jänisch, Geyer und Dokter, aber sehr viel ging auch, daneben. Pfaffs Aktionen sahen mitunter sehr gut aus, aber sein Gegner Lurz wußte um seine „Einbeinigkeit" und nutzte diese Kenntnis weidlich aus. Aber da war Dziwoki, der Mann mit dem Riecher für torreife Situationen schon in Augenblicken, in denen andere noch gar nicht an sie denken. Mit Schnelligkeit, Härte im Geben, und Nehmen und immer den kürzesten Weg zum Tor suchend. Dziwoki und Wloka — sie waren in erster Linie ausschlaggebend für den Sieg, der an einem hauchdünnen Faden hing.

Nach, einer knappen Viertelstunde ging die „Eintracht" in Führung. Dziwoki stand plötzlich haargenau am richtigen Fleck, in der Mitte, als ein weiter Paßball von Jänisch in den Bornheimer Strafraum kam. Ohne zu zögern, nahm Dziwoki Maß und knallte flach und unhaltbar ein. Ohne besondere Höhepunkte zog sich dann das Spiel bis zur 60. Minute hin. Der FSV war dabei meist leicht feldüberlegen. Aber eine ernsthafte Gefahr für Henig gab es kaum. Auch Rado wurde in dieser Zeit vor keine schweren Probleme gestellt.

Da erlief Ruppel eine Vorlage von Scheerer und diesmal hatte Henig keine Abwehr-Möglichkeit gegen den Prachtschuß des Bornheimer Linksaußen, der zum Ausgleich einschlug. Es ging jetzt etwas lebhafter zu. Angriff und Gegenangriff wechselten häufiger, aber die Hintermannschaften standen eisern. Die Zuschauer begannen abzuwandern, draußen vor dem Platz begann schon der Ansturm auf die Straßenbahnen. Da kam der Ball leicht und wie selbstverständlich zu Dokter, der ganz frei stand und mit hartem Schuß Rado zum zweiten Male schlug.

Die FSV-Deckung war völlig durcheinander, und die „Eintracht" nützte die Verwirrung aus: Von links her strich das Leder parallel zur Torlinie herüber nach rechts und wieder stand Dziwoki im richtigen Moment am richtigen Platz und im Fallen schoß er den Ball ins Netz! Innerhalb von wenigen Minuten, unmittelbar vor dem Abpfiff, war also aus dem Unentschieden ein „Eintracht"-Sieg geworden, der im Ergebnis dem Verlauf im Feld nicht ganz entspricht, aber wegen der geschilderten Vorteile auf Seiten der „Eintracht" dennoch gerechtfertigt erscheint.

Schiedsrichter Schmetzer (Mannheim) leitete einwandfrei und großzügig und imponierte vor allem durch seine zutreffenden Unterscheidungen zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Handspiel. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 01.10.1952)

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